Liebessterne ueber Nizza
hatte ebenfalls gegenüber vielen Dingen eine solche Resignation an den Tag gelegt. Ganz anders Conan, der, wenn es sein musste, der Welt jederzeit seinen Willen aufzwingen würde. Allerdings war er nur der Halbbruder von Niall …
„Du bist sehr viel selbstbewusster geworden, Sienna.“ Ihre Schwiegermutter musterte sie hinter den getönten Brillengläsern. „Selbstbewusster und … erwachsener.“
„Was blieb mir anderes übrig?“, erwiderte Sienna.
„Du hättest es nicht alles ganz allein durchstehen müssen.“ Avril sprach von ihrer Enkelin, und Siennas Magen krampfte sich zusammen. „Conan sagte, dass deine Eltern in Spanien wohnen. Und trotzdem bekommen sie Daisy zu sehen.“
Während Avril sie nicht zu sehen bekam. Das wollte sie wohl damit sagen.
„Es tut mir wirklich leid.“ Sienna starrte auf die üppigen Blüten, die den Laubengang schmückten.
„Wir alle haben Fehler gemacht“, gab ihre Schwiegermutter überraschenderweise zu. „Das sehe ich heute ein. Du warst viel zu willensstark für einen Mann wie Niall. Und viel zu jung, um die Verantwortung einer Ehefrau und Mutter zu tragen. Du warst nicht …“ Die ältere Frau verstummte.
„Ich war nicht die Frau, die du für deinen Sohn ausgesucht hättest?“, sagte Sienna leise.
„Ich weiß, dass ich dir vielleicht dieses Gefühl vermittelt habe.“ Avril seufzte auf, fügte aber gleichsam als Entschuldigung hinzu: „Er war mein Sohn.“
Eine Welle von Mitgefühl erfasste Sienna.
Sie wollte die Vergangenheit nicht wieder aufwühlen. Wenn sie an die Ungerechtigkeiten zurückdachte, die ihr Nialls Familie zugefügt hatte, war Sienna noch immer zutiefst verletzt. Am schlimmsten war die harsche Kritik von Conan gewesen. Doch was hätte man auch zu einer Mutter sagen sollen, die ihr krankes Kind zu Hause ließ, um auf eine Party zu gehen? Die noch nicht einmal angerufen und sich nach dem Zustand ihrer Tochter erkundigt hatte?
Schlimmer noch: Ihr Handy war ausgeschaltet gewesen!
Noch heute sah sie den bitteren Vorwurf in seinen grün-goldenen Augen, als er sie von der Party wegführte. Sie erinnerte sich noch zu gut an ihre eigene Verzweiflung und Panik, Daisy könne ernsthaft krank sein. An ihre vergeblichen Versuche, Nialls Bruder klarzumachen, dass mit dem Kind alles in Ordnung gewesen war, als sie das Haus verlassen hatte.
Natürlich hatte er ihr nicht zugehört. Wer hätte das schon? Die ganze Situation hatte nicht gerade für sie gesprochen.
Vor lauter Selbstvorwürfen hatte sie damals nicht begriffen, dass nicht sie diejenige war, die nachlässig gehandelt hatte. Die Erkenntnis kam später. Doch da war ihr Name in der Familie Ryder bereits in den Schmutz gezogen worden …
„Wenn du Conans Frau gewesen wärst, hätte er dich nicht so verwöhnt wie mein jüngerer Sohn. Er ist nicht so willensschwach. Hättest du Conan gewählt, hätte er dich bald zur Vernunft gebracht.“
Sienna kochte innerlich. Sie hatte nicht erst „zur Vernunft gebracht“ werden müssen. Dennoch überraschte es sie, dass Avril ihren jüngeren Sohn als willensschwach bezeichnete. „Dann muss ich meinem Glücksstern danken, dass diese Verbindung niemals zustande kommen wird“, entgegnete Sienna mit gezwungenem Lachen.
„Habe ich etwas verpasst?“ Conans tiefe Stimme verursachte ihr eine Gänsehaut.
Sie hatte ihn nicht gesehen, seit er am Morgen zu einem Termin gefahren war. Als er jetzt über die Terrasse auf sie zukam, in einem silbergrauen Anzug mit weißem Hemd und hellgrauer Krawatte, sah er so imposant und kraftvoll aus, dass es ihr den Atem verschlug.
„Worüber habt ihr euch unterhalten?“, fragte er.
Sienna nahm den herben Duft seines Aftershaves wahr, und ihre Sinne reagierten sofort. Doch sie ignorierte ihren schneller schlagenden Puls und dachte an Conans Herzlosigkeit und die unheimliche Macht, die er über sie zu haben schien. Trotzig hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen. „Über dich.“
Das spöttische Lächeln auf seinen Lippen verriet, dass er die Streitlust in ihrer Stimme bemerkt hatte.
„Um Himmels willen, Conan, nimm sie mit und beschäftige sie“, sagte Avril bestimmt. „Sonst lässt sie mich noch um das ganze Anwesen joggen.“
„Das wäre vielleicht gar keine schlechte Idee“, erwiderte er augenzwinkernd. Doch als er sich Sienna zuwandte, erkannte sie die Sinnlichkeit in seinem Blick. „Es sieht so aus, als hätte meine Mutter mir freie Hand gegeben, alles mit dir zu tun, was ich will …“ Der Unterton war
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