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Liebhaber der Finsternis

Liebhaber der Finsternis

Titel: Liebhaber der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wieder da. Besonders auf diese wollte sie nicht verzichten.
    Die Woche verlief ereignislos. Leah konzentrierte sich auf ihren Unterricht und hatte nach einem längeren Gespräch mit Amy beschlossen, ihre Arbeit wieder aufleben zu lassen. Man hatte ihr eine Nähmaschine besorgt und sie war voller Eifer darangegangen, neue Kleider zu entwerfen. Als sie Amy die Entwürfe zeigte, war diese begeistert und schwelgte schon in Verkaufsstrategien. Leah hatte zwar ihre Zweifel, wollte sie aber nicht enttäuschen. Amy sollte das erste Kleid bekommen. Es sollte ein Dankeschön zum Abschied werden, denn sie ersehnte nichts mehr auf dieser Welt, als mit ihrer Familie nach England zurückzukehren. Obwohl sie sich hier liebevoll aufgenommen fühlte und viel gelernt hatte, blieb sie doch eine Fremde. Ihr Herz hing an Corben. Sie wusste nicht, ob der deutsche Clan das verstehen würde. Sie war sicher, dass sie alle mehr oder weniger wussten, dass sie unglücklich war, aber Details kannten sie über die Sache, die sie zur Flucht getrieben hatte, nicht. Nie würde sie den Fehler begehen und darüber reden. Cian würde sie kein weiteres Alibi für seine Grausamkeiten liefern. Und wenn sie bis nach England auf Knien rutschen müsste, um Corben zurückzugewinnen, sie würde es tun.
    Das Klingeln an der Tür ließ ihren Verstand einen Moment aussetzen. Als sie die Türklinke ergriff, um die Gäste zu begrüßen, zitterten ihre Finger. Die Clanmitglieder standen bereits alle im Flur. Einige waren dabei, sich der Mäntel zu entledigen. Sie brachten Kälte und Feuchtigkeit mit ins Haus. Draußen hatte es den ganzen Tag geregnet, und die Luft hatte sich merklich abgekühlt. Es roch winterlich, obgleich erst November war.
    Sie hörte Delanas helles Lachen, als sie die Vampire ihres Clans begrüßte. Dann sah sie Pursan, der mit seiner dunklen Haut aus der Menge hervorstach. Irgendwo machte sie auch die schmeichelnde Stimme von Cian aus. Aber wo war Corben?
    Sie drängte sich durch die Menge und begrüßte einen nach dem andern. Als sie Cian auf sich zukommen sah, zögerte sie. Seine freundliche Fassade konnte sie nicht täuschen. Seine Umarmung war kühl. Als er ihr einen Kuss auf die Wange gab, konnte sie nicht umhin, die feuchten Spuren demonstrativ fortzuwischen. Seine kalten Augen funkelten sie an. Die darin enthaltene Drohung entging ihr nicht. Ihr angedeutetes Nicken sollte ihm Bestätigung geben, dass sie geschwiegen hatte.
    Die Gäste wurden in den Salon geführt. Als der letzte Vampir den Flur verlassen hatte, blieb die Gewissheit, dass er nicht mitgekommen war. Was hatte das zu bedeuten? Warum war er nicht da? Panik ergriff sie. Doch bevor sie den anderen folgte, musste sie unbedingt einen kühlen Kopf bekommen. Sie ging hinaus und sog die frische Luft tief ein. Die Kälte kitzelte in ihrer Nase. Als sich kurz darauf ein Taxi dem Grundstück näherte, drückte sie sich in eine dunkle Ecke.
    Als sie die Person erkannte, wollte sie ins Innere flüchten. Corben? Kein Zweifel, er war es. Sie fröstelte vor Erregung. Langsam, sehr schwerfällig schritt er auf den Eingang zu. Er wirkte in seinen Bewegungen fast greisenhaft. Sie spürte einen Stich in der Herzgegend und wagte nicht, ihm entgegenzulaufen. Als er die Treppen erklommen hatte, riss sie sich zusammen und trat aus dem Schatten. Bei seinem Anblick verkrampfte sich ihr Inneres. Er sah elend aus, ausgezehrt, um Jahrzehnte gealtert. Selbst sein pechschwarzes Haar hatte seinen Glanz verloren. Etliche Altersflecke überzogen seine pergamentartige Haut. Tiefe schwarze Ringe ließen seine Augäpfel tiefer in ihren Augenhöhlen ruhen. Sein Blick war leer.
    Es war nicht von Vorteil, dass gerade sie ihm als Erstes begegnete. Sie wollte ihm einen Begrüßungskuss geben, doch er wich vor ihrer Berührung zurück, als wollte sie ihn schlagen. Unendliche Verzweiflung bemächtigte sich ihrer. Sie schämte sich zutiefst, dass sie nicht schon nach Jeqons erster Mail nach Hause geflogen war. Selbst das schwarze Glitzern seiner Augen war fort. Sie brachte nur ein kurzes Hallo zustande. Als sie ihm die Tür aufhielt, brach es wie eine Sintflut aus ihr hervor.
    „Warte, geh nicht hinein. Wir müssen reden.“ Als er keine Anstalten machte, auf den Vorschlag einzugehen, stellte sie sich ihm in den Weg. „Corben, bitte.“ Sie kniete vor ihm und umklammerte seine Beine, die dünn wie Streichhölzer erschienen. „Ich weiß, ich habe mehr als nur einmal dein Vertrauen missbraucht und deine Gefühle mit

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