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Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Titel: Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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betrat, fühlte sie sich wie benommen.
    Nachdem sie den Lift verlassen hatte, war dieser Mann auf sie zugegangen – besser gesagt, auf den Lift. Sein selbstbewusster, energischer Gang passte zu seiner gesamten Erscheinung. Der Fremde war groß und sah atemberaubend gut aus.
    Allerdings auf eine ganz andere Art als der jungenhafte Ian. Dieser Mann war einen guten Kopf größer und wirkte kraftvoller, obwohl er schlank war. Sein Teint war dunkel und sein Haar tiefschwarz. Er hatte sie mit seinen dunklen Augen unter den dichten Brauen einen Moment lang angesehen, als würde er tief in ihr Inneres blicken.
    Zwar hatte er nur wenige Worte mit Marisa gesprochen, doch diese hallten noch immer in ihr nach. Der faszinierende Fremde sprach fließend Englisch, mit einem leichten Akzent, den sie nicht einordnen konnte. Er hatte ihr für das Anhalten des Fahrstuhls gedankt und war eingestiegen. Und dann hatten sich auch schon die Türen hinter ihm geschlossen.
    Das Ganze war sehr schnell gegangen. Doch als Marisa jetzt in ihrem Apartment stand, spielte sich die Szene wie in Zeitlupe erneut in ihrem Kopf ab. Im Schlafzimmer ließ sie ihre Tasche aufs Bett fallen, zog sich die Jacke aus und hängte sie in den großen Kleiderschrank. Noch immer fühlte sie sich ein wenig benommen.
    Wer war das bloß? fragte sie sich immer wieder.
    Auf ihrem Stock gab es nur drei Apartments. In einem wohnte ein rüstiges älteres Paar, das es nur als Londoner Zweitdomizil zu nutzen schien. Marisa hatte sich einmal kurz mit ihnen unterhalten und erfahren, dass sie die meiste Zeit in Hampshire verbrachen, aber regelmäßig nach London kamen, um ins Theater zu gehen. Dabei war ihr der vornehme Akzent der beiden aufgefallen.
    In dem anderen Apartment wohnte ein Gentleman aus dem fernen Osten, den sie nur ein einziges Mal gesehen hatte. Er hatte sich leicht verbeugt, und sie hatte höflich genickt. Aber Marisa war absolut sicher, dass der faszinierende Fremde aus demselben Apartment gekommen war.
    War er bei jemandem zu Besuch oder ein neuer Mieter?
    Das ist doch völlig ohne Belang, schimpfte sie mit sich selbst. Selbst wenn er ein neuer Mieter war, würde sie ihm wahrscheinlich nie wieder begegnen.
    Wie schade, dachte sie unwillkürlich.
    Marisa setzte sich aufs Bett, streifte ihre Stiefel ab und schlüpfte in ein Paar Pumps. Sie sollte nicht einem großen, gut aussehenden Fremden nachtrauern, den sie vielleicht neunzig Sekunden lang gesehen hatte. Schließlich war sie wegen Ian hier. Ian war der neue Mittelpunkt ihres Lebens, und die kostbare gemeinsame Zeit mit ihm war ohnehin viel zu knapp bemessen.
    Bei diesem Gedanken blickte Marisa zum Anrufbeantworter, der zu ihrer Freude blinkte. Erfreut drückte sie auf die Abspieltaste, doch beim Abhören der Nachricht verschwand ihr Lächeln.
    „Marisa, es tut mir furchtbar leid, aber ich schaffe es heute Abend nicht. Gerade ist ein Riesenhaufen Arbeit hereingekommen – ein Vertrag, der morgen um zehn unterschrieben werden soll. Deshalb muss ich eine Nachtschicht einlegen und alles genau prüfen. Wenn alles glattgeht, schaffe ich es vielleicht zum Mittagessen. Ich schreibe dir morgen Vormittag eine SMS …“
    Untröstlich betrachtete Marisa den Anrufbeantworter. Sie hatte Ian seit drei Tagen nicht gesehen und sich so auf den heutigen Abend gefreut. In den vergangenen Tagen war sie ziellos durch London geschlendert, was seit einiger Zeit ihre Hauptbeschäftigung war. Nach ihrem Umzug in das neue Apartment hatte sie das spannend gefunden, doch langsam verlor es seinen Reiz.
    Marisa hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Noch vor einem Monat, bevor sie Ian begegnet war, hatte sie rund um die Uhr arbeiten müssen, um sich das Leben in London überhaupt leisten zu können. Sightseeing, Theaterbesuche und Shoppen waren in unerreichbarer Ferne gewesen. Doch seit Ian in ihr Leben getreten war, konnte sie sich praktisch alles leisten, was London zu bieten hatte. Für sie als junge Frau, die abgeschieden in Devon aufgewachsen war, war ihr neues Leben wie ein Abenteuerspielplatz voller neuer, aufregender Ereignisse. Plötzlich konnte sie sich Dinge leisten, die sie bisher nur aus dem Fernsehen oder aus Zeitschriften kannte.
    Dank Ians Großzügigkeit mit einem wohlgefüllten Portemonnaie ausgestattet, schlenderte Marisa beseelt zwischen vornehmen Kaufhäusern und Designerboutiquen umher und stellte sich eine Garderobe zusammen, von der sie bisher nur hatte träumen können. Ian ermunterte sie, und bei ihren

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