LiebesLeben (German Edition)
passte zu ihm. „Was ist mit deinem wichtigen Kunden“, fragte sie sanft.
„Der kann mich so was von am Arsch lecken!!!“
Alle Augen wandten sich ihnen zu und man verfolgte interessiert, wie er aufsprang, seine T asche packte und aus dem Café stürmte. Sie beeilte sich, um zu bezahlen, griff sich seine Jacke und eilte ihm hinterher. „Du hast deine Jacke vergessen, du Kindskopf und überhaupt wolltest du doch ein Auto mieten.“
Er schaute sie aufmerksam an. „Dieses Mal meinst du es ernst, nicht wahr?“
Sie standen auf dem zugigen Bahnsteig und hielten sich gegenseitig fest.
„Mir ist ganz kalt“, sagte sie leise. Er zog sie wortlos fester an sich und sie kuschelte sich in seinen Arm. Nur nicht heulen, dazu würde später noch Gelegenheit genug sein.
Der Zug hielt und er ließ sie zögernd los, trat von einem Bein aufs andere. Stieg schließlich ein, ohne etwas gesagt zu haben.
Aber eigentlich war ja auch alles gesagt worden.
Auf dem Nachhauseweg schaltete sie das Autoradio ein, Phil Collins sang:
So you ‘re leaving
in the morning
on the early train.
I could say everything’s all right
and I could pretend and say good-bye…
Wütend wischte sie sich die Tränen ab. Warum tat es nur so verdammt weh, vernünftig zu sei!
Nachtschicht
Sie summte vor sich hin, während sie ihm die Butterbrote zurechtmachte, welche sie a nschließend liebevoll in seine spezielle Tupperdose packte. Noch ein Apfel dazu und Kaffee in die Thermoskanne, wie jeden Abend.
Er ging schon seit Jahren nachts arbeiten, daran hatte sie sich gewöhnt, war froh, immer allein über das Fernsehprogramm entscheiden zu können. Früher war es ihr manchmal schwergefa llen die Abende ganz allein zu verbringen, doch das schliff sich schnell ab. Schließlich brachte die Nachtschicht Zulagen, man konnte sich einiges leisten, was sonst nicht möglich gewesen wäre.
Doch heute schien alles anders zu sein. Er packte seine Tasche wortlos, sah sie kaum an und verabschiedete sich, ohne sie noch einmal in den Arm genommen zu haben. Ging ohne ein liebes Wor t, ohne ein Lächeln und sein obligatorisches ,bis gleich‘.
Verwundert starrte sie die Tür an, die er leise, fast zaghaft hinter sich ins Schloss gezogen ha tte.
Sie schüttelte energisch den Kopf, sicher bildete sie sich da etwas ein. Warum sollte ausgerechnet heute etwas anders sein als sonst? Sie würde es sich jetzt auf der Couch bequem machen und den schon sehnlichst erwarteten Freitagskrimi anschauen.
Doch während der Mord aus Leidenschaft auf dem Bildschirm problemlos geklärt wurde, fu hren ihre Gedanken Karussell, drehten sich immer wieder um ihren Mann und sein merkwürdiges Verhalten.
Wenn sie es recht bedachte, so benahm er sich in der letzten Zeit überhaupt komisch, war u nkonzentriert, permanent reizbar und schlecht gelaunt. Ließ sie links liegen, sprach möglichst nicht mit ihr. Ja, er mied sie geradezu. Selbst ihre Annäherungsversuche am Mittwochmittag hatte er ignoriert, obwohl das doch ihr traditioneller Tag war.
Sie runzelte die Stirn. Könnte es denn möglich sein? Untreue - bisher hatte sie nie einen G edanken daran verschwendet, konnte sich so etwas nicht vorstellen, doch sein Verhalten erschien ihr plötzlich sehr verdächtig.
Ganz gegen ihre Gewohnheit schüttete sie sich ein Glas Wein ein, nahm einen großen Schluck. Man hörte und las es ja immer wieder: Männer im mittleren Alter, die jahrelang treu waren schlugen plötzlich über die Stränge, betrogen ihre Ehefrauen mit irgendwelchen jüng eren Flittchen. Hatten mit einem Mal keinen Sinn für Verantwortung und eheliche Treue mehr.
Merkwürdig, ihr Glas war schon leer, kaum dass sie daraus getrunken hatte. Sie schenkte sich nach, nahm in einem Zug.
Andererseits konnte sie sich das bei ihm nicht vorstellen, er war doch immer so ruhig und b esonnen. Doch wie hieß es schon in dem Sprichwort: Stille Wasser sind tief! Sie griff sich an den Kopf. „Und ich schmiere ihm auch noch seine Brote, wahrscheinlich mache ich mich total zum Trottel!“ Nein, das würde sie ganz bestimmt nicht mehr tun, dafür konnte in Zukunft seine Freundin sorgen.
Bestimmt war er auch heute bei ihr. Sie griff zum Telefon, begann seine Handynummer zu wählen, legte den Hörer abrupt auf. Was wenn er sich meld ete und ihren Verdacht bestätigte? Wie sollte sie reagieren? Immerhin hatten sie im letzten Jahr ihre Silberne Hochzeit gefeiert.
Inzwischen war der Mörder gefasst, sogar die
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