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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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da draußen«, sagte Andrews. »Irgendwo.« Er trank einen Schluck, stellte die Dose hin. »Wenn sie sich nur, na, beeilen würden.« Er sah Delvecchio an. »Wir werden wahrscheinlich alle sterben, wissen Sie. Es spricht soviel gegen uns.«
    Delvecchio hatte einfach nicht die Neigung, ihm zu erklären, daß er sich täusche. Er nickte nur und starrte auf das Fenster. Alle Lichter in der Station waren gelöscht. Alles war abgeschaltet, bis auf die Generatoren, die Kuppelsteuerung und das Kraftfeld. Das Feld, mit zusätzlicher Energie angereichert, war stärker denn je. Aber auch stark genug? Delvecchio wußte es nicht.
    In der Nähe des Feldperimeters kreisten sieben oder acht geisterhafte Umrisse vor dem Hintergrund der Gewitterfront. Sie waren ganz Schwingen und Klaue, dazu ein langer Schwanz mit messerscharfen Widerhaken. Sumpf-Fledermäuse. Große, mit zwei Meter Spannweite.
    Sie waren nicht allein. Das Dickicht wimmelte von Glitschern. Und im Wasser vor der Südmauer konnte man die großen Egel sehen. Die Sensoren orteten vielerlei Leben.
    Trieb der Sturm die Wesen vor sich her, oder sammelten sie sich zum Angriff? Auch das wußte Delvecchio nicht.
    Die Tür ging auf. Sheridan kam herein. Er warf sein Lasergewehr auf den Tisch an der Tür.
    »Sie sind nutzlos«, sagte er. »Wir können sie nicht einsetzen, bis sie im Inneren sind. Oder wenn wir hinausgehen, um sie zu empfangen, und das werde ich nicht tun. Was sollen sie außerdem ausrichten gegen das, was sie haben?«
    Delvecchio wollte antworten, aber Andrews kam ihm zuvor.
    »Schaut hinaus«, sagte er leise. »Noch mehr Fledermäuse. Und das andere da. Was ist es?«
    Delvecchio schaute hinaus. Noch etwas anderes flog am Himmel dahin, mit langsam schlagenden Lederflügeln. Es war schwarz und sehr groß. Doppelt so groß wie eine Sumpf-Fledermaus.
    »Die erste Expedition hat sie Flugteufel genannt«, sagte Delvecchio nach einer langen Pause. »Sie leben im Gebirge, tausend Meilen von hier.« Wieder eine Pause. »Das ist der Beweis.«
    Am Boden und im Wasser westlich der Station setzte sich alles in Bewegung. Donnerschläge hallten wider. Und dann kam, den Donner übertönend, ein schrilles, heulendes Kreischen.
    »Was war das'?« fragte Sheridan.
    Andrews war kalkweiß.
    »Das kenne ich«, sagte er. »Man nennt es Kreischer. Ein Schallgewehr, das Zellenwände mit konzentriertem Schall aufbricht. Ich habe das einmal erlebt. Ich – das Fleisch wird beinahe verflüssigt.«
    »Mein Gott«, sagte Sheridan.
    Delvecchio trat an die Rufanlage. Alle Nebenstellen waren zugeschaltet, auf volle Lautstärke.
    »Einsatzplätze, meine Herren«, sagte er und klappte seine Filtermaske zu. »Und viel Glück.«
    Delvecchio trat hinaus in den Korridor und stieg die Treppe hinunter. Sheridan griff nach seinem Laser und folgte ihm. Unten hielt Delvecchio ihn auf.
    »Sie bleiben hier, Eldon. Ich übernehme den Haupteingang.«
    Regen peitschte auf die Sümpfe um Greywater herunter, wenngleich das Feld ihn von der Station fernhielt. Von Westen raste eine mächtige Windwand heran. Und plötzlich näherte sich der Sturm nicht mehr, er war da. Vor dem wirbelnden Himmel konnte man die verschwommenen Umrisse der Kraftfeldblase sehen.
    Delvecchio schritt durch die Höfe, durch die Gänge, und eilte durch die Schleusen zum Haupteingang. Eine große Sichtscheibe wirkte wie ein Fenster. Delvecchio setzte sich auf die Motorhaube eines Schlammtraktors und beobachtete sie. Die Rufanlage befand sich neben ihm an der Wand.
    »Wühltiere gehen gegen das Unterfeld vor, Jim«, meldete Andrews aus dem Turm. »Wir haben in der Minute, na, fünf oder sechs Stoßanzeigen. Aber damit werden wir fertig.«
    Er verstummte, und man hörte nur den Donner. Dann begann Sanderpay zu sprechen und von den Raketen zu berichten. Delvecchio hörte kaum hin. Der Umkreis jenseits der Mauern war ein Morast regengepeitschten Schlammes. Delvecchio konnte wenig erkennen. Er schaltete von dem Monitor auf die Kuppelkameras um. Er und Andrews sahen mit denselben Augen.
    »Unterfeldkontakte verstärkt«, sagte Andrews plötzlich. »In der Minute an die zwei Dutzend.«
    Die Sumpf-Fledermäuse flogen nun näher an den Perimeter heran, zuerst eine, dann eine zweite, streiften beinahe das Feld, glitten grauenerregend und lautlos in den nassen Winden. Der Kuppellaser drehte sich und folgte ihnen, aber sie waren verschwunden, bevor er feuern konnte.
    Dann regte es sich am Boden. Eine Welle von Glitschern begann die Perimetergrenze zu

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