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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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das Schlimmste vor und vergessen Reyn, bis wir ihn sehen. Was ich also jetzt hören möchte, sind praktische Vorschläge darüber wie wir uns gegen schwerbewaffnete Soldaten verteidigen, die gesteuert sind von einer Intelligenz, die wir nicht verstehen.« Er sah die Männer wieder der Reihe nach an.
    Sanderpay stieß einen Schrei aus. Er packte das Konsolenmikro als die anderen zusammenzuckten und ihn anstarrten.
    »Melden, Bill«, sagte er und drehte den Lautstärkeknopf über dem Wandlautsprecher. Die anderen schnitten Grimassen, als das brüllende Frequenzrauschen den Raum erfüllte.
    » ... richtig. Das verdammte Ding schickt Insekten ins Schiff. Schmie ... ren .. . verschmieren Windschutzscheibe ... Instrumente.« Reyns Stimme. Im Hintergrund ein Geräusch wie starker Regen.
    » ... Sumpf-Fledermäuse, kurz bevor sie kamen ... wahrscheinlich gehen sie jetzt auf mich los. Verdammter Lasersockel locker ...« Im Hintergrund ein dumpfes Krachen. »Keine Seitensteuerung ... hab' den Teufel ... o mein Gott...« Wieder zwei dumpfe Laute. Ein Geräusch, als verzehre sich Metall selbst. » ... in den Bäumen. Höhe ... gehe hinunter ... Sumpf-Fledermäuse ... gerade etwas in den Motor gesaugt ... Verdammt, kein Schub ... nichts ... wenn ...« Danach Frequenzrauschen.
    Sanderpay, dessen schmales Gesicht leer und weiß war, wartete einige Sekunden, um zu sehen, ob noch etwas durchkam, dann versuchte er Reyn auf dem Kanal zu rufen. Nach einer Zeit drehte er den Lautstärkeknopf wieder zurück.
    »Ich glaube, das ist so ungefähr das, was in zwei Tagen mit uns passieren wird«, sagte Delvecchio. »Der Schwamm schreckt vor nichts zurück, um alles intelligente Leben in seine Gewalt zu bringen. Sobald er die Soldaten hat, die am Leben geblieben sind, werden sie zur Station kommen. Mit ihren Waffen.«
    »Tja«, knurrte Sheridan. »Er wußte, daß er mit dem Flugzeug nicht hinausgehen sollte.«
    Miterz knallte die Tasse auf den Tisch und stand auf.
    »Geh'n Sie doch zum Teufel, Sheridan! Können Sie nicht mal eine Minute die Schnauze halten? Bill ist dort wahrscheinlich umgekommen, und Sie wollen nichts anderes als sich bestätigen, Sie hätten es ja gleich gesagt.«
    Sheridan sprang ebenfalls auf.
    »Meinen Sie, mir gefällt es, anhören zu müssen, wie jemand stirbt? Nur weil ich ihn nicht gemocht habe? Denken Sie, das macht Spaß? Wie? Denken Sie, ich möchte gegen jemand kämpfen, der das gelernt hat? Wie?« Er sah sie an, alle, und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Nein, möchte ich nicht. Ich habe Angst. Ich mache ungern Pläne für einen Krieg, wenn da draußen verwundete und sterbende Männer sein könnten, ohne daß Hilfe kommt.«
    Er machte eine Pause. Seine gepreßte Stimme begann zu schwanken.
    »Reyn war ein Narr, da hinauszugehen. Aber vielleicht ist er der einzige gewesen, der seine Menschlichkeit an die Oberflähe kommen ließ. Ich habe mich dazu gezwungen, sie zu ignorieren. Ich habe versucht, euch alle dazu zu bringen, daß ihr euch auf den Krieg einstellt, für den Fall, daß von den Soldaten jemand am Leben bleibt. Hol euch der Teufel. Ich habe Angst davor, da hinauszugehen. Ich fürchte mich, an das Zeug hinzukommen, sogar in der Station. Ich bin Zoologe, aber ich kann nicht einmal arbeiten. Jedes Tier auf dem Planeten hat das – das Zeug am Leib. Ich kann nicht ertragen, es zu berühren. Ich will auch nicht dagegen kämpfen. Aber wir werden müssen. Früher oder später.« Er wischte sich wieder die Stirn und sah Delvecchio an. »Ich – es tut mir leid, Jim. Und Ned. Und ihr anderen. Ich – ich habe – es gefällt mir nicht besser als euch. Aber wir müssen.« Er setzte sich todmüde hin.
    Delvecchio rieb sich die Nase und sagte sich wieder einmal, daß es mehr Mühe machte, als es sich lohnte, nominell der Chef zu sein. Sheridan war noch nie so aus sich herausgegangen. Er wußte nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte.
    »Ist okay, Eldon«, sagte er schließlich. Es war das erstemal, daß er sich erinnern konnte, Sheridans Vornamen in den Mund genommen zu haben, er wie die anderen. »Das wird für keinen von uns leicht. Sie könnten recht haben, was unsere Menschlichkeit angeht. Manchmal muß man die Menschlichkeit beiseite stellen, um sich zu befassen mit... tja, ich weiß es nicht.
    Der Schwamm hat endlich einen Weg gefunden, an uns heranzukommen. Er wird uns mit den Soldaten angreifen, wie er es mit den Glitschern und den Fledermäusen und allem anderen gemacht

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