Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Und mit Anne ins nicht weit entfernte Jaging zu fahren, wäre sicher eine schöne Abwechslung.
»Überredet. Aber ich kann erst am Nachmittag, so gegen drei Uhr«, schlug ich vor.
»Kein Problem. Dann um drei Uhr vor dem Eingang? Ich freu mich«, sagte Anne.
»Ich mich auch. Bis dann.«
Als ich aufs Erdbeerfeld kam, war schon später Vormittag. Vater pflückte mit zwei Frauen aus unserer Ortschaft, die regelmäßig bei der Feldarbeit aushalfen. Am Nachmittag würde er die Ernte zu verschiedenen Abnehmern ausfahren, darunter auch Supermärkte, Gaststätten und Konditoreien in Passau. Unsere Bio-Erdbeeren waren sehr gefragt.
Durch den ungewöhnlich warmen Frühling konnten wir heuer schon früher mit der Ernte der Freilanderdbeeren beginnen.
»Auch schon da?«, fragte Vater.
»Tut mir leid, aber ich musste noch die ersten Kapitel überarbeiten und wegschicken«, entschuldigte ich mich.
»Buchstaben verderben nicht, aber Erdbeeren, wenn sie nicht rechtzeitig abgenommen werden«, brummte er. Das war ja schon fast ein philosophischer Satz …
»Jetzt bin ich ja da.« Routiniert pflückte ich die Erdbeeren und legte sie in die Kiste. Natürlich konnte ich es nicht lassen, während der Arbeit zu naschen. Das Aroma war durch die Sonne besonders intensiv, und die Erdbeeren schmeckten süß und saftig.
Während Vater und die Frauen am Mittag eine längere Pause machten, pflückte ich flott weiter. Es war eine Arbeit, bei der ich gut nachdenken konnte. Ich grübelte über meinen Ratgeber nach. Irgendwas Besonderes wollte ich in mein Konzept noch reinbringen. Aber was? Plötzlich kam mir ein Gedanke. Ein Kapitel mit Rezepten bayerischer Köstlichkeiten, mit denen man das Herz seines Traumpartners erobern konnte. Das könnte ich doch einbauen?! Schließlich ging Liebe auch in Bayern durch den Magen.
Motiviert durch meine neue Idee ging mir die Arbeit noch leichter von der Hand. Papa konnte sich nicht beschweren, als er zurückkam. Ich half ihm noch beim Aufladen der Kisten und radelte dann zurück zum Haus, um zu duschen und mich umzuziehen.
Bevor ich ins Auto stieg, sortierte ich noch ein paar besonders schöne Erdbeeren in eine Schachtel, die ich Anne mitbringen wollte.
»Fährst du weg?«, fragte mein Vater, der gerade in den Lieferwagen stieg.
»Ja, ich treff mich mit einer Freundin. Am Abend bin ich wieder da.«
»Du wolltest dich doch um die Buchführungsunterlagen kümmern, Lene. Der Steuerberater hat schon zweimal angerufen und nachgefragt, wo die Sachen bleiben.«
Ach Gott! Das hatte ich ganz vergessen. Oder verdrängt.
»Mach ich morgen, ganz bestimmt«, vertröstete ich Vater.
»Aber vergiss es nicht wieder«, ermahnte er mich.
»Nein, nein! Du kannst dich auf mich verlassen. Bis später.«
Als ich beim Aquarium ankam, wartete Anne schon auf mich. Doch aus unserer Fischbesichtigung wurde nichts. Das Aquarium hatte wegen Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Wir waren aber auch Glückspilze.
»Was hältst du von einem ausgedehnten Spaziergang?«, schlug Anne vor. Das war zwar nicht so spannend, wie Fische anzuschauen, aber Bewegung bei dem herrlichen Wetter machte auch Spaß und war gesund.
Während wir unterwegs zu einem nahe gelegenen Wald waren, erfuhr ich einiges von Anne. Sie studierte im letzten Semester Medien und Kommunikation und wollte im nächsten Jahr nach Berlin ziehen. Ihre Eltern waren geschieden, und zurzeit war sie Single.
Von mir brauchte ich gar nicht viel zu erzählen, das hatte ich scheinbar schon am Maienfest gemacht. Außerdem hatte Anne in der Presse verfolgt, was über mich berichtet wurde. Doch alles stand natürlich auch nicht in der Zeitung.
»War dein Begleiter beim Mexikaner neulich Abend dein neuer Freund?«, fragte sie.
Mit welchem der Männer sie mich wohl gesehen hatte? Es kamen ja drei infrage. Ich überlegte kurz. Nur mit einem war ich abends dort. Also meinte sie Ernesto.
»Ob er mein neuer Freund ist, das kann ich noch nicht sagen, aber er ist ein neuer Freund«, verriet ich, und Anne schien schon zu verstehen, was ich meinte.
Wir machten Rast an einer kleinen Lichtung, von der aus wir einen herrlichen Blick auf eine blühende Frühlingswiese hatten. Ein umgeschlagener Baumstamm diente uns als Sitzgelegenheit. Ich holte die Schachtel mit Erdbeeren vorsichtig aus meiner Tasche, und wir genossen die saftigen Früchte.
»Bist du verliebt in ihn?« Anne war ja noch neugieriger als Claudia. Aber ich hatte ihr gegenüber seltsamerweise keine Scheu, von meinem
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