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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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ab.
    Delvecchio richtete sich auf und zog die Brauen zusammen. Sanderpay schien das Gefühl zu haben, daß ein Kommentar angebracht war, und brachte ein schwaches: »Tja ...« zustande. Delvecchio hörte ihn gar nicht.
    »Bleiben Sie auf dem Kanal, Otis«, sagte er. »Es besteht die Möglichkeit, daß der verdammte Narr es wirklich schafft. Ich will sofort Bescheid wissen, wenn er sich meldet.« Er ging durch den Raum. »Hören Sie, versuchen Sie so alle fünf Minuten, ihn anzusprechen. Vermutlich wird er nicht antworten. Er sitzt voll in der Scheiße, wenn der Laser, den er selbst montiert hat, ausfällt.«
    Delvecchio stand an der Rufanlage. Er tastete Granowicz' Station ein.
    »Wieder Jim, Ike. Was für ein Laser fehlt aus der Werkstatt? Ich bleibe dran.«
    »Nicht nötig«, kam die Antwort. »Hab" gleich nachgesehen, als ich den Flieger vermißte. Einer von den Tisch-Fräsern, glaube ich, mit geringer Leistung. Er hat mit dem Punktschweißgerät gearbeitet und den Regler auf dem Energieerzeuger gelassen. Ned hat das gefunden, und die Stellen, wo er Befestigungsschellen montiert hat. Außerdem ist einer der Vakutanks verschwunden.«
    »Okay. Danke, Ike. Ich möchte, daß in zehn Minuten alle hier oben sind. Kriegsrat.«
    »Oh, da wird sich Sheridan aber freuen.«
    »Nein. Doch. Vielleicht.« Er schaltete ab, tastete Andrews' Nummer ein.
    Der Mykologe brauchte eine Weile, bis er sich meldete.
    »Arnold?« knurrte Delvecchio, als er endlich Antwort bekam. »Können Sie mir sagen, was aus dem Lager fehlt?«
    Es blieb einige Minuten still, dann kam Andrews zurück.
    »Ja, Jim. Eine Menge Medizinisches. Spritzen, Verbände, Impfstoff, sogar ein paar Leichensäcke. Was ist los ?«
    »Reyn. Und nach allem, was Sie sagen, scheint er es auf eine große Rettungstat angelegt zu haben. Wieviel hat er mitgenommen?«
    »Genug, denke ich. Aber nichts, was wir nicht ersetzen könnten.«
    »Okay. Besprechung hier oben in zehn ... fünf Minuten.«
    »Hm, na gut.« Andrews legte auf.
    Delvecchio drückte auf den Hauptschalter und nahm alle Lautsprecher in Betrieb. Zum erstenmal in vier Monaten, seit die Glitscher sich in der Nähe der Mauern versammelt hatten. Das war ein falscher Alarm gewesen. Diesmal war es keiner, das wußte er.
    »Besprechung in fünf Minuten in der Kuppel«, sagte er.
    Die Worte hallten durch die Station und wurden von den kühlen, summenden Wänden zurückgeworfen.
     
    » ... daß es viel zu spät sein wird, wenn wir nicht jetzt Pläne machen.« Delvecchio verstummte und sah die vier Männer in den Sesseln der Reihe nach an. Sanderpay saß noch am Funkgerät, und seine langen Beine reichten bis in die Mitte des Raumes hinein. Aber die anderen vier saßen mit am Tisch und umklammerten Kaffeetassen.
    Keiner schien aufmerksam zuzuhören. Granowicz starrte geistesabwesend zum Fenster hinaus, wie meistens. Augen und Vorderhirn von ihm waren mit dem Schwamm beschäftigt, der an den Bäumen rund um Greywater wuchs. Andrews kritzelte ganz langsam etwas in ein Notizbuch. Er malte. Ned Miterz, groß und blond und kräftig, war ein Bündel nervöser Anspannung; Bill Reyn war sein engster Freund. Er trommelte abwechselnd mit den Fingern auf die Tischplatte, ließ den Kaffee in der Tasse kreisen und zupfte nervös an seinem blonden Schnauzbart. Sheridans Rundkopf war gesenkt; er starrte auf den Boden.
    Aber auf ihre Weise waren sie alle bei der Sache. Selbst Sanderpay am Funk. Als Delvecchio verstummte, zog er die langen Beine an und sagte: »Es tut mir leid, daß es soweit gekommen ist, Jim.« Er rieb sich das Ohr, um die Zirkulation wieder anzuregen. »Schlimm genug, daß diese Soldaten draußen sind. Jetzt ist Bill auf dem Weg zu ihnen, und er ist in derselben Klemme. Ich glaube, tja, wir müssen ihn vergessen. Und uns über Angriffe den Kopf zerbrechen.«
    Delvecchio seufzte. »Es ist schwer zu verdauen, ich weiß. Wenn er es schafft, dann schafft er es. Wenn er sie findet, dann findet er sie. Wenn sie exponiert waren, gehören sie in drei Tagen zum Schwamm. Ob sie den Impfstoff nehmen oder nicht. Wenn er sie mitbringt, beobachten wir sie drei Tage, um zu sehen, ob sich Symptome entwickeln. Wenn das der Fall ist, müssen wir sie töten. Wenn nicht, dann ist keiner geschädigt. Und wenn die anderen nachkommen, achten wir bei ihnen auf Symptome. Aber das sind sehr zweifelhafte Dinge. Wenn er es nicht schafft, ist er tot. Vieles spricht dafür, daß die Soldaten tot sind. Oder exponiert. So oder so, wir bereiten uns au:

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