Liebesparadies im Alpenschnee
schwer, an den Abschied von Philippe zu denken.
Sein Vater klopfte auf einen Stuhl. „Komm, setz dich zu uns, mon fils . Das heißt, wenn du dich nicht danebensetzt. Crystal hat uns erzählt, wie ungeschickt du dich angestellt hast.“
Raoul musste lachen. „Sie hat mich verpetzt? Das ist nicht nett von ihr. Ich bin eine Niete im Gummitwist.“
„Wir werden deine Schusseligkeit für uns behalten. Das könnte geschäftsschädigend sein“, scherzte Jules.
„Danke, Papa !“ Raoul setzte sich.
Sein Vater wurde ernst. „Hat es Verletzte gegeben bei der Gruppe, die in Not geraten ist?“
„Zwei von ihnen waren stark unterkühlt. Doch es geht ihnen wieder ganz gut.“
„Was ist denn passiert?“
„Einer von ihnen hat den Karabiner nicht tief genug ins Eis geschlagen.“
Jules nickte. „Leute aus dem Flachland schätzen ihre Fähigkeiten oft nicht richtig ein.“
„Darüber habe ich mit dem Gruppenführer auch gesprochen.“
„Na, jedenfalls sind wir froh, dass du heil wieder da bist. Ich glaube, heute Nacht werde ich wie ein Murmeltier schlafen.“
Jules und Arlette standen auf, um sich zu Bett zu begeben. Auch Raoul und Crystal erhoben sich.
„Ich schließe das Haus ab, maman .“
„Das ist lieb von dir.“
Und dann waren Raoul und Crystal allein im Raum.
„Vielen Dank für die Schlittenfahrt. Es war ein unvergesslicher Tag für Philippe. Und für mich auch.“
„Bitte bedank dich nicht ständig. Das klingt für mich so nach Abschied. Du bleibst doch noch eine Weile.“
„Ja, aber wie du weißt, dauert nichts ewig.“
Über sein Gesicht huschte ein Schatten. „Ein Horror, wenn es so wäre“, murmelte er und fuhr sich durchs Haar. „Ich besorge morgen die Skiausrüstungen für dich und Philippe. Danach fahren wir mit zwei Autos zu Vivige und holen die Mädchen und Albert ab.“
Ihr Herz klopfte vor Freude. Sie hatte insgeheim gehofft, dass er mitkommen würde. „Die Kinder werden begeistert sein.“ Und sie hätte einen Vorwand, sich an seiner Gegenwart zu erfreuen. Wie schnell die Zeit verrann, wenn er bei ihr war. Und wie sie kroch, wenn sie ihn vermisste. Aber daran durfte sie nicht denken.
„Noch eine Frage, Crystal. Ich weiß, was Lise und Fleur sich zu Weihnachten wünschen, aber für Albert habe ich noch keine Idee. Hast du eine?“
„Er baut sehr gerne. Du könntest ihm einen Satz neuer Legosteine schenken.“
„Danke. Das hilft mir weiter. Ich habe in der Stadt ein Piratenschiff gesehen. Wäre das etwas für ihn?“
„Bestimmt. Die beiden Jungen werden Spaß daran haben, es zusammenzusetzen.“
Er nickte. „Wir sehen uns morgen.“
„Gute Nacht, Raoul.“
7. KAPITEL
Nach dem Skifahren hatten die Kinder Lust, ins Kino zu gehen.
„Was meinst du, Crystal?“, fragte Raoul.
„Eine gute Idee. Der Weihnachtsfilm soll schön sein.“
Alle Kinder jubelten.
„Damit tun wir auch meiner Schwester und meiner Mutter einen großen Gefallen. Morgen ist Heiligabend. Sie haben sicher noch allerhand vorzubereiten“, sagte er leise zu Crystal, dankbar für zwei weitere gemeinsame Stunden mit ihr.
Nachdem sie die Ausrüstungen verstaut hatten, setzten sich die Jungen zu ihm in den Wagen, die Mädchen zu Crystal. Im Zentrum von Chamonix aßen sie zu Mittag. Von dort gingen sie zu Fuß zum Kino. Raoul genoss jede Minute und versuchte, nicht an die Zukunft zu denken.
Im Kino gab es für die Familienvorstellung nicht mehr genug nebeneinanderliegende Plätze. Da die Kinder unbedingt zusammensitzen wollten, nahmen Crystal und Raoul ein paar Reihen hinter ihnen Platz. Noch herrschte ein ohrenbetäubender Lärm.
„Geschafft“, stöhnte er auf, als sie es sich endlich bequem gemacht hatten. „Ein Glück, dass wir überhaupt noch Karten bekommen haben.“ Er betrachtete ihr schönes Profil. „Philippe fühlt sich so wohl mit den anderen Kindern. Es gibt ihm Selbstvertrauen.“
„Ja, ich muss unbedingt dafür sorgen, dass er auch in Colorado mehr mit Gleichaltrigen spielt.“
Bei dem Gedanken an ihre Abreise zog sich sein Magen zusammen. Sie tat ja geradezu so, als wäre es diesmal leichter für Philippe, aus Chamonix abzureisen. Das Gegenteil war der Fall. Doch Raoul beging nicht den Fehler, sich jetzt mit ihr darüber zu streiten, sondern er wechselte das Thema.
„Sag mal, findest du nicht auch, dass Lise außergewöhnlich gut Ski fährt?“
„Ja, das ist nicht zu übersehen. Ich halte sie für ein Naturtalent. Außerdem ist sie furchtlos. Wenn sie an ihrer Technik
Weitere Kostenlose Bücher