Liebesnacht mit einem Mörder
normale Folge ihrer Träume waren, würden sich, wie sie aus Erfahrung wusste, in wenigen Minuten legen.
In der Hoffnung auf ein vorgezogenes Frühstück sprang auch Galahad von seinem Platz und strich, als sie in die Küchenecke ging, schmeichelnd um ihre Beine.
»Ich zuerst, Kumpel.« Sie programmierte ihren Autochef auf starken, schwarzen Kaffee, stellte eine Schale mit Katzenfutter auf den Boden, und während sie müde aus dem Fenster blinzelte, begann das kleine Fellmonster mit einer Gier zu fressen, als würde man es ihm gleich klauen.
Statt auf die Straße blickte sie auf eine ausgedehnte Rasenfläche, und am Himmel herrschte keinerlei Verkehr. Es war, als wäre sie völlig alleine auf der Welt. Roarke hatte diese Abgeschiedenheit und Ruhe mit seinem Geld erkauft. Hinter der hohen Steinmauer jedoch, außerhalb des wunderbaren Grundstücks, pulsierte Tag und Nacht das Leben. Dicht gefolgt vom Tod.
Das war ihre Welt, dachte sie, während sie an dem starken Kaffee nippte und die noch nicht völlig verheilte Schulter, um die Steifheit daraus zu vertreiben, langsam kreisen ließ. Heimtückische Morde, hochfliegende Pläne, schmutzige Geschäfte und schreiende Verzweiflung. Sie kannte sich mit diesen Dingen besser aus als mit dem farbenfrohen Reichtum und der Macht, von der ihr Mann umgeben war.
In Momenten wie diesem, wenn sie allein und deprimiert war, fragte sie sich, wie sie beide einander je gefunden hatten – die gradlinige Polizistin, die an Gesetz und Ordnung glaubte, und der gerissene Ire, der diese Gesetze ständig übertrat.
Sie waren zwei verlorene Seelen, die entgegengesetzte Wege eingeschlagen hatten, um zu überleben. Und entgegen jeder Logik und jeglicher Vernunft hatte ein Mordfall sie nicht nur zusammenkommen lassen, sondern regelrecht miteinander verschweißt.
»Himmel, ich vermisse ihn. Das ist einfach absurd.« Wütend auf sich selbst, drehte sie sich, in der Absicht zu duschen und sich anzuziehen, entschlossen um, sah das Blinken ihres Tele-Links und lief, da sie wusste, wer sie um diese Uhrzeit anrief, rasch an den Apparat.
Sofort tauchte Roarkes Gesicht auf dem kleinen Bildschirm auf. Was für ein Gesicht, dachte sie, als er eine seiner dunklen Brauen hochzog. Er hatte lange, dichte, schwarze Haare, einen perfekt geformten Mund, fein gemeißelte Knochen und durchdringende, leuchtend blaue Augen.
Sie kannte ihn seit beinahe einem Jahr, und trotzdem weckte bereits der Anblick seines umwerfend attraktiven Gesichts heißes Verlangen in ihr.
»Meine liebste Eve.« Seine rauchig-weiche Stimme klang wie teurer, irischer Whiskey, auf dem ein Sahnehäubchen schwamm. »Warum schläfst du nicht?«
»Weil ich wach bin.«
Sie wusste, was er sah, als er sie eingehend studierte. Sie konnte nichts vor ihm verbergen. Er sah die Schatten unter ihren Augen und die Bleiche ihrer Haut. Unbehaglich zuckte sie mit den Schultern und fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschnittene, zerzauste Haar. »Ich fahre heute etwas früher auf die Wache. Ich muss noch jede Menge Papierkram erledigen.«
Er sah mehr, als sie ahnte. Sah Stärke, Mut und Schmerz sowie eine Schönheit – in den hervortretenden Wangenknochen, dem vollen Mund und den brandyfarbenen Augen –, derer sie sich nicht annähernd bewusst war. Da jedoch auch ihre Erschöpfung ihm nicht verborgen blieb, änderte er spontan seine Pläne.
»Ich komme heute Abend heim.«
»Ich dachte, du brauchtest noch ein paar Tage.«
»Ich komme heute Abend«, wiederholte er und betrachtete sie lächelnd. »Du fehlst mir, Lieutenant.«
»Ach ja?« Auch wenn sie die warme Freude, die diese Worte in ihr verursachten, eher idiotisch fand, grinste sie breit. »Ich schätze, dann muss ich mir ein bisschen Zeit für dich nehmen, oder?«
»Tu das.«
»Ist das der Grund, aus dem du angerufen hast – um mich wissen zu lassen, dass du früher als geplant wieder da bist?«
Eigentlich hatte er sie dazu bewegen wollen, ihn übers Wochenende im Olympus Resort zu besuchen, weil er erst ein, zwei Tage später hatte zurückkehren wollen. Nun jedoch erklärte er ihr lächelnd: »Ich wollte meine Frau lediglich über jeden meiner Schritte informieren. Du solltest noch ein wenig schlafen, Eve.«
»Ja, eventuell.« Doch sie beide wussten, dass der gut gemeinte Ratschlag ihres Gatten absolut vergeblich war. »Wir sehen uns dann heute Abend. Äh, Roarke?«
»Ja?«
Sie musste immer noch tief Luft holen, ehe sie zugeben konnte: »Du fehlst mir ebenfalls.« Während er sie
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