Lieder von Sternen und Schatten
Wir müssen sie vorher töten.«
»Aber das ist unsere Chance«, sagte Granowicz. »Anfangen, zu verstehen, zu diesem Verstand vorzudringen, zu –«
»Das war unsere Aufgabe von Anfang an«, fuhr ihn Sheridan an. »Sie sind der Fachmann. Nur weil Sie Ihre Arbeit nicht getan haben, ist das noch lange kein Grund, daß Sie verlangen, wir sollen unser Leben dafür aufs Spiel setzen.«
Granowicz starrte ihn finster an. Sanderpay, der neben ihm saß, nahm sich kein Blatt vor den Mund.
»Sheridan«, sagte er, »manchmal wünsche ich mir, wir könnten Sie zu dem Schwammwesen hinauswerfen. Sie sähen gut aus, wenn Ihnen graugrüne Gewächse aus den Ohren kämen. Bestimmt.«
Delvecchio blickte sie alle erbost an.
»Haltet jetzt mal alle den Mund«, sagte er. »Ich habe genug von diesem Unsinn. Ich habe auch nachgedacht.« Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. Andrews saß an einem anderen Tisch und frühstückte in Ruhe zu Ende. Delvecchio winkte ihn herüber.
»Ich habe ein paar Mitteilungen zu machen«, sagte er. »Erstens: keine Streitgespräche mehr. Wir vergeuden unglaublich viel Zeit damit, jede Einzelheit auszustreiten und uns einander anzubrüllen.
Und wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Jetzt nicht mehr. Ich treffe die Entscheidungen, und ich wünsche kein Geschrei und Gestrample. Wenn es euch nicht paßt, steht es euch frei, einen anderen an die Spitze zu wählen. Verstanden?« Er sah sie alle der Reihe nach an. Sheridan wand sich ein wenig unter dem Blick, aber keiner erhob Einwände.
»Okay«, sagte Delvecchio schließlich. »Wenn das geklärt ist, machen wir weiter.« Ersah Granowicz an. »Das erste ist Ihre Idee, Ike. Jetzt wollen Sie, daß wir versuchen, damit zu reden. Tut mir leid, das kaufe ich Ihnen nicht ab. Erst gestern nacht haben Sie uns erklärt, daß der Schwamm seiner Kindheitserlebnisse wegen feindselig eingestellt sein muß.«
»Ja«, sagte Granowicz, »aber mit dem zusätzlichen Wissen, das er übernimmt von –«
»Keine Argumente«, sagte Delvecchio scharf. Granowicz verstummte. Delvecchio fuhr fort: »Was glauben Sie, wird er tun, während wir mit ihm reden? Mit allem zuschlagen, was er hat, wenn Ihre Theorie zutreffend war. Und für mich klang sie logisch. Wir sind tote Leute, wenn wir uns nicht vorbereiten, also werden wir bereit sein. Zum Kämpfen, nicht zum Reden.«
Sheridan grinste schief. Delvecchio nahm ihn sich als nächsten vor.
»Aber wir schlagen nicht mit allem zu, was wir haben, sobald wir sie sehen, wie Sie das wollen, Sheridan«, sagte er. »Ike hat gestern nacht einen Punkt angesprochen, der mich seitdem beunruhigt. Mich nicht in Ruhe läßt. Es besteht eine geringe Chance, daß der Schwamm vielleicht gar nicht versuchen wird, die Soldaten in seine Gewalt zu bringen. Er ist vielleicht nicht schlau genug, zu erkennen, daß sie wichtig sind. Er konzentriert sich vielleicht auf das Raumschiff.«
Sheridan setzte sich kerzengerade auf.
»Wir müssen zuschlagen«, sagte er. »Sie bringen uns um, Delvecchio. Sie –«
Überraschend schloß Sanderpay sich an.
»Er frißt einen Weg frei«, sagte er. »Und die Bäume. Und heute morgen, Jim, sehen sie einmal hinaus. Überall Glitscher und Fledermäuse. Er hat sie, das weiß ich. Sonst würde er sich nicht auf diese Weise anstrengen.«
Delvecchio winkte ab.
»Ich weiß, Otis, ich weiß. Sie haben recht. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß er sie hat. Aber wir müssen Gewißheit haben. Wir warten, bis wir sie sehen, bis wir es wissen. Und wenn sie unter seiner Kontrolle stehen, schlagen wir zu mit allem, was wir haben. Es muß hart sein. Wenn es zu einer längeren Auseinandersetzung kommt, haben wir verloren. Sie sind uns an Zahl und Bewaffnung überlegen, und bei einem Kampf würden sie leicht in die Station eindringen können. Nur könnte der Schwamm sie einfach anmarschieren lassen. Vielleicht können wir sie alle töten, bevor sie wissen, was mit ihnen geschieht.«
Granowicz machte ein zweifelndes Gesicht. Sheridan wirkte mehr als zweifelnd.
»Delvecchio, das ist lächerlich. Mit jedem Augenblick, den wir zögern, vermehrt sich unser Risiko. Und das für eine so absurde Chance. Selbstverständlich wird er sie überwältigen.«
»Sheridan, von Ihnen habe ich langsam genug«, sagte Delvecchio ruhig. »Hören Sie zur Abwechslung einmal zu. Es gibt zwei Chancen. Eine ist, daß der Schwamm zu dumm sein könnte, sie in seine Gewalt zu bringen. Und die andere ist, daß er zu schlau sein könnte.«
Granowicz zog
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