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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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wißt, daß sie kommen. Wir werden sie töten müssen.«
    Delvecchio betrachtete Sheridan mit erneuertem Widerwillen. Der Zoologe brachte seine Vorstellungen immer sehr deutlich zur Sprache. Das erleichterte Delvecchios die Aufgabe nicht, der dann die Streitigkeiten schlichten mußte, zu denen Sheridans Ideen gewöhnlich führten.
    »Sonst noch Vorschläge?« fragte er und sah die anderen an. Reyn wirkte hoffnungsvoll. »Wir könnten versuchen, sie zu retten, bevor die Schwämme das überwältigen.« Er wies auf das Fenster und die sumpfige, schwammverklumpte Landschaft dahinter. »Wir könnten sie vielleicht mit einem der Flugzeuge erreichen, sie der Reihe nach zur Station zurückbringen, in die Insolierstation schaffen ...« Dann verstummte er und fuhr mit der Hand nervös durch sein dichtes, schwarzes Haar. »Nein. Sie wären zu viele. Wir müßten so viele Flüge machen. Und die Sumpf-Fledermäuse ... ich weiß nicht.«
    »Der Impfstoff«, sagte Granowicz, der drahtige AI-Psychologe. ; »Bringt ihnen mit einem Flugzeug Impfstoff. Dann schaffen sie es i vielleicht zu Fuß.«
    »Der Impfstoff wirkt nicht richtig«, sagte Sheridan. »Die Leute entwickeln eine Immunität dagegen, die Schutzwirkung flaut ab. Außerdem – wer bringt ihn hin? Sie? Erinnern Sie sich an den letzten Versuch mit einem Flugzeug? Die verdammten Sumpf-Fledermäuse haben es demoliert. Wir haben Blatt und Ryerson verloren.; Die Schwämme hindern uns nun schon bald acht Monate daran, daß wir fliegen. Wie kommen Sie dann darauf, sie würden uns plötzlich freie Bahn lassen, in den Sonnenuntergang hineinzufliegen?«
    »Wir müssen es versuchen«, sagte Reyn hitzig. An seinem Tonfall konnte Delvecchio erkennen, daß es einen heftigen Streit geben würde. Sheridan brauchte in einem solchen Fall nur auf der einen Seite zu stehen, und Reyn war prompt auf der anderen.
    »Das sind Menschen dort draußen, wohlgemerkt«, fuhr Reyn fort. »Ich glaube, Ike hat recht – wir können ihnen Impfstoff bringen. Zumindest besteht eine Chance. Wir können mit den Sumpf-Fledermäusen den Kampf aufnehmen. Aber die armen Schweine da draußen haben gegen den Schwamm keine Chance.«
    »Sie haben keine, egal, was wir tun«, sagte Sheridan. »Wir sollten lieber an uns selbst denken. Sie sind erledigt. Inzwischen wissen die Schwämme, daß sie hier sind. Wahrscheinlich überfallen sie sie schon. Wenn überhaupt jemand am Leben geblieben ist.«
    »Das scheint das Problem zu sein«, warf Delvecchio hastig ein, bevor Reyn etwas erwidern konnte. »Wir müssen davon ausgehen, daß der Schwamm sich keine Gelegenheit entgehen lassen wird, sie in seine Gewalt zu bringen. Und dann rücken sie gegen uns vor.«
    »Richtig«, sagte Sheridan und schüttelte lebhaft den Kopf. »Und vergeßt nicht, das sind keine gewöhnlichen Leute, mit denen wir es zu tun haben. Das war ein Truppentransporter. Die Überlebenden werden bis an die Zähne bewaffnet sein. Was haben wir außer dem Kuppellaser? Jagdgewehre und Betäubungswaffen. Und Messer. Gegen Kreischer und 75er Mikemikes und weiß der Himmel, was noch alles. Wir sind erledigt, wenn wir uns nicht vorbereiten. Erledigt.«
    »Also, Jim?« sagte Granowicz. »Was meinen Sie? Hat er recht? Wie schätzen Sie unsere Chancen ein?«
    Delvecchio seufzte. Es war nicht immer angenehm, das Kommando zu führen.
    »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist, Bill«, sagte er und nickte Reyn zu. »Aber ich fürchte, ich muß Sheridan recht geben. Ihr Plan hat keine großen Aussichten. Und es steht mehr auf dem Spiel. Wenn die Überlebenden Kreischer und schwere Waffen haben, werden sie durch die Mauern der Station brechen können. Ihr wißt alle, was das bedeuten würde. In einem Monat ist unser Versorgungsschiff fällig. Wenn der Schwamm nach Greywater eindringt, wird die Erde sich um die Fyndii keine Gedanken mehr zu machen brauchen. Der Schwamm würde den Krieg endgültig beenden – er mag es nicht, wenn seine Wirte miteinander kämpfen.«
    Sheridan nickte.
    »Ja. Wir müssen die Überlebenden also vernichten. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Andrews, der stille kleine Mykologe, meldete sich zum erstenmal zu Wort.
    »Wir könnten versuchen, sie gefangenzunehmen«, schlug er vor.
    »Ich habe mit Methoden experimentiert, den Schwamm zu vernichten, ohne die Wirte zu schädigen. Wir könnten sie ruhigstellen, bis ich vorankomme.«
    »Wie viele Jahre würde das dauern?« fragte Sheridan.
    Delvecchio griff ein.
    »Nein. Wir haben keinen Grund zu der Annahme,

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