Liebessterne ueber Nizza
Sienna, die noch ein paar Erledigungen gemacht hatte, bevor Conan sie abholen kam, an der Haustür abgepasst.
„Er ist mein Schwager. Und ich verbringe den Sommer nicht ‚mit‘ ihm“, klärte Sienna ihre schwangere Nachbarin auf. „Also gut, ich verbringe den Sommer mit ihm, aber es ist nicht so, wie du denkst. Meine Schwiegermutter ist krank“, fuhr sie fort. Wenn sie daran dachte, wie die Frau sie wohl empfangen würde, wurde ihr mulmig zumute. Doch Jodie wollte sie das nicht anvertrauen, selbst wenn sie mit der Nachbarin befreundet war und diese oft auf Daisy aufpasste – wie auch heute. Aber Sienna hatte ihr nicht gesagt, wie ihre Beziehung zur Familie ihres verstorbenen Mannes aussah. Sie hatte Jodie lediglich erzählt, dass sie weit weg wohnten und sie sich nicht oft sahen.
„Du bindest mir doch keine Märchen auf, oder?“ Jodie starrte plötzlich auf die Straße. „Wow! Ist er das in dem BMW? Sag nichts, lass mich raten! Er biegt in die Einfahrt. Er ist es! Was würde ich für einen Schwager geben, der so aussieht!“
Warum nur fallen alle Frauen bei seinem Anblick fast in Ohnmacht? fragte sich Sienna und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Allerdings musste sie beschämt feststellen, dass die Anziehungskraft des Mannes, der gerade hinter ihrem winzigen Auto einparkte, auch sie keineswegs kaltließ.
„Es ist nicht so, wie du denkst“, sagte Sienna noch einmal zu ihrer Freundin, die mit offenem Mund dastand. „Du glaubst, dass alle Menschen, die nicht so leben wie du, traurig und einsam sind. Aber als Single kann man durchaus glücklich sein.“
„Hör bloß auf!“, warf Jodie ein. „Du bist viel zu jung, um für immer allein zu bleiben.“
„Ich versuche nur, mich mit meinem Schicksal abzufinden“, gab Sienna zu. „Und wenn du denkst, dass ich mich mit Nialls Bruder einlassen würde, dann hast du dich geirrt. Er ist viel zu arrogant, anmaßend und überheblich, als dass er für mich nur annähernd infrage käme.“ Sie sah Jodie an. „Was ist los …?“
Jodie schnitt wilde Grimassen, gab aber keine Antwort, sodass Sienna fortfuhr. „Da, wo andere ein Herz haben, sitzt bei ihm ein Eisblock. Selbst wenn er der letzte Mann auf der Welt wäre, würde ich nicht mit Conan Ryder schlafen … Was ist denn?“
Jodie sah sie durchdringend an. Plötzlich begriff Sienna, was ihre Nachbarin ihr sagen wollte, denn wie immer, wenn Conan in der Nähe war, bekam sie, Sienna, eine Gänsehaut. Und dann hörte sie auch schon seine tiefe Stimme. „Keine Angst. In meinem Haus in der Provence gibt es so viele Zimmer, dass wir uns keines mit den Gästen teilen müssen.“
Auch wenn die Worte kühl hervorgebracht waren, spürte Sienna seinen warmen Atem an ihrem Ohr – wie ein unbeabsichtigtes Streicheln. Vielleicht ist es gar nicht unbeabsichtigt, dachte sie. Sie traute ihm zu, dass er zu jedem Trick greifen würde, nur um sie zu verunsichern.
Plötzlich fiel ihr ein, dass sie die Nachbarin nicht vorgestellt hatte. Doch bevor sie die Sprache wiedergefunden hatte, streckte Jodie ihm schon die Hand entgegen.
„Ich bin Jodie Fisher.“ Mit strahlendem Lächeln musterte sie den gut aussehenden Mann, dessen bronzefarbene Haut aus dem Ausschnitt des cremeweißen Hemdes hervorlugte und dessen lange Beine in einer dunklen maßgeschneiderten Hose steckten. Jodie errötete. Selbst eine glücklich verheiratete, hochschwangere Frau giert nach seiner Aufmerksamkeit, dachte Sienna verzweifelt.
„Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite, Jodie.“ Er war die Liebenswürdigkeit in Person. Seit Sienna ihn kannte, hatte er sie noch nicht ein einziges Mal so freundlich angelächelt.
„Also, ich gehe jetzt wieder in meine bescheidene Hütte …“ Noch immer lächelnd, zeigte Jodie auf das hübsch gestrichene Haus auf dem Nachbargrundstück. „Daisy ist mit Shadow im Garten“, sagte sie zu Sienna. „Ich wünsche dir viel Spaß.“ Der Blick, den sie dabei Conan zuwarf, ließ keinen Zweifel daran, was sie damit meinte.
„Wir gehen besser rein.“ Jetzt war Sienna mit ihm allein. „Wir sind fast fertig.“
Durch die Küche gelangten sie in den Garten. Daisy stand an einem kleinen Tisch und plapperte fröhlich mit einem rosa Nilpferd, das vor ihr auf einem winzigen Stuhl saß, während der Hund zu ihren Füßen lag und ihr aufmerksam lauschte.
„Du hast keine Bedenken, ein vierjähriges Kind mit diesem Tier allein zu lassen?“, fragte Conan entsetzt.
„Nein. Warum sollte ich?“, entgegnete
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