LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
wirklich ein ausdrucksstarkes Gesicht.“
Sie stöhnte auf. „Dazu mein Erröten – das muss eine seltsame Mischung für jemanden wie dich sein, der weltgewandtere …“
„Sag das nicht“, unterbrach er sie. „Du besitzt mehr natürliche Anmut als die Hälfte der Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe.“
Komplimente war sie nicht gewohnt. Jane bedankte sich verlegen und wechselte das Thema. „Hast du Hausangestellte? Sicher kannst du diese Anlage nicht ganz allein in Ordnung halten.“
„Ja, aber sie haben ein paar Tage frei.“
Das behagte ihr gar nicht.
„Sie nehmen jedes Jahr um diese Zeit Urlaub. Reiner Zufall, dass sie in dieser Woche nicht hier sind.“
„Oh … ja, natürlich.“
Dass er anscheinend mühelos ihre Gedanken lesen konnte, fand sie noch beunruhigender als die Vorstellung, in diesem riesigen Schloss mit ihm allein zu sein.
„Komm, wir machen einen Rundgang.“
Er stand auf und bot ihr seine Hand. Ohne nachzudenken, griff sie danach.
Schnell ließ sie sich von der verwunschenen Atmosphäre gefangen nehmen. Überall waren Nischen, Winkel und verborgene Innenhöfe mit üppigen Pflanzen und geschmackvollen Möbeln, wie geschaffen für laue mediterrane Abende.
Xavier zeigte ihr ein Schwimmbecken, umgeben von blühenden Sträuchern und Bäumen. Eine Oase der Ruhe.
„Warum gehst du nicht schwimmen und entspannst dich ein bisschen, während ich mich um mein Telefonat kümmere?“
„Okay, warum nicht? Ich hoffe nur, ich finde den Weg hierherzurück.“
„Hinter den Bäumen sind Kabinen. Nimm dir von den Badesachen, was du brauchst. Handtücher und Bademantel liegen dort auch bereit.“
Natürlich.
Sie schlüpfte in einen schlichten dunkelblauen Badeanzug, schwamm ein paar Runden und legte sich dann auf eine der Liegen. Bis auf den Gesang der Vögel und das Zirpen der Zikaden war es still.
Zwei Stunden später hatte Xavier sich immer noch nicht blicken lassen. Jane hatte das Bedürfnis zu duschen, nahm ihre Sachen, zog einen der Bademäntel über und wanderte durchs Haus, bis sie die Treppe fand. Sie wollte gerade nach oben gehen, da hörte sie, wie hinter ihr eine Tür geöffnet wurde.
Xavier stand im Türrahmen. Hinter ihm sah sie ein geräumiges, mit modernster Technik ausgestattetes Büro.
„Tut mir leid, aber ich bin noch nicht fertig. Fühl dich wie zu Hause. Lange sollte es hier nicht mehr dauern.“
„Mach dir meinetwegen keine Sorgen“, antwortete sie leichthin.
Im Zimmer fand sie ihre Tasche und ging barfuß in das angrenzende Bad. Staunend betrachtete sie die große Wanne. Traumhaft. Sie füllte sie bis zum Rand mit Wasser, öffnete die Glasflakons, die am Rand standen, schnupperte daran und gab von den duftenden Essenzen etwas hinein. Wohlig seufzend ließ sie sich in das weiche Schaumbad gleiten.
Jane blieb nicht lange in der Wanne, aus Angst, Xavier könnte nach ihr suchen und sie hier entdecken. Sie trocknete sich rasch ab, rieb sich mit cremiger Bodylotion ein, wickelte sich in ein flauschiges Badelaken und verließ das Bad. Kein Laut war zu hören. Wahrscheinlich war er noch immer beschäftigt.
Als sie an einem Spiegel vorbeikam, blieb sie stehen. Fast hätte sie sich nicht mehr wiedererkannt. Ihre Haut schimmerte golden, ihre Augen glänzten, und ihre Wangen warensanft gerötet.
Im Spiegel sah sie, dass hinter ihr eine Gestalt im Türrahmen auftauchte. Jane sah auf. Xavier durchquerte das Zimmer und blieb hinter ihr stehen.
Im Spiegel trafen sich ihre Blicke. Xavier legte ihr die Hände auf die nackten Schultern. Bronzebraun hoben sie sich von ihrer hellen Haut ab. Wie gebannt sah Jane darauf, beobachtete, wie er sie langsam über ihre Arme gleiten ließ. Wieder schaute sie ihm in die Augen. Ihre Haut prickelte, ihr ganzer Körper schien zu pulsieren. In diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass Xavier ihr Badelaken lösen würde, es zu Boden fallen ließe. Sie erbebte bei der Vorstellung, wie sie nackt vor ihm stand, er ihre Brüste umfasste, sie liebkoste und dann sich selbst auszog, sodass sie, wenn sie sich zurücklehnte …
Aber er tat nichts von alledem. Stattdessen ließ er die Hände wieder zu ihren Schultern hinaufgleiten.
„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Komm nach unten, sobald du angezogen bist. Ich mache uns etwas zu essen.“
Wortlos nickte sie, ohne ihn im Spiegel aus den Augen zu lassen, und sah ihm nach, als er ging. Zum Glück hatte er ihre Gedanken nicht lesen können …
Eine
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