Liebeslied für einen Prinzen
beharrte Jeremy auf seinem Standpunkt.
Für Elena gab es nur eine mögliche Antwort, die sie unter Tränen lächelnd gab: „Das sagenhafte blinde Mädchen sagt Ja.“
EPILOG
„Dad, es schneit!“
Adam stand vor dem bodenlangen Spiegel und zupfte verzweifelt an der Krawatte, die einfach nicht gerade sitzen wollte. „Du solltest dich eigentlich anziehen“, ermahnte er seinen Sohn. „Die Trauung findet schon in knapp einer Stunde statt.“
„Ja, ich weiß“, erwiderte Jeremy strahlend. „Aber es schneit draußen!“
„Du kennst doch Schnee“, entgegnete Adam. „Im letzten Winter waren wir zum Skilaufen in Aspen.“
„Aber, Dad, Elena hat noch nie einen Schneeball in der Hand gehabt“, erklärte Jeremy eifrig. „Das hat sie mir selbst erzählt.“
„Tatsächlich nicht?“, fragte Adam überrascht.
Der Junge nickte aufgeregt. „Sie wird begeistert sein. Komm schon, wir müssen mit ihr nach draußen gehen. Beeil dich! Wir holen sie!“
Adam freute sich über den Enthusiasmus seines Sohnes. In den Wochen, seit sie in New York angekommen waren, hatte Jeremy sich weiter zu seinem Vorteil entwickelt. Er war offen, liebevoll und voller Lebensfreude. Das war Elenas Werk. Alles Gute in Adams Leben war Elenas Werk. Und heute würden sie endlich heiraten.
In getrennten Räumen der Hochzeitskapelle von Moss Garden sollten sich die zukünftigen Eheleute auf den Bund fürs Leben vorbereiten. In der Kirche warteten bereits die Freunde. Einige waren aus San Rinaldi eingeflogen, andere gehörten zu ihrem neuen Bekanntenkreis in New York und hatten mit der Musikhochschule zu tun, an der Elena studierte.
Obwohl erst kurze Zeit vergangen war, hatten Elena, Adam und Jeremy bereits begonnen, in der neuen Umgebung ein gemeinsames Leben aufzubauen. Jeremy war an einer guten Schule angemeldet, und Adam hatte bereits etliche Investoren mit seinen Vorstellungen für eine Produktionsgesellschaft begeistern können. Die Zukunft erschien ihm hell und strahlend.
„Komm endlich!“, drängte sein Sohn und zog ihn an der Hand.
„Das geht nicht, Jeremy. Ich darf Elena nicht vor der Trauung sehen, weil das Unglück bringt.“
Dieses Argument ließ Jeremy nicht gelten. „Du hast immer gesagt, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Komm schon!“ Aufgeregt lief er zum Fenster. „Komm her und schau dir an, wie groß die Schneeflocken sind!“
Er folgte dem Jungen ans Fenster und stellte überrascht fest, dass Jeremy nicht übertrieb. Die Flocken waren tatsächlich ungewöhnlich groß und glitzerten im Licht des späten Nachmittags an den Zweigen der Bäume wie Juwelen. So etwas hatte Adam noch nie gesehen. Der Schnee schuf einen ganz besonderen Zauber für einen ganz besonderen Tag.
Jeremy hatte recht. Elena musste diese Erfahrung machen, denn niemand wusste, wie lange der Schnee liegen bleiben würde.
„Also gut“, entschied Adam und schritt zur Tat. „Wir müssen uns aber beeilen. Du nimmst die Hintertreppe und wartest unten. Ich hole Elena aus ihrem Zimmer. Und wenn sich jemand zeigt, pfeifst du, alles klar?“
„Alles klar.“ Jeremy nickte glücklich. „Los jetzt!“
Nachdem Adam die Treppe hinaufgelaufen war, blieb er vor der Tür des Zimmers stehen, in dem sich seine Braut aufhielt. Von drinnen hörte er viele verschiedene Stimmen. Damit hätte er rechnen müssen.
Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und entdeckte Gino, Natalia und noch zwei Frauen, die Adam nur flüchtig kannte. Sie alle kümmerten sich um die Braut. Nur Fabio bemerkte seine Anwesenheit und wedelte.
Selbst wenn ihm der Hund beistand, diese Leute würden nie zulassen, dass Adam ihnen jetzt die Braut entführte. Was sollte er bloß machen?
Er zog die Tür zu und überlegte. Die anderen mussten sich entfernen, damit er mit Elena allein war. Ihm fielen nur Ablenkungsmanöver ein, die ihm eine Menge Ärger und vielleicht sogar eine Nacht im Gefängnis einbringen würden. Das wollte er nicht aufs Spiel setzen. Er bevorzugte es, die Hochzeitsnacht zusammen mit seiner Braut zu verbringen.
Als er hinter sich Schritte hörte, drehte er sich um. Natalia hatte ihn vorhin offenbar doch bemerkt und war auf den Korridor getreten, um zu erfahren, was Adam wollte.
„Ich habe dich spionieren gesehen, du böser Junge“, scherzte sie. „Du weißt doch genau, dass das nicht erlaubt ist.“
„Natalia!“ Adam ergriff ihre Hände und drückte sie. „Es schneit, und das muss ich Elena zeigen.“
„Jetzt?“, fragte sie ungläubig.
„Ja,
Weitere Kostenlose Bücher