Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Fernmeldemann, hatte Wachdienst. Er schlief in der kleinen Bereitschaftskoje neben der Laserkuppel, wo die Stationsmonitoren ihn schnell wecken konnten, wenn sich etwas Großes den Mauern näherte. Verstärkte Dural-Legierung war harter Stoff, aber der Schwamm vermochte sehr gefährliche Wesen einzusetzen. Und man mußte an die Luftschleusen denken.
    Delvecchio beschloß, Sanderpay schlafen zu lassen, und trat ans Fenster. Die großen Suchscheinwerfer auf der Mauer überfluteten den Umkreis von Greywater mit grellen, weißen Lichtkegeln, die den Schlamm widerwärtig aufschimmern ließen. Er konnte in den Strahlen kurz dahinschwebende Sporen aufleuchten sehen. Sie erschienen ungewöhnlich dicht, vor allem gegen Westen zu, aber das bildete er sich vermutlich nur ein.
    Andererseits mochte es aber auch ein Anzeichen dafür sein, daß der Schwamm unruhig war. Die Sporen waren um Greywater stets zehnmal so dicht aufgetreten wie überall sonst auf dem Planeten. Das war einer der ersten Hinweise darauf gewesen, daß der verdammte Schwamm intelligent war. Und feindselig.
    Sie wußten noch immer nicht genau, wie intelligent. Aber an der Feindseligkeit gab es keinen Zweifel mehr. Der schmarotzende Schwamm befiel jedes Tier auf dem Planeten. Und er hatte die meisten von ihnen zu irgendeiner Zeit dazu benützt, die Station anzugreifen. Er hatte es auf sie abgesehen. Deshalb der Blizzard von Sporen, der nun schon seit über einem Jahr auf Greywater herabregnete. Die oberen Kraftfelder hielten sie aber fern, und die Sterilisierungskammern töteten alle ab, die an Schlammschleppern oder Überbauten haften oder in die Luftschleusen dringen mochten. Aber der Schwamm gab nicht auf.
    Sanderpay gähnte und setzte sich in seiner Koje auf. Delvecchio drehte sich nach ihm um.
    »Morgen, Otis.«
    Sanderpay gähnte wieder und hielt sich eine große, rote Hand vor den Mund.
    »Morgen«, erwiderte er und wand sich in einem Gewirr von langen Armen und Beinen aus der Koje. »Was ist los? Übernehmen Sie Bills Schicht?«
    Delvecchio erstarrte.
    »Was? Sollte Reyn Sie ablösen?«
    »M-hm«, sagte Sanderpay mit einem Blick auf die Uhr. »Vor einer Stunde. Der Mistkerl. Ich kriege Krämpfe, wenn ich in dem Ding da schlafen muß. Warum können wir das nicht ein bißchen bequemer machen, frage ich Sie?«
    Delvecchio hörte kaum hin. Er beachtete Sanderpay nicht und ging sofort zur Rufanlage. Granowicz war dem Fuhrpark am nächsten. Er läutete ihn an.
    Eine schläfrige Stimme meldete sich.
    »Ike«, sagte Delvecchio. »Hier Jim. Sehen Sie schnell im Fuhrpark nach. Zählen Sie die Flieger.«
    Granowicz bestätigte den Befehl. Nach nicht einmal zwei Minuten war er zurück, aber es schien länger gedauert zu haben.
    »Flieger Fünf fehlt«, sagte er. Er schien plötzlich hellwach zu sein.
    »Scheiße«, sagte Delvecchio. Er warf den Hörer hin und fuhr herum. »Sofort an den Funk: Ein Flieger fehlt! Anpeilen!«
    Sanderpay sah ihn verblüfft an, gehorchte aber. Delvecchio stand hinter ihm und murmelte Verwünschungen, während er die atmosphärischen Störungen absuchte.
    Schließlich eine Antwort.
    »Ich höre Sie, Otis.« Natürlich Keys Stimme.
    Delvecchio beugte sich zum Sender vor.
    »Ich habe gesagt, keine Rettungsaktion!«
    Die Antwort war zu gleichen Teilen Lachen und Rauschen.
    »Haben Sie? Verdammt! Ich muß nicht aufgepaßt haben, Jim. Sie wissen, wie lange Besprechungen mich immer langweilen.«
    »Ich will keinen toten Helden zu verantworten haben. Kehren Sie um!«
    »Das habe ich vor, nachdem ich den Impfstoff abgeliefert habe. Ich bringe so viele Soldaten mit, wie ich kann. Die anderen können laufen. Die Immunität läßt nach, aber sie sollte lange genug anhalten, wenn sie dort gelandet sind, wo wir es vermuten.«
    Delvecchio fluchte.
    »Verdammt noch mal, Bill! Kehren Sie um! Erinnern Sie sich noch an Ryerson?«
    »Aber sicher. Er war Geologe. Ein kleiner Mann mit Bauch, nicht?«
    »Reyn!« Delvecchios Stimme klang schneidend.
    Gelächter.
    »Ach, regen Sie sich ab, Jim. Ich schaffe es. Ryerson war unvorsichtig, das hat ihn getötet. Und Blatt auch. Mir passiert das nicht. Ich habe ein paar Laser montiert. Zwei große Sumpf-Fledermäuse, die mich angriffen, habe ich schon erledigt. Riesenkerle, die leicht wegzusengen waren.«
    »Zwei! Der Schwamm kann Hunderte schicken, wenn er unruhig wird. Hören Sie auf mich, zum Teufel! Kommen Sie zurück!«
    »Abgemacht«, sagte Reyn. »Mit meinen Gästen.« Dann meldete er sich mit einem Lachen

Weitere Kostenlose Bücher