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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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sein. Verstehst du, was ich damit …?«
    »Ich weiß, Sir«, unterbrach ihn der Junge. »Ich hab’s ja auch versucht.«
    Der Sportlehrer schluckte erneut. »Wie bitte?«
    »Ich versuche es immer wieder, Sir. Aber irgendwie …« Der kleine Junge blickte verlegen zu Boden und errötete.
    Allmählich erkannte Jason, daß es manchmal gar nicht so einfach war, ein Held zu sein.
     
    Wie gewöhnlich parkte Mr. Derry den Wagen auf der Einfahrt, stieg aus und ging zur Garage, um das Tor zu öffnen. Er kippte das Tor hoch und erstarrte vor Entsetzen.
    Nach den ersten Schrecksekunden rieb er sich ungläubig die Augen, aber das, was er sah, wollte einfach nicht verschwinden.
    »Mir reicht’s! Das muß jetzt endlich aufhören!«
    Er schloß das Tor hinter sich, stieß mit dem Fuß das vordere Ende eines ausgestreckten Rüssels beiseite und begab sich ins Haus. Da an der Garderobe ein toter Gorilla hing, warf er seinen Anorak auf einen Stuhl.
    »Phyllis!« rief er durchs Haus. »In der Garage liegt ein toter Elefant! Das muß jetzt endlich aufhören, hörst du mich?«
    Die Wohnzimmertür öffnete sich, und eine merkwürdige männliche Gestalt erschien. Blaue Flammen flackerten rings um ihre Schultern, und ihr Blick schien tiefe Narben in Mr. Derrys Netzhäute einzubrennen. In der linken Hand hielt die Gestalt ein Stück Walnußkuchen.
    »Doug, das hier ist ein alter Freund von mir, den ich dir gern vorstellen möchte«, erklang Mrs. Derrys Stimme hinter dem Rücken der geisterhaften Gestalt.
     
    »Doch, das verstehe ich alles«, sagte Mr. Derry. Er schloß die Augen, schaltete seinen Verstand ganz behutsam in den ersten Gang zurück, öffnete sie wieder und fuhr fort: »Jedenfalls glaube ich das. Aber warum dann diese Bären, Wölfe, Tiger und …?«
    Draußen bot der Garten einen farbenprächtigen Anblick: Die ersten Ringelblumen reckten ihre goldenen Antlitze der Sonne entgegen, und zwischen ihnen ragten die weißen Spitzen unzähliger Gerippe aus dem Erdreich hervor.
    »Also gut.« Der Fremde holte tief Atem; diese Geschichte stellte sich schwieriger dar als vermutet. »Wissen Sie, Mister Derry, ich meine, mein lieber Douglas, der kleine Jason ist nun mal nicht wie die anderen Jungen in seinem Alter.« Mister Derry nickte mit Nachdruck. »Er hat diese Art an sich – nun, man könnte sagen, es steckt ihm im Blut. Man könnte sogar sagen, er … er kommt ganz nach seinem …«
    Mr. Derry wollte zwar protestieren, dann fiel ihm aber wieder ein, was ihm kurz zuvor alles zu Ohren gekommen war. Irgendwie wäre er am liebsten wütend über all das Gehörte gewesen, doch konnte er sich solch einen Luxus offenbar nicht leisten.
    »Machen Sie so was eigentlich öfter?« erkundigte er sich auf fast zurückhaltende Weise. »Ich meine, wilde Tiere verdreschen und so weiter?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht«, wehrte der Fremde ab. »Das wollte ich damit auch gar nicht sagen, vielmehr handelt es sich dabei um eine Art Instinkt von uns, wirklich.«
    »Von Ihnen?«
    »Ja, von uns«, bestätigte der Fremde. »Wirklich, deshalb sind wir auch eigentlich hier.« Er erinnerte sich an etwas. »Richtiger gesagt: waren wir deshalb hier. Waren wir deshalb dort«, korrigierte er sich. »Jedenfalls handelt es sich dabei um eine Phase, die wir alle durchmachen.«
    »Sie meinen, er wird sie überwinden?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und wie lange wird das Ihrer Meinung nach dauern?«
    Dem Fremden wäre es lieber gewesen, Mr. Derry hätte ihn das nicht gefragt. Sicher, irgendwann war diese Phase von allen seinen anderen Kindern überwunden worden; nach dem Zeitbegriff eines Normalsterblichen hatte dieser Prozeß allerdings eher eine ganze Ewigkeit gedauert. Und bei der fortschreitenden Zerstörung des Regenwalds und der damit einhergehenden Reduzierung des natürlichen Lebensraums sah es ganz danach aus, als würde der Bestand an Wildkatzen bereits versiegt sein, noch bevor der kleine Jason es satt hätte, ihnen den Schädel einzuschlagen.
    »Sehen Sie es doch einmal von einer anderen Warte«, schlug der Fremde vor.
    »Und von welcher?«
    Worum geht es hier eigentlich, verdammt noch mal? dachte der Fremde. Man versucht, nett zu diesen Leuten zu sein, und wohin führt das? »Wissen Sie, wer ich bin?« fragte er schließlich.
    »Na, Sie haben mir doch gerade eben selbst gesagt, daß Sie Jasons wirklicher …«, begann Mr. Derry.
    »Sicher«, unterbrach ihn der Fremde, »aber sonst noch was?«
    »Sonst noch was?« Mr. Derry überlegte. »Nein.«
    Der

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