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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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die Brauen hoch. Andrews räusperte sich. Sheridan wirkte nur beleidigt.
    »Wenn er Reyn hat«, sagte Delvecchio, »dann weiß er vielleicht alles über uns. Vielleicht wird er die Soldaten bewußt nicht übernehmen. Er weiß von Reyn, daß wir vorhaben, sie zu töten. Vielleicht wartet er nur.«
    »Aber weshalb läßt er dann von den Glitschern einen ...«, begann Sanderpay und verstummte wieder. »Oh. O nein. Jim, das kann nicht sein –«
    »Sie unterstellen nicht nur, daß der Schwamm hochintelligent ist, Jim«, sagte Granowicz. »Sie unterstellen, daß er auch noch sehr verschlagen ist.«
    »Nein«, widersprach Delvecchio. »Ich unterstelle überhaupt nichts. Ich zeige nur eine Möglichkeit auf. Eine schreckliche Möglichkeit, aber eine, auf die wir vorbereitet sein sollten. Seit über einem Jahr haben wir den Schwamm fortwährend unterschätzt. Bei jeder Probe hat er sich um ein bißchen intelligenter erwiesen, als wir dachten. Wir dürfen keinen solchen Fehler mehr machen. Diesmal bleibt uns kein Spielraum für Irrtümer.«
    Granowicz nickte widerstrebend.
    »Es kommt noch mehr«, sagte Delvecchio. »Ich möchte, daß die Raketen heute fertig werden, Otis. Für den Fall, daß sie früher kommen, als wir erwarten. Und der Sprengstoff auch, Arnold. Und ich wünsche keine Meckereien mehr. Ihr zwei seid vom Wachdienst befreit, bis ihr mit dieser Arbeit fertig seid. Die übrigen übernehmen Doppelwachen.
    Außerdem tragen wir von jetzt an alle Überhäute innerhalb der Station. Für den Fall, daß der Angriff schlagartig kommt und die Felder durchstoßen werden.«
    Alle nickten.
    »Ferner stellen wir alle Experimente ein. Ich möchte jedes Stück Schwamm, jede Greywater-Lebensform innerhalb der Station beseitigt haben.« Delvecchio dachte wieder an seinen Traum und schauderte.
    Sheridan schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und lächelte.
    »Das ist es, was ich hören will. Ich wollte das Zeug schon seit Wochen loswerden.«
    Aber Granowicz wirkte unglücklich. Und Andrews wirkte sehr unglücklich. Delvecchio sah sie der Reihe nach an.
    »Alles, was ich habe, sind ein paar kleine Tiere, Jim«, sagte Granowicz. »Wurzelschnüffler und dergleichen. Sie sind harmlos genug und sicher abgeschlossen. Ich habe versucht, den Schwamm anzusprechen, eine Verständigung herzustellen ...«
    »Nein«, sagte Delvecchio. »Tut mir leid, Ike, aber wir können das Risiko nicht eingehen. Wenn die Wände durchstoßen werden oder die Station beschädigt wird, fällt uns vielleicht der Strom aus. Dann hätten wir Verseuchung innen und außen. Es ist zu riskant. Sie können sich neue Tiere besorgen.«
    Andrews räusperte sich.
    »Aber meine Kulturen«, sagte er. »Ich bin gerade dabei, sie aufzugliedern, die Eigenschaften des Schwammes zu isolieren. Sechs Monate Arbeit, Jim, und, hm, ich meine –« Er schüttelte den Kopf.
    »Sie haben Ihre Forschungsergebnisse. Sie können sie nachvollziehen, wenn wir das überstehen.«
    »Ja, hm –« Andrews zögerte »Aber die Kulturen müssen neu angesetzt werden. Soviel Zeit. Und, Jim –«
    Er zögerte wieder und sah die anderen an.
    Delvecchio lächelte grimmig.
    »Nur zu, Arnold. Sie könnten bald sterben. Vielleicht sollten sie es erfahren.«
     
    Andrews nickte.
    »Ich komme voran, Jim. Mit meiner Arbeit, der wesentlichen Arbeit, dem ganzen Grund für Greywater. Ich habe eine Mutation des Schwammes gezüchtet, eine nicht-intelligente Abart, sehr virulent, sehr schädlich für die Wirte.
    Ich bin im Endstadium. Es geht nur noch darum, die Mutation zu veranlassen, daß sie sich in der Fyndii-Atmosphäre vermehrt. Und ich bin so nah dran, so nah.« Er sah sie der Reihe nach flehend an. »Wenn ihr mich weitermachen laßt, habe ich es bald. Und sie könnten sie auf die Heimatwelten der Fyndii kippen, und, nun, das würde den Krieg beenden. So viele Leben gerettet. Denkt an die vielen Männer, die sterben müssen, wenn ich zurückgeworfen werde.« Er verstummte plötzlich verlegen. Am Tisch herrschte Schweigen.
    Granowicz brach es. Er strich sich das Kinn und lachte leise.
    »Und ich dachte, das wäre ein so kühnes, sauberes Unternehmen«, sagte er bitter. »Sich an eine neue Intelligenz heranzutasten, von einer Art, wie wir sie noch nie gekannt haben. Den Versuch zu unternehmen, einen Verstand zu finden und mit ihm zu reden, der in diesem Universum vielleicht einmalig ist. Und jetzt erzählen Sie mir, daß meine ganze Arbeit eine Tarnung für biologische Kriegsführung war. Nicht einmal hier

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