Liebesnaechte im Palast
ein, dass diese Berührung unabwendbar und lebensnotwendig wäre, als wäre sie für diesen Augenblick allein geboren.
Kaifar ließ seine Hand von ihrem Nacken den Rücken hinunter gleiten, bis zu ihrer Taille, Haut auf Haut. Er erzeugte eine so heftige Woge der Erregung bei ihr, dass sie im ersten Moment glaubte, er hätte sie ausgezogen. Erschrocken setzte sie sich gerade, doch dann lachte sie, weil ihr einfiel, dass sie ein rückenfreies Kleid trug.
Kaifar lachte auch. Seine dunklen Augen leuchteten, und er drückte ihr einen Kuss auf den Hals unters Ohr. Doch gleich darauf wurde er ernst. „Biete mir deine Lippen", befahl er ihr.
Neben ihnen auf dem Tisch wackelte ein Glas. Caroline drehte sich um und plötzlich wusste sie wieder, wo sie war. „Kaifar, der Kellner!" flüsterte sie.
„Wie kannst du in einem solchen Moment an den Kellner denken? Biete mir deine Lippen", erwiderte er beharrlich.
Aber ihr war die Wirklichkeit bewusst geworden, und sie konnte sich nicht in aller Öffentlichkeit von ihm lieben lassen. Sie durfte sich überhaupt nic ht von ihm lieben lassen.
„Nein", wehrte sie sich und stemmte sich gegen ihn.
Er verstand sie nicht. Lächelnd richtete er sich auf und half ihr hoch. „Komm mit."
Seinen Arm hatte er um Carolines Taille gelegt und führte sie durch den herrlichen Raum, den Flur hinunter zu einer alten Holztür unter einem hohen Türbogen. Die Tür ließ sich leise öffnen. Ehe Caroline noch überlegen konnte, befand sie sich in einem riesigen Raum, schwach erleuchtet, wunderschön ausgestattet, in dem ein luxuriöses Bett, mit Kissen übersät, für die Nacht vorbereitet worden war.
Sie sah sich erschrocken um. Was für ein Restaurant war das? Wo war sie hier?
„Wo sind die anderen?" forschte sie. Sie fühlte sich töricht, und vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen.
„Sie sind gegangen", versicherte Kaifar ihr. „Sie werden auch nicht wiederkommen."
Caroline war irritiert. „Woher weißt du das? Wo sind wir hier?"
„An einem diskreten Ort", antwortete er und streichelte ihren Rücken. Sie erschauerte, und er zog sie ganz in seine Arme. Da spürte sie seine Erregung und war sich ihrer eigenen sexuellen Ausstrahlung bewusst.
Aber von irgendwoher nahm sie die Kraft, sich seiner Umarmung zu entziehen. Möglicherweise war Skepsis der Antrieb. „Ich habe einen Verlobten, Kaifar."
Er ließ sie los, fasste aber nach ihrem Haar, das sich wie von selbst um seinen Finger wickelte und sie an das erinnerte, was er gesagt hatte.
„Er hat dich für Geld gekauft. Ich aber biete dir Vergnügen, Caroline. Eine Nacht, eine Woche mit mir, nur um der Lust willen, die wir beide daran haben können."
Die Ironie der Situation erstickte die verzehrende Hitze ihres Verlangens. Halbwegs war sie froh, und halbwegs tat es ihr leid. Sie wich ein Stück zurück, senkte ihren Blick und erklärte bitter: „Er hat mich gekauft, wie du sagst, und meiner Familie dafür Wohlstand und Sicherheit versprochen."
„Warum bringst du solch ein Opfer für Menschen, die dich nicht lieben?"
Sie war entsetzt über seine Worte, die ihr tief ins Herz schnit ten. „Sie lieben mich wohl! Woher willst du das wissen? Du kennst meine Eltern doch nicht."
Kaifar schüttelte den Kopf. „Jemand der liebt, verlangt von demjenigen, den er liebt, nicht ein solches Opfer, Caroline!"
Sie barg ihr Gesicht in den Händen. „Hör auf!" verlangte sie aufbrausend. „Jetzt hör auf, bitte!"
„Du weißt aber, dass es stimmt."
Sie wusste, dass es stimmte. Sie hatte es immer gewusst. In Wirklichkeit hatte sie nicht das Opfer auf sich genommen, weil ihre Eltern sie liebten, sondern weil sie es nicht taten. Auf eine kindliche Art hoffte sie durch ihr „braves" Verhalten, die Liebe der Eltern zu gewinnen, und in ihrem neuen, verletzlichen Zustand konnte sie diese Wahrheit nicht leugnen.
Kaifar nutzte seinen Vorteil. „Caroline, was bekommst du bei diesem ... Handel?" Er betonte das letzte Wort nachdrücklich und stellte damit die wahren Motive ihres Vaters bloß.
Das durfte sie sich nicht gefallen lassen. Caroline straffte sich und entgegnete lächelnd: „Einen sehr angenehmen Lebensstil. Ich werde reicher sein, als du dir vermutlich vorstellen kannst."
Davon ließ er sich nicht beeindrucken. Fast schien es so, als wäre das die Antwort, die er erwartet hatte. „Und dafür bist du bereit, nicht nur dich, sondern auch deine Hoffnung auf das Glück zu verkaufen, ja? Warum? Was wird es deinem Verlobten bringen,
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