Liebessterne ueber Nizza
unmissverständlich. Als er ihr die Hand reichte, flackerte Leidenschaft in seinen grün-goldenen Augen auf. „Also sollten wir sie besser nicht enttäuschen, oder?“
5. KAPITEL
Angetrieben von etwas, das stärker war als ihr eigener Wille, nahm Sienna die Hand, die er ihr anbot. Sie war warm und stark, und das Gefühl ließ ihren Puls erneut rasen.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie. Er führte sie durch den vorderen Säulengang zu einem roten Ferrari-Cabriolet, das in der Auffahrt stand.
„Lass dich überraschen.“
„Was ist mit Daisy?“, fragte sie besorgt, als er die Beifahrertür für sie öffnete.
„Sie schläft.“ Offensichtlich hatte er nach seiner Nichte geschaut, bevor er auf die Terrasse gekommen war. „Es geht ihr gut, sei unbesorgt.“
Überrascht stellte sie fest, dass er der einzige Mensch war, dem sie das ohne Bedenken abnahm.
„Ich muss in Cannes ein paar Dinge erledigen“, erklärte er und ließ den Motor an. „Wir werden nicht lange fort sein. Ich dachte nur, es würde dir gefallen, für ein, zwei Stunden mal etwas anderes zu sehen.“
Hat er wirklich solche Überlegungen angestellt? Bei dem Gedanken wurde Sienna warm ums Herz, doch dann siegte das Misstrauen.
Vorsicht, ermahnte sie sich selbst. Es bestand Gefahr, dass sie Conan gegenüber schwach wurde. Aber musste es nicht allen so ergehen? Seine geheimnisvolle Art, die gebieterische Ausstrahlung und die überbordende Sinnlichkeit hoben ihn von sämtlichen anderen Männern ab und zogen jede Frau in ihren Bann. Allerdings wussten die auch vorher nicht, wie mitleidlos er sein konnte.
Die Luft roch süß, als sie durch liebliche Hügel fuhren, vorbei an Oliven- und Zitronenhainen und kleinen Dörfern, die in malerischen Bergen über dem glitzernden Meer lagen.
„Kommst du oft hierher?“, fragte sie, um das Schweigen zu brechen.
„So oft ich kann. Verlängerte Wochenenden. Feiertage. Und jeden Sommer.“
Sienna atmete den Duft der wilden Kräuter und des Lavendels ein. „Das kann ich gut verstehen.“ Mit der zerklüfteten Küste und den endlosen Reihen von Zypressen, die in den dramatisch blauen Himmel ragten, passte diese Landschaft perfekt zu ihm. Unnachgiebig. Unerbittlich. Ungezähmt. „Meine Eltern lieben Spanien, also sind wir jedes Jahr hingefahren“, sagte sie. „Wir haben uns selbst verpflegt, wohnten ganz einfach. Aber wir haben immer wunderbare Ferien miteinander verbracht.“
„Klingt gut“, sagte er geistesabwesend, sodass sie sich fragte, ob es nicht nur so dahergesagt war. Denn was war Campen an der Costa Brava im Vergleich zu einer Millionärsvilla in Südfrankreich?
„Wie war’s bei dir?“, fragte sie, um mehr über den Bruder ihres verstorbenen Mannes in Erfahrung zu bringen. Schließlich war er nicht immer reich gewesen.
Von Niall wusste sie, dass Conan früh von zu Hause weggegangen war und sich mit einer Vielzahl von Jobs über Wasser gehalten hatte, bis er mit etwas Glück ein paar Kontakte geknüpft, seine unternehmerischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und die erste eigene Firma gegründet hatte. Sein Vermögen hatte er mit Telekommunikation gemacht, aber heute umfasste sein Imperium verschiedene Firmen. So viel war ihr bekannt. Als Mann blieb er ihr allerdings ein Rätsel.
„Wie es bei mir war?“ Er schaltete einen Gang herunter, da sie eine kurvenreiche Straße bergauf fuhren.
„Bist du mit deiner Familie in die Ferien gefahren?“, forschte sie weiter.
„Ja, aber das war nicht so aufregend wie deine Urlaube“, antwortete er trocken.
„Niall hat erzählt, dass du deinen wahren Vater nie gekannt hast“, wagte sie sich vor, obwohl er vermutlich nicht gern über seine uneheliche Herkunft sprach.
„Ja“, erwiderte er knapp.
„Was war mit deinem Stiefvater?“ Sie wusste, dass er Conan mit vier Jahren adoptiert und ihm seinen Nachnamen gegeben hatte.
„Was soll mit ihm gewesen sein?“ Er klang unterkühlt.
„Hast du dich mit ihm verstanden?“
„Nein.“
Es schien ihm nicht zu gefallen, dass sie nach seinem Privatleben fragte. Aus den Zeitungen wusste Sienna, dass er sich vor der Öffentlichkeit abschottete. Wenn er, was selten vorkam, Interviews gab, dann sprach er nur über Berufliches. Allerdings gelang den Papparazzi ab und an ein Schnappschuss – wie am Flughafen, als er zusammen mit Petra Flax fotografiert worden war.
Sie beschloss, nicht weiter zu bohren, sondern zog das Handy aus ihrer Rocktasche. „Ich schaue nur, ob mit Daisy alles in Ordnung
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