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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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hast mich aus dem Weg geräumt, als wäre ich ein ärgerliches Hindernis, eine Gesundheitsgefährdung, ein Stein des Anstoßes, ich werde das mit dir nicht tun, denn du warst meine Frau, die Mutter meines Sohnes wirst du immer bleiben, aber ich möchte dir eine Frage stellen, wer denkst du, dass du bist, für wen hältst du dich?
    Ich verstehe diese Frage nicht, antworte ich, inzwischen weiß ich, dass dieses Gespräch nicht so ablaufen wird, wie ich es mir vorgestellt habe, und er sagt, ich verstehe nicht, was dieser Besuch soll, glaubst du wirklich, dass ich irgendein Schokoladensoldat in einem deiner Spielchen bin? Dass du mich vor- und zurückschieben kannst, wie es dir gerade passt? Als du mich aus deinem Leben entfernt hast, hast du nicht an mich gedacht, und auch jetzt, da du versuchst, mich zurückzuholen, denkst du nicht an mich, sondern nur an dich selbst.
    Ich protestiere, wirklich, Amnon, heuchle doch nicht, keiner trennt sich seinem Partner zuliebe und keiner kommt zurück seinem Partner zuliebe, im Eheleben geht es doch nicht um Wohltaten, und er sagt, ich spreche nicht von Wohltaten, sondern von einem Minimum an Rücksichtnahme, von der Fähigkeit, den anderen wahrzunehmen. Du erwartest, dass die ganze Welt sich nach deinen wechselnden Launen richtet, als du genug von mir hattest, musstest du mich loswerden, wenn ich dir fehle, musst du mich sofort zurückhaben, wann wirst du endlich erwachsen, Ella, und ich seufze, senke den Kopf, du hast Recht, Amnon, es tut mir Leid, und er winkt ab, ich brauche deine Entschuldigung nicht, das nützt mir nichts mehr, ich bin, was dich betrifft, schon woanders, aber das bemerkst du noch nicht einmal, und ich höre meine zappelnde Stimme, was heißt das, woanders?
    Ich bin hier, sagt er mit einer Handbewegung zum Sofa und den Sesseln, mir geht es hier gut, ich habe meine Ruhe, alles, was in den letzten Jahren zwischen uns passiert ist, hat an meinen Nerven gezerrt, ich habe gespürt, dass du dich immer weiter von mir entfernst, ich fühlte mich bedroht und habe mit Aggression reagiert, ich weiß, dass du es nicht leicht hattest mit mir, aber auch ich hatte es schwer, ich musste merken, dass du mich nur noch als Vater für deinen Sohn wolltest, und auch das zu deinen Bedingungen, von Tag zu Tag wurde ich überflüssiger, ich hatte keine Chance, dich zufrieden zu stellen. Du bist fähig, dich zu verlieben, Ella, aber nicht, zu lieben, sobald du enttäuscht bist, erkaltet deine Liebe, aus deinem ständigen Kritisieren steigt eisige Kälte auf, du bist genau wie dein Vater, du hast so sehr unter ihm gelitten, und jetzt bist du wie er, es stimmt ja, dass ich viele Schwächen habe, aber ich habe dich geliebt, und zu meinem Kummer beruhte das nicht auf Gegenseitigkeit, jetzt, nachdem ich die Erschütterung überwunden habe, fühle ich, dass ich gesund werde, meine Beziehung zu Gili wird besser, es tut mir gut, ohne dich mit ihm zusammen zu sein, es tut mir gut, ohne dich mit mir allein zu sein, ohne das Gefühl, dass alles, was ich tue, geprüft und auf die schwarze Liste meiner Sünden gesetzt wird, es tut mir Leid, Ella, aber das ist die Wahrheit, ich habe mich von dir entwöhnt.
    Aber Amnon, ich schlage dir doch nicht vor, zu dem zurückzukehren, was war, sage ich großzügig, natürlich müssen wir vieles an unserer Beziehung in Ordnung bringen, aber wir haben noch immer Liebe im Haus, das hast du selbst gesagt, und auf Liebe verzichtet man nicht so leichtfertig, seine Kraft für eine Erneuerung einzusetzen ist besser, als sich zu trennen. Er seufzt, dann nehme ich zurück, was ich einmal gesagt habe, das ist schon lange keine Liebe mehr, sondern eine schlechte Gewohnheit, ich glaube nicht mehr an diese Beziehung, am Ende hast du Recht behalten, auch wenn dein Weg fragwürdig war, es ist aus zwischen uns, es war schon vor Jahren aus, sein blauer Blick flattert einen Moment lang über mein Gesicht und wendet sich gleich wieder zum Fenster, und ich höre ihm zweifelnd zu, es fällt mir schwer zu glauben, dass alles zu Ende sein soll, schließlich hast du auch nicht heiraten wollen, erinnere ich ihn, auch Gili hast du nicht gewollt, das hat Zeit, hast du immer gesagt, wozu brauchen wir diese offizielle Bestätigung, wozu brauchen wir dieses Joch, genießen wir doch erst mal einander, aber immer hast du dich seufzend gefügt, und ich war betrunken von meiner Macht über dich, als hätte ich ein riesiges Tier gezähmt, doppelt so groß wie ich, einen echten Minotaurus, einen

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