Liebling verzweifelt gesucht
wie sie das geschafft hat«, sagte Herr B. »So lange dort oben herumgebeutelt zu werden, das muss ja ein wahrer Höllenritt gewesen sein. Eins steht jedenfalls fest: Diese Katze ist eine echte Kämpferin.«
Herr und Frau B. boten dem Lkw-Fahrer an, sich um das Tier zu kümmern. Er war sehr froh darüber, denn er musste seine Termine einhalten und eigentlich unbedingt weiterfahren. Sie verabschiedeten sich, und das Ehepaar sagte den Besuch bei seinen Bekannten ab. Die beiden wollten sofort wieder nach München zurück, um die Katze in die Tierklinik zu bringen. Offensichtlich hatte sie sich an der Pfote verletzt. Frau B. wickelte sie behutsam in eine Decke und legte sie auf den Rücksitz des Autos. Dann setzte sie sich daneben und streichelte das immer noch zitternde Tier.
In der Klinik stellte man fest, dass Mausi – so wurde die Katze später genannt – sich eine Pfote gebrochenhatte. Es grenzte wirklich an ein Wunder, dass sie nicht vom Tankwagen heruntergefallen war. Aber abgesehen von der gebrochenen Pfote war sie noch einmal mit dem Schrecken davongekommen. Die Pfote wurde eingegipst und Herr und Frau B. bezahlten ohne zu zögern die Rechnung der Tierklinik – an die 200 Euro.
Dann brachten sie die Katze direkt zu uns ins Tierheim. Sie hätten sie gerne behalten, konnten das aber nicht, weil sie häufig unterwegs waren. Doch bei uns war sie in guten Händen, das wussten sie. Das hübsche Tier bekam besonders viel Aufmerksamkeit. Schließlich hatte Mausi auch viel durchgemacht. Außerdem war sie eine extrem verschmuste Katze. Die ersten Tage lag sie mit ihrer eingegipsten Pfote meistens auf einem flauschigen Kissen und genoss es ganz offensichtlich, umsorgt und verhätschelt zu werden.
Nun begann meine Arbeit. Ich stellte ein Foto von Mausi ins Internet und rief Tierfreunde über Facebook dazu auf, Aushänge im Bereich Obertaufkirchen im Landkreis Mühldorf zu machen, von wo der Tankwagenfahrer aufgebrochen war. Freiwillige meldeten sich und hängten zahlreiche Suchzettel aus. Außerdem gab unsere Medienreferentin die Geschichte an verschiedene Zeitungen weiter. Sie berichteten über Mausis abenteuerliche Fahrt und druckten auch ein Foto von ihr ab. Aber leider meldete sich kein Besitzer bei uns.
Nach ein paar Wochen ging es Mausi wieder gut und der Gips konnte von ihrer Pfote entfernt werden. Es war an der Zeit, sie an einen guten Platz zu vermitteln, und es dauerte auch nicht lange, bis sich sehr nette Leute bei uns meldeten. Bei ihnen hat Mausi ein liebevollesZuhause gefunden. Unseren Pflegern ist der Abschied von dieser besonders liebenswerten Katze sehr schwergefallen. Aber wir haben uns alle darüber gefreut, dass die kleine Kämpferin ihr Abenteuer so gut überstanden hat.
Vermisst im Erdinger Moos
Der Golden-Retriever-Welpe drückte sich winselnd in eine Ecke seiner Transportbox. Er war es nicht gewohnt, eingesperrt zu sein. Die Box stand festgezurrt im Bauch eines Flugzeugs, das von Barcelona nach München unterwegs war. Die dröhnenden Motoren schüchterten ihn ein. Außerdem ruckelte die Boeing und sackte manchmal sogar etwas ab, wenn sie in Turbulenzen geriet. Eigentlich hatte Sandro das große Los gezogen. Aber natürlich wusste er nicht, dass er nun unterwegs nach Deutschland war, wo ein Zuhause für ihn gefunden werden sollte. Er hatte hier im Bauch des Flugzeugs einfach nur panische Angst. Durch das ständige Schaukeln wurde ihm übel. Als das Flugzeug wieder einmal nach unten durchsackte, rebellierte sein Magen, er musste sich übergeben.
Bisher hatte der viermonatige Welpe nur das Leben auf Spaniens Straßen kennengelernt. Das hatte ihm allerdings schon einiges abverlangt. Er war als Straßenhund zur Welt gekommen und hatte lernen müssen, sich selbst durchzuschlagen. Jeden Tag musste er sich aufs Neue auf Futtersuche begeben. Hauptsächlich hatte er sich von Abfällen ernährt. An guten Tagen begegneteer freundlichen Touristen, die seinem bettelnden Blick nicht widerstehen konnten und ihm etwas zu fressen gaben. Aber er musste stets auf der Hut sein, denn viele spanische Restaurant- und Ladenbesitzer mochten es gar nicht, wenn er in die Nähe ihrer Geschäfte kam. Einer hatte sogar mit Steinen nach ihm geworfen. Das hatte ihn gelehrt, Abstand zu halten und sich Menschen nur sehr vorsichtig zu nähern.
Vor ein paar Tagen war die Mitarbeiterin einer privaten deutschen Tierhilfeorganisation auf ihn gestoßen und hatte ihn aufgelesen. Mit viel gutem Zureden, Geduld und duftenden
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