Liebesparadies im Alpenschnee
Wahl mehr. Sie musste den Konflikt für immer beenden. Am besten, indem sie es ihm mit gleichen Mitteln heimzahlte.
Als sie das Wohnzimmer betrat, lächelte sie, so gut es ging.
„Fühlst du dich wieder gut?“, fragte Arlette.
„Viel besser. Danke.“
Raouls Blicken wich sie aus. Sie wusste ohnehin, dass er ihr nicht glaubte.
Alle verabschiedeten sich von Jules und Arlette, die zu Hause blieben. Dann brachen sie mit zwei Wagen auf. Crystal setzte sich wie selbstverständlich neben Raoul auf den Beifahrersitz. Albert und Philippe kletterten nach hinten.
„Wohin fahren wir, Onkel Raoul?“, fragte Albert.
„Zu dem Bauernhof, wo wir immer unsere Christbäume schlagen.“
„Hast du die Glöckchen mitgenommen?“, wollte Philippe wissen.
„Ja, sie liegen im Kofferraum.“
Die Jungen drehten sich um und winkten den Mädchen zu, die mit Bernard und Vivige hinter ihnen fuhren. Es dauerte nicht lange, bis sie den auf einem bewaldeten Hang gelegenen Hof erreichten. Ein großer und ein kleinerer Schlitten standen bereit. Davor waren jeweils zwei Pferde gespannt. Die Kutscher, zwei alte Savoyer, winkten ihnen zur Begrüßung zu.
Die alpine Winterlandschaft unter dem blauen Himmel kam Crystal mit einem Mal ganz unwirklich vor, eher wie das Motiv einer altmodischen Weihnachtspostkarte.
„Dürfen Albert und ich in dem kleinen Schlitten fahren?“
„Ein anderes Mal vielleicht, Philippe. Ich möchte mit deiner Mutter etwas besprechen. Deshalb fahrt ihr mit den anderen im großen Schlitten.“
Crystal begann zu frösteln. Doch dann erinnerte sie sich an ihren Vorsatz und erhob keine Einwände. Auch Philippe akzeptierte widerstandslos Raouls Anordnung. Das allerdings war sonderbar.
Die Männer befestigten die Glöckchen am Pferdegeschirr, die Kinder stiegen in den großen Schlitten, Vivige legte ihnen Decken über die Knie, und nachdem auch sie und Bernard eingestiegen waren, setzten sich die Pferde in Bewegung.
Philippe drehte sich um und winkte ihr zu. „Bis nachher, Mommy.“
Sie winkte ihm nach, bis der Schlitten im Wald verschwunden war, nur um sich noch nicht gleich zu Raoul in den kleineren Schlitten setzen zu müssen. Nachdem sie eingestiegen war, breitete er eine Decke über ihren Beinen aus. Sie dankte ihm mit einem Lächeln. Er erwiderte es und sah dabei so umwerfend gut aus, dass es ihr einen Stich ins Herz versetzte.
Der Kutscher knallte mit der Peitsche in die Luft, und die Pferde setzten sich in Bewegung. Bei jedem ihrer Schritte klingelte es. Der Schlitten glitt durch den knirschenden Schnee, hin und wieder drangen aus der Ferne die Stimmen der Kinder zu ihnen. Eine tiefe Zufriedenheit ergriff Crystal. Sie schloss die Augen, lauschte und träumte davon, wie es wäre, wenn Raoul ihre Gefühle erwiderte.
Er hatte sie geküsst, und damit ihrer unterdrückten Leidenschaft Nahrung gegeben. Was sie für ihn empfand, konnte sie vielleicht vor noch anderen, aber nicht mehr vor sich selbst verbergen. Aber was hatte Raoul dabei empfunden? Sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie es nicht sagen konnte.
Bestimmt war er davon nicht so tief erschüttert worden wie sie. Wahrscheinlich hatte er sie aus einer Laune heraus geküsst. Vielleicht aus Neugier. Oder um sie aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken, damit sie sich den Möglichkeiten des Lebens öffnete. Sie wusste, dass er kein Frauenverächter war. Vor und nach Suzanne hatte er kurze Affären gehabt.
Jedenfalls hatte er keinerlei Regung gezeigt, als sie sein Angebot ausgeschlagen hatte. Es war ja nur als freundschaftliche Starthilfe gedacht. Eigene Wünsche und Hoffnungen hatte er damit gewiss nicht verbunden.
Und das war gut so. Denn aus ihnen durfte kein Paar werden. Schon allein, weil das zu nie endenden Spekulationen führen würde, wer Philippes leiblicher Vater sei, Eric oder Raoul.
Nein, ihre Träume musste sie begraben und nach Colorado zurückkehren. Aber wie sollte sie bis dahin mit ihren Gefühlen umgehen?
„Du bist so nachdenklich. Hast du vergessen, dass ich noch da bin?“
Nein, das hatte sie ganz und gar nicht. Sie öffnete die Augen. Der Himmel hatte sich verdunkelt. In den letzten Tagen vor Weihnachten begann es schon nachmittags zu dämmern, und die Schatten der Berge legten sich auf das Tal.
„Ich habe nur die Ruhe genossen. Es ist himmlisch hier, so fern ab von allem Treiben. Ich liebe die Berge.“
„Das hört sich glücklich an. Die alte Crystal scheint sich wieder zu zeigen.“
„Die alte
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