Liebessterne ueber Nizza
leise.
„Ich dachte, dir würde die Aussicht gefallen“, sagte er dann und nahm die Sonnenbrille ab.
Sie parkten auf einem Hügel, das glitzernde Meer weit unterhalb. Es war später Nachmittag, und die Zikaden sangen ihr Lied. Die lebendige Natur und die Schönheit der Landschaft, die sie umgab, verursachten einen Kloß in Siennas Hals.
„Warum hast du Niall so schlecht behandelt?“ Die Frage war heraus, bevor Sienna sich eines Besseren besinnen konnte.
„Warum hast du ihn so schlecht behandelt?“, entgegnete er.
Conan starrte in die untergehende Sonne, die den Himmel blutrot färbte. Statt einer Antwort wandte sie den Kopf ab. War es nicht egal, was sie ihm erzählte? Sein Bruder war schließlich tot, und einige Dinge ließen sich nicht mehr ändern.
„Heißt dein Schweigen, dass du deine Affäre endlich gestehst?“
Sie drehte sich zu Conan um und sah ihm in die Augen. „Nein!“
Das zynische Grinsen sagte ihr, dass er ihr nicht glaubte. „Kannst du dir vorstellen, dass Niall Bescheid wusste?“
„Wie sollte er? Ich meine … es gab nichts, worüber er hätte Bescheid wissen können“, stotterte sie verwirrt. Plötzlich wurde ihr klar, was Conan gemeint hatte. „Du meinst … er war derjenige, der dich darauf gebracht hat …?“
„Warum hätte er den Verdacht äußern sollen, wenn nicht ein Funken Wahrheit darin lag?“
„Weil er wohl nicht glauben wollte, dass ein Mann, den ich gern hatte, etwas anderes als mein Liebhaber sein konnte“, entgegnete sie wütend.
„‚Ein Mann, den du gern hattest‘?“, wiederholte er verächtlich.
„Denk doch, was du willst!“, fauchte sie zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Aber er ließ nicht locker. „Mein Bruder hat offensichtlich seine eigenen Schlüsse gezogen. Hattest du überhaupt eine Ahnung, wie verrückt er nach dir war?“
„Ja.“
„Was hattest du also an jenem Morgen in der Wohnung eines anderen zu suchen – zumal du ihn ja nur ‚gern hattest‘? Willst du mir weismachen, dass ihr keine Affäre hattet?“
„Würdest du glauben, dass ich ihn lediglich besucht habe?“
Sein Gesichtsausdruck war mehr als skeptisch. „Das würde ich vielleicht, aber offensichtlich hast du dort auch übernachtet. Und du hast deinem Mann immer wieder Lügengeschichten aufgetischt, dass du ‚Shoppen‘ gehst. Und dann hast du dein Kind mitgenommen, damit es Zeuge deines Seitensprungs wird. Warum also warst du in jener Nacht dort? Beantworte mir diese Frage.“
Sie konnte es nicht. Selbst jetzt konnte sie den Grund, warum sie in jener Nacht zu Timothy Leister geflüchtet war, nicht preisgeben. Aber zumindest konnte sie sich verteidigen.
„Ich habe gelogen, weil Niall sich unnötig aufgeregt hätte, wenn ich Tims Namen genannt hätte“, gab sie zu.
„Überrascht dich das etwa?“ Ungläubig sah er sie an, und sein Teint schimmerte bronzefarben in der Sonne. „Ich denke, dass das Auftauchen eines Exfreundes bei jedem betrogenen Partner die gleiche Reaktion hervorgerufen hätte.“
„Ich habe ihn nicht betrogen, und Tim war nicht mein Exfreund!“
„Die Leute, die meine Privatdetektive befragt haben, waren da anderer Meinung.“
„Du hast Privatdetektive auf mich angesetzt?“, flüsterte sie. Sie konnte kaum glauben, dass Niall sich ihrer Liebe so unsicher gewesen war, dass er seinem Bruder etwas dermaßen Hinterlistiges gestattet hatte.
„Es war allein meine Idee“, sagte Conan kalt, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Diejenigen, die dich und diesen Timothy kannten, waren sogar überrascht, dass ihr nicht geheiratet habt. Ihr wart Nachbarn und seit dem Sandkasten eng befreundet.“
„Alle wollten, dass wir heiraten!“ Vor Zorn röteten sich ihre Wangen. „Und du hattest absolut kein Recht, meine Bekannten auszufragen!“
„Als ich gesehen habe, was du meinem Bruder angetan hast, hatte ich jedes Recht dazu“, fuhr er sie an. „Aber keine Angst. Deine Bekannten haben gar nicht gemerkt, dass sie ausgefragt wurden. Und dein ach so reines Ansehen hat auch keinen Schaden genommen. Was hast du also zu deiner Verteidigung vorzubringen? Meinst du wirklich, ich nehme dir ab, dass er nicht dein Exfreund war?“
„Denk doch, was du willst“, erwiderte sie erschöpft und drehte den Kopf weg. „Wenn du mir nicht glaubst, ist das dein Problem, nicht meins.“
Aber das stimmte nicht. Sienna war bewusst geworden, dass es in Wirklichkeit genau darum ging, was Conan von ihr hielt.
„Du hast völlig falsche Schlüsse
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