Liebesnaechte im Palast
wenn du das Vergnügen nicht genießen willst, das wir beide haben könnten?"
„Lass mich in Ruhe!" brauste sie unbeherrscht auf und war überrascht, wie unwohl sie sich bei der Lüge fühlte. „Wie kannst du es wagen, mir das für das Vergnügen einer Woche anzutun? Ich wünschte, ich hätte auf meine Mutter gehört. Lieber Himmel, warum bin ich nur hergekommen?"
„Du weißt genau, warum", behauptete er rücksichtslos. „Du wolltest ein letztes Mal die Freiheit genießen, Caroline. Genau das biete ich dir an. Warum willst du es nicht annehmen?"
Wie eine Henkersmahlzeit, dachte sie im stillen, und entmutigt wurde ihr klar, dass er Recht hatte.
Die Tränen auf ihren Wangen trockneten, sie richtete sich gerader auf und bat mit fester Stimme:
„Bring mich ins Hotel zurück."
In seinen dunklen Augen flackerte etwas auf, dass sie nicht benennen konnte. „Caroline", flüsterte er beschwörend.
Doch sie begegnete ruhig seinem Blick und blieb bei einem entschiedenen: „Nein."
Caroline wanderte in ihrem Hotelzimmer auf und ab und bemühte sich, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie hatte eine Reise von über tausend Kilometern hinter sich und war nicht in der Lage, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Nur eines war ihr klar ... sie wollte sich nicht auf ein sexuelles Abenteuer mit Kaifar einlassen, dann nach Hause zurückkehren und David heiraten. Entweder war sie verlobt und hielt ihm die Treue, oder sie war eine freie Frau. Ihre Selbstachtung würde sie nicht verkaufen, was immer sie sonst verkaufte.
Damit stand sie vor der schweren Frage: Wollte sie David wirklich heiraten?
Jemand der liebt, verlangt von demjenigen, den er liebt, nicht ein solches Opfer. Das hatte Kaifar heute Abend gesagt, und da mit hatte er sicherlich Recht.
In ihrem tiefsten Innern war der Gedanke, dass ihre Eltern sie nicht liebten, nichts Neues für Caroline. Als Kind hatte sie es je den Tag gespürt. Sie wurde nicht anerkannt, wie sie war, mit ihren Fähigkeiten und Eigenschaften, und schon gar nicht mit ihren Gefühlen. Ihre Eltern hatten ohne großen Erfolg versucht, sie in einer Weise zu formen, dass sie sie lieben konnten.
Ihr Bruder Thom hingegen war förmlich von den Eltern vergöttert worden, und Dara galt von Anfang an als das hübsche Baby. Caroline hatten sie geduldet und nur geliebt, wann es ihnen gefiel.
Sie erinnerte sich, wie sie in der Anerkennung gestiegen war, als sie dem Heiratsvertrag mit diesem egoistischen Mann, der doppelt so alt war wie sie, zugestimmt hatte. Plötzlich war sie zur kleinen Prinzessin geworden. Stolz stellte ihr Vater sie von da an vor: „Meine kleine Prinzessin, der es gelungen ist, David Percys Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen." Davor hatte er schlicht „meine Tochter Caroline" gesagt. Bei Thom hatte es geheißen: „Mein Sohn Thom, der nur so durchs Studium fliegt." oder „Mein Sohn, das Finanzgenie der Familie." Oft genug hatte sie das gehört. Und selbst Dara wurde mit mehr Stolz und Zuneigung angepriesen. „Unser Schatz, Dara."
Caroline war behandelt worden wie ein Kuckuck. Ihr Vater hatte einmal, nachdem sie ihn mit einem Gefühlsausbruch in aller Öffentlichkeit verärgert hatte, zu ihrer Mutter gesagt: „In dem Jahr, bevor Caroline geboren ist, warst du allein in Ferien ... in Griechenland, oder? Du bist da nicht etwa einem Schwan begegnet?"
Caroline hatte die Anspielung nicht verstanden. Erst Jahre später stieß sie auf die Geschichte von Leda, der Jungfrau, die sich von Zeus, als Schwan verkleidet, hatte verführen lassen.
Vielleicht hatte ihr Vater sie deshalb nie geliebt. Vermutete er, dass sie nicht seine Tochter war?
Eines Tages, als sie fünfzehn war, hatte Caroline ihre Mutter gefragt: „Wer ist mein richtiger Vater?"
und prompt einen Schlag auf den Mund bekommen.
Danach hatte sie die Sache gänzlich verdrängt. Aber jetzt fiel ihr das alles wieder ein, und sie erkannte ihre wahre Situation. Ihre Eltern hatten sie nie geliebt und liebten sie auch heute noch nicht wirklich. Warum also sollte sie überhaupt dieses Opfer bringen?
Sie versuchte, zu Hause anzurufen. Doch es gab Schwierigkeiten mit der Verbindung. Dabei hätte sie gern mit ihrer Mutter geredet.
Caroline war zu der Überzeugung gelangt, dass es nur zwei Möglichkeiten gab. Entweder heiratete sie David Percy. Oder sie hatte die Verlobung sofort zu lösen. Es ging ihr dabei nicht nur um die Wahl zwischen David und einem Mann, zu dem sie sich stark hingezogen fühlte, auch wenn sie ihn kaum kannte,
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