Liebhaber der Finsternis
sich näher mit ihnen beschäftigt. Wie zum Beispiel Sam.“
„Der Butler?“
„Er ist schon einhundertvierundfünfzig Jahre bei uns im Dienst.“
„Ist er keiner von uns?“, fragte sie erstaunt.
„Nein, er ist ein Mensch. Aber warum meinst du, konnte er so alt werden?“
„Er bekommt einmal im Jahr ein paar Tropfen Vampirblut. Das hält ihn bei Kräften und lässt ihn langsamer altern. Leah, können wir nicht eine klitzekleine Pause machen, nur ein kleines Dessert?“
Er machte sie wahnsinnig. Wenn er wirklich ihre Gedanken lesen konnte, sollte er wissen, wie schwer es ihr fiel, sich zu beherrschen. Sie war wie Schokolade in seinen Händen, und wenn er ihr zu nahe kam, würde sie zerfließen. Er sollte einen Regelbruch nicht bedauern müssen und ein bisschen zu warten machte das Ganze aufregender. Die nächsten Tage wären zwar die reinste Hölle, aber sie liebte das aufregende Kribbeln, das sie ergriff, wenn sie daran dachte, wie es wohl bei ihrer Vereinigung sein würde. Sie biss sich in die Lippen und machte weiter, ohne auf seine Anspielung einzugehen.
„Wie alt kann man auf diese Weise werden?“
„Genaue Angaben kann ich dir nicht geben, das hängt auch davon ab, wie alt man als Mensch geworden wäre. Der Letzte hat das stattliche Alter von zweihundertunddrei Jahren erreicht.“
Es entstand eine kleine Pause und sie glaubte schon, er wäre eingeschlafen, doch dann fuhr er fort.
„Du gehörst auch dazu. Du hast mich auf dem Friedhof überrascht. Ich habe noch nie jemanden wie dich kennengelernt, in dir war Sehnsucht. Ich hoffe, du weißt unser Blut zu schätzen, und ich hoffe auch, dass du jetzt verstehst, warum unsere Regeln so wichtig sind. Stell dir vor, man würde dich gefangen halten und du könntest dich nicht wehren. Sie brauchen nicht viel von unserem Blut. In Deutschland hat es angefangen, dort werden einige Clanmitglieder vermisst. Es breitet sich wie ein Lauffeuer aus. Es wird nicht lange dauern, dann werden sie auch uns aufspüren. Wir arbeiten mit dem deutschen Clan zusammen, aber bis jetzt haben wir nur ein paar kleine Zwischenhändler erwischt. Sie sind gerissen und gut organisiert. Ich habe Angst, dass unsere kleine Welt nicht mehr lange existiert. Deshalb sind wir auf der Suche nach diesen Dealern, und wenn wir sie in die Finger bekommen, werden sie ein Teil unserer Vorratskammer werden, dessen kannst du sicher sein.“
Leah begann sich zu fragen, was sie ihr antun könnten. „Was ist mit mir? Du hast gesagt, meine Kraft wäre begrenzt. Kann man mich töten? Und auf welche Art können sie dies tun?“
„Du bist ein Vampir, wie man ihn aus Büchern kennt. Die Sonne verbrennt dich zu Asche und man kann dir einen Pflock durchs Herz treiben oder den Kopf abschlagen. Auch enormer Blutverlust führt zum Tod.“
„Aber was habe ich dann gewonnen? Mein Herz schlägt nicht mehr und trotzdem bekomme ich Liebeskummer. Ich bin von euch abhängig, obwohl ich die Unabhängigkeit suchte. Ich bin sterblich, obwohl ich ewiges Leben wünschte. Also was bitte habe ich gewonnen?“
„Mich.“
Sie spürte, dass sie ihn verärgert hatte, und lenkte ein. „Entschuldigung, du hast ja recht.“
„Außerdem hättest du dir diese Fragen früher stellen sollen.“ Er lachte leise. „Im Übrigen hast du eine Familie und endlose Jugend erhalten, vielleicht solltest du dir darüber Gedanken machen. Du wirst noch leben, wenn alle anderen längst zu Staub zerfallen sind, du wirst erleben, wie sich die Welt wandelt. Du hast alle Möglichkeiten dein Leben zu gestalten. Überlege, wie du das nutzen kannst. Und jetzt schlaf, es wird Zeit“, brummte er und drehte sich um. Was ein Zeichen dafür sein sollte, dass dieses Gespräch nun wirklich beendet war.
Leah dachte über seine Worte nach. Sie war undankbar und übermüdet. Aber wenn Cian sie nicht freigab, wenn sie bis in alle Ewigkeit ohne Liebe bleiben müsste, könnte sie gleich jetzt in die Sonne treten und einfach von der Erde verschwinden. Sie seufzte erneut und versuchte, sich zu beruhigen.
„Was ist jetzt schon wieder?“
„Nichts, wie wäre es mit einem Gutenachtkuss?“
„Ich denke, wir lassen das lieber. Morgen, wenn du Cian gegenübertreten musst, wird es schwer genug sein. Wenn ich dich jetzt küsse, halte ich mich nicht mehr zurück. Glaube mir, das würden wir bereuen. Er würde uns in der Luft zerreißen und du bist auf sein Blut angewiesen, diese Regel stammt nicht von mir. Es ist so und ich kann es nicht ändern.“
„Du
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