Liebessterne ueber Nizza
Sienna. „Das ‚Tier‘, wie du Shadow nennst, ist lammfromm!“
Verärgert über seine Frage, musste sie sich auf die Zunge beißen, um ihm nicht zu sagen, dass er sich nicht in ihre Angelegenheiten mischen sollte. Stattdessen rief sie ihre Tochter: „Komm her, Mäuschen! Ich will dir jemanden vorstellen.“
Das kleine Mädchen nahm das Nilpferd und lief zu ihnen.
„Erinnerst du dich an … Mr Ryder?“, fragte Sienna zögernd. „Onkel Conan“ wollte einfach nicht über ihre Lippen kommen.
Schüchtern starrte das Mädchen zu ihm hoch. Schließlich fragte sie: „Bist du mein Daddy?“ Siennas Herz zog sich zusammen. Daisy konnte sich kaum an ihren Vater erinnern.
Conan ging in die Knie und sah das kleine Mädchen lange an. Sie war das Ebenbild des vierjährigen Niall! Der kastanienbraune Schopf, der stämmige kleine Körper, die neugierigen Augen …
Das Gefühl in seiner Brust war erdrückend. Doch er riss sich zusammen und antwortete leise: „Nein, Daisy, ich bin nicht dein Daddy.“
Bildete Sienna sich das nur ein, oder hatte seine Stimme leicht gezittert? Erstaunt bemerkte sie, dass sie aufmerksam die starken Hände betrachtete, die die kleinen Ärmchen ihrer Tochter hielten. Daisy war das Kind seines verstorbenen Bruders, und zum ersten Mal erkannte Sienna, wie viel Schmerz es Nialls Familie bereitet haben musste, von dem Mädchen getrennt zu sein.
„Das ist der Bruder von deinem Daddy. Dein Onkel Conan. Ich habe dir doch erzählt, dass wir heute eine kleine Reise mit ihm machen, weißt du noch?“ Die Sonne verfing sich in Daisys Locken, als diese eifrig mit dem Kopf nickte. „Er nimmt uns mit in sein Ferienhaus, damit du deine Großmutter besuchen kannst.“
Daisy sah zu dem Hund, der es dieses Mal vorgezogen hatte, den unfreundlichen Fremden nicht zu begrüßen. „Kommt Shadow auch mit?“
„Ja, Shadow kommt auch mit“, wiederholte Sienna. Dabei schaute sie Nialls Bruder herausfordernd an. Er mochte ihren Hund nicht? Pech gehabt!
„Was ist mit Nilpferdi? Darf der auch mit?“
„Aber natürlich“, sagte Sienna liebevoll. Was mochte Conan denken, dessen Blick jetzt von seiner Nichte zu dem abgegriffenen Spielzeug wanderte?
Erinnerte er sich daran, dass er es Daisy zu ihrem ersten Geburtstag geschenkt hatte? Damals hatte er eine Flasche Champagner mitgebracht. Ein Geschenk für Niall und Sienna zum zweiten Hochzeitstag. Niall hatte wenige Minuten zuvor angerufen gehabt, um sich zu entschuldigen, weil er es nicht rechtzeitig zu Daisys Geburtstag schaffen würde. Über ihr eigenes Jubiläum hatte er kein einziges Wort verloren. Sie erinnerte sich daran, wie verletzt sie damals gewesen war. Aber Niall hatte einfach viel arbeiten müssen, um seiner kleinen Familie ein schönes Leben zu ermöglichen. Als er dann kurz nach Mitternacht nach Hause gekommen war und den Champagner gesehen hatte, war er vollkommen zerknirscht gewesen. Am nächsten Tag hatte er sich mit Blumen und Pralinen bei Sienna entschuldigt und geschworen, den Hochzeitstag nie wieder zu vergessen …
Während sie mit dem Aufruhr der Gefühle in ihrem Innern kämpfte, sah sie, dass Conan die Lippen fest aufeinanderpresste. Er hatte das Geschenk wiedererkannt. Doch dann stand er abrupt auf und sagte kalt: „Können wir jetzt los?“
3. KAPITEL
Vom Wartesaal erster Klasse über den luxuriösen Privatjet bis hin zur Limousine mit Chauffeur, die vor dem Flughafen auf sie gewartet hatte, war die Reise so angenehm, wie es nur Superreichen vorbehalten war. Gleich mehrere Stewardessen hatten Sienna und Daisy im Flugzeug jeden Wunsch von den Augen abgelesen, während Conan mit seinem Laptop in einem separaten Abteil gearbeitet hatte. Sogar Shadow hatte in seiner kleinen Transportbox fast den gesamten Flug über geschlafen, als würde es ihm nichts ausmachen, in Tausenden Metern Höhe zu fliegen.
Nach der überaus sanften Landung fuhren sie nun durch abgelegenes Privatland, an dessen Horizont das Meer glitzerte.
Eine andere Welt, dachte Sienna, während sie durch das Fenster die hoch aufragenden Pinien bewunderte, die der Landschaft das besondere Flair verliehen und abgelegene Villen vor neugierigen Blicken schützten. Diese Welt war so anders als alles, was sie von zu Hause kannte. Ein Rückzugsort für Multimillionäre.
Als das Auto das Tempo drosselte, um durch ein elektronisches Tor zu Conans Anwesen abzubiegen, hielt Sienna überwältigt den Atem an. Vor ihr lag ein üppig bewachsener Park, dessen Mittelpunkt eine
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