Liebessterne ueber Nizza
wider: hell und geräumig, mit einer geschmackvollen weißen Einrichtung. Daisys Zimmer war etwas kleiner, und die Überdecke des Bettes sowie die Fensterrahmen waren mit kleinen rosa Blümchen verziert. Sienna hatte fast den Eindruck, als sei es speziell für das kleine Mädchen eingerichtet worden.
Als sie wenige Augenblicke später die Treppe hinuntergingen, erwartete Conan sie in der großen Halle mit dem Marmorfußboden. Wie bei der Ankunft lief Daisy sofort auf ihn zu.
Als die kleine Hand nach seiner griff, spürte Conan wieder diesen Anflug von Abwehr – als würden sich seine Gefühle verhärten. Aber das kleine Mädchen strahlte ihn an – völlig unbeeindruckt von seinem Versuch, sie abzuschrecken. Und nach kurzem Zögern warf er ihr ein flüchtiges Lächeln zu, bevor er Sienna unergründlich ansah.
War es Triumph in seinen Augen? Sie war sich nicht sicher. Schließlich klangen seine Worte, dass sie Daisy nun nicht mehr für sich allein hatte, noch in ihren Ohren nach.
Aber Conans Blick sorgte auch dafür, dass sich ihr Puls beschleunigte, als er ihn unverhohlen über ihr frisch gebürstetes Haar und das leichte Sommerkleid wandern ließ. Schnell trat sie auf die Sonnenterrasse, hinter der sich der Garten bis zum glitzernden Meer erstreckte.
Avril Ryder saß in einem Liegestuhl in einer überdachten Ecke der Terrasse, die Blumen in dem Laubengang dahinter verströmten einen betörenden Duft. Eine cremefarbene Decke lag über ihren Beinen, und Siennas Schwiegermutter wirkte deutlich dünner als bei dem letzten Zusammentreffen. Auch die Haare, die unter dem breitkrempigen Hut hervorlugten, waren grauer geworden.
„Oh, da seid ihr ja.“ Das Lächeln, das sie Conan schenkte, wich aus ihrem Gesicht, als sie den Kopf drehte und Sienna hinter dunklen Brillengläsern musterte. Ohne ein Wort an ihre ehemalige Schwiegertochter zu richten, wandte sie ihre Aufmerksamkeit Daisy zu, die noch immer Conans Hand hielt. „Endlich!“ Ihre Miene wandelte sich, als wäre die Sonne nach einem langen harten Winter endlich hervorgekommen. Ihr Lächeln war warm und aufrichtig und verlieh ihrem wächsernen Gesicht einen Hauch von Leben. „Komm her, mein Kind. Lass dich anschauen.“
Daisy lief ohne zu zögern zu ihr und ließ sich in die dünnen Arme schließen. Viel zu dünn, dachte Sienna, schockiert von dem Anblick der älteren Frau. Kein Wunder, dass sich Conan solche Sorgen machte. Ihr wurde bewusst, dass er wesentlich beunruhigter sein musste, als er zugab.
Dennoch murmelte sie teilnahmslos: „Daisy, das ist deine Großmutter.“
Das Mädchen kicherte und fragte: „Warum hast du so einen komischen Hut auf?“
Sienna biss sich auf die Unterlippe und erwartete, dass Avril ihren blassen Mund streng verziehen würde. Doch stattdessen flog ein Lächeln über ihre Züge. „Damit mir die Sonne nicht auf den Kopf scheint. Der Hut ist zwar nicht besonders hübsch, aber er erfüllt seinen Zweck.“
Das Kind dachte einen Augenblick nach. „Willst du auch meine Großmutter sein?“, fragte sie. „Ich habe mir immer zwei gewünscht. Meine Freundin Zoe hat auch zwei. Gehst du mit mir an den Strand wie Tante Nanny?“
Sienna hätte schwören können, dass sie Tränen in den Augen hinter der Sonnenbrille schimmern sah, als Avril zu ihr blickte.
„So nennt sie meine Mutter“, erklärte sie mit leichtem Schulterzucken. Mit achtundvierzig Jahren fühlte sich Faith Swann viel zu jung, um als Großmutter angesprochen zu werden.
„Und du, Sienna …?“ Mit einer knochigen Hand strich sie über Daisys Locken und betrachtete das Mädchen, als könne sie von dem Anblick nicht genug bekommen. Sienna spürte einen Stich. Bestimmt war Avril die Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Sohn nicht entgangen. „Wie geht es dir?“
„Gut.“ Siennas Antwort kam zögernd. Das war nicht mehr die Frau, die ihr immer wieder zu verstehen gegeben hatte, dass sie nicht gut genug für Niall wäre.
„Ich glaube, wir sollten die beiden einen Moment allein lassen, was meinst du?“ Sienna zuckte zusammen, als Conan ihren Ellbogen berührte. Dann flüsterte er in ihr Ohr: „Du hast doch wohl nichts dagegen?“
„Nein“, erwiderte sie, „natürlich nicht.“
„Gut.“ Er bedeutete ihr, ihm in den Laubengang zu folgen.
„Ich hatte keine Ahnung, dass deine Mutter so … angegriffen ist“, sagte sie betroffen. „ Wird sie wieder gesund?“
„Das hoffe ich sehr.“ Seine Anspannung war nun nicht mehr zu übersehen.
„Vielleicht
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