Liebhaber der Finsternis
Füßen getreten. Aber auch wenn du mir nicht glaubst, ich liebe dich von ganzem Herzen. Wenn ich könnte, würde ich alles ungeschehen machen. Bitte gib uns noch eine Chance. Ich werde dich nie wieder enttäuschen. Ich tue alles, was du verlangst. Ich werde nie wieder ungehorsam sein. Bitte, Corben!“
Er rührte sich nicht. Erst als sich die Tür vom Salon öffnete, kam Bewegung in die Sache. Amy musste all ihre Kraft aufbringen, um ihre verzweifelte Umklammerung zu lösen.
„Lass ihn los. Bitte Leah, steh auf und versuch, dich zu beruhigen.“
„Ich will mich aber nicht beruhigen. Ich will, dass er mit mir redet. Ich will …“ Der Rest ging in Schluchzern unter.
Amy entschuldigte sich bei ihrem Gast und zog sie mit sich.
Corben stand noch immer wie erstarrt im Eingangsbereich.
Es hatte erstklassige Überredungskünste gebraucht, ihn zu bewegen, der Einladung nachzukommen. Und dann waren auf dem Flug auch noch seine Koffer abhandengekommen. Es dauerte einige Zeit, bis sie sich wieder angefunden hatten. Deshalb waren die anderen ohne ihn vorgefahren, er wollte nicht, dass sie zu spät kamen.
Auf die Szene mit Leah hätte er gern verzichtet. Sie sollte ihn nicht so sehen und sie so zu sehen, war auch nicht hilfreich. Gott, sie sprühte vor Energie. Sie schien nicht eine Minute gelitten zu haben. Und er starb jede einzelne Sekunde, die sie nicht um ihn war. Wie lange würde es dauern, bis er endlich zusammenbrach? Bis er in den langen Schlaf fiel, der ihn davon abhielt, wahnsinnig zu werden.
Sein Ansehen in der Gruppe hatte gewaltig gelitten. Cian spielte sich immer mehr als Anführer auf und er war nicht mehr stark genug, ihn in seine Schranken zu weisen. Gelinde gesagt war es ihm völlig gleichgültig.
Er würde hier nicht länger als nötig verweilen. Ein Anstandsbesuch, mehr nicht. Schon morgen ging sein Flieger nach Hause. Die anderen konnten so lange bleiben, wie sie wollten. Als er den Speisesaal betrat, versuchte er, die mitleidigen Blicke zu ignorieren. Als es darum ging, etwas zu essen, lehnte er dankend ab und bat, in sein Quartier geführt zu werden. Schwerfällig ließ er sich auf das Bett fallen und versuchte, seinen Kopf freizubekommen. Die Begegnung mit ihr hatte ihm die letzte Kraft geraubt. Es dauerte nicht lange, bis er in einen tiefen Schlaf fiel.
Die Abstände zwischen Wachen und Schlafen wurden immer kürzer und waren ein Hinweis dafür, dass er dicht davor war, für lange Zeit aus dem Diesseits zu entschwinden. Die Schlafphasen waren nicht erholsam und stets traumlos. Als er die Augen wieder aufschlug, vermochte er nicht zu sagen, wie lange er weggetreten war. Aber etwas hatte sich im Raum verändert. Für einen Moment erwachte der Vampir in ihm. Seine Sinne waren messerscharf, er hörte einen Herzschlag im Zimmer und wusste sogleich, dass der Mensch, dem er gehörte, nicht das einzige Wesen in diesem Raum war.
Dicht an seine Seite gekuschelt spürte er sie. In diesem Moment wünschte er sich, es wäre ihm etwas mehr Selbstachtung übrig geblieben, dann hätte er sie auf der Stelle getötet. Ihr lieblicher Geruch würde nicht den Raum erfüllen und ihm schmerzlich vor Augen führen, wie sehr er sich nach ihr sehnte. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
„Was willst du hier?“, fragte er dumpf. „Geh, ich habe dir nichts mehr zu sagen, nichts mehr zu geben. Du hast alles genommen. Ich habe keine Kraft zu kämpfen. Kannst du oder willst du mich nicht verstehen?“
„Ich gebe unsere Liebe nicht auf. Ich bin bereit, jegliches Opfer auf mich zu nehmen, um dir zu beweisen, wie ernst es mir ist“, erwiderte sie und schaltete das Licht ein.
Er sah diesen Jungen, wie hieß er doch gleich, Maik, auf einem Sessel sitzen. Ganz offensichtlich war er gebannt. Was hatte sie vor? Er roch das Blut und spürte, dass sein Durst immer stärker brannte. Das Tier in ihm wurde unruhig, drohte, außer Kontrolle zu geraten.
„Du brauchst Blut, Corben. Nimm dieses Opfer an. Nichts ist mir so wichtig wie meine Liebe zu dir. Bitte, ohne dich will ich nicht weiterleben. Ich liebe dich.“
Sie befahl Maik, näher zu treten. Als er kurz davor war, das Bett zu erreichen, stand Corben auf. Er nahm seine letzte Willenskraft zusammen und beförderte beide vor die Tür.
Erleichtert atmete er auf. Ohne sie schien das Zimmer größer geworden zu sein. Sie um sich zu haben, ertrug er nicht. Was bildete Leah sich ein? Dachte sie wirklich, er könnte etwas töten, was ihr so viel bedeutete? Wie
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