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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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kann ich dem verdammten Krieg entkommen.« Er schüttelte den Kopf. »Station Greywater. Was für ein Betrug!«
    »Es mußte so sein, Ike«, sagte Delvecchio. »Das Potential für militärische Anwendung war zu groß, als daß man darauf verzichten könnte, aber die Fyndii hätten schnell von einem großen, umfassenden Biokriegs-Forschungsprojekt erfahren. Gruppen wie Greywater dagegen – gewöhnliche planetarische Erkundungsteams – gibt es jede Menge. Die Fyndii können sich nicht die Mühe machen, jeder einzelnen nachzuspüren. Und sie tun es auch nicht.«
    Granowicz starrte auf den Tisch.
    »Es spielt wohl keine Rolle«, sagte er düster. »In ein paar Tagen können wir alle tot sein. Das ändert nichts daran. Aber – aber –« Er verstummte.
    »Es tut mir leid, Ike«, sagte Delvecchio achselzuckend. Er sah Andrews an. »Und das mit den Versuchen auch, Arnold. Aber Ihre Kulturen müssen verschwinden. Sie sind eine Gefahr für uns in der Station.«
    »Aber, nun, der Krieg – alle diese Menschen«, sagte Andrews gequält.
    »Wenn wir das nicht durchstehen, ist ohnehin alles verloren, Arnold«, erklärte Delvecchio.
    Sanderpay legte Andrews die Hand auf die Schulter.
    »Er hat recht. Es lohnt sich nicht.«
    Andrews nickte.
    Delvecchio stand auf.
    »Also gut«, sagte er. »Das haben wir geklärt. Und jetzt machen wir uns an die Arbeit. Arnold, der Sprengstoff. Otis, die Raketen. Ike und ich kümmern uns um die Kulturen. Aber zuerst werde ich Miterz unterrichten. Okay?«
    Die Antwort war ein schwacher Chor der Zustimmung.
     
    Sie brauchten nur wenige Stunden, um die Arbeit eines Jahres zu zerstören. Die Raketen, der Sprengstoff und die anderen Abwehrmaßnahmen erforderten mehr Zeit, aber auch sie waren schließlich bereit. Und dann warteten sie, schwitzend und nervös und unbehaglich in ihren Überbauten.
    Sanderpay überwachte ständig die Funkanlage. Ein Tag. Zwei. Drei – ein Tag unfaßbarer Anspannung. Vier, und die Belastung begann sich auszuwirken. Fünf, und sie atmeten ein wenig auf. Der Feind hatte Verspätung.
    »Glauben Sie, daß sie zuerst versuchen werden, mit uns in Kontakt zu treten?« fragte Andrews einmal.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Sanderpay. »Haben Sie darüber nachgedacht?«
    »Ich habe es getan«, meldete sich Granowicz . »Aber es spielt keine Rolle. Sie werden es so oder so versuchen. Wenn sie es sind, werden sie natürlich zu uns gelangen wollen. Wenn es der Schwamm ist, wird er uns irritieren wollen. Unterstellt, daß er von seinen Wirten genug Wissen aufgenommen hat, um einen Funkruf zu schaffen, was nicht feststeht. Aber versuchen wird er es vermutlich, so daß wir einer Funkmeldung nicht trauen können.«
    »Ja«, sagte Delvecchio. »Aber das ist das Problem. Wir können auf nichts vertrauen. Wir müssen alles unterstellen, womit wir uns befassen. Wir haben überhaupt keine konkreten Informationen, die der Rede wert wären.«
    »Ich weiß, Jim, ich weiß.«
     
    Am sechsten Tag kreischte der Sturm über den Horizont. Sporenwolken wurden vom Wind herangetragen, peitschten in Risse und Lücken. Der Himmel verdunkelte sich. Im Westen zuckten Flächenblitze.
    Das Funkgerät heulte qualvoll und knisterte. Breitbandstörungen erfaßten alle Kanäle. Donner krachte. Die Männer der Station warteten im Turm die letzten Stunden ab.
    Die Stimme war früh an diesem Morgen vernehmbar geworden und wieder geschwunden. Nichts Verständliches war durchgedrungen. Fast den ganzen Tag hatte man nur atmosphärische Störungen hören können. Die Soldaten marschierten nach Delvecchios Vermutung am Rand des Gewittersturmes.
    Zufall? Oder Planung? Er machte sich seine Gedanken. Und teilte seine Männer ein. Andrews an den Kuppellaser. Sanderpay an der Raketenstellung. Sheridan und er selbst innerhalb der Station, mit Lasergewehren. Granowicz zur Flugzeugbucht, wo die restlichen Maschinen mit primitiven Bomben beladen worden waren. Miterz auf den Mauern.
    Sie warteten in ihren Oberhäuten, die Filtermasken angeschlossen, aber nicht aufgesetzt. Der Himmel, vom nahenden Sturm verdunkelt, schwärzte sich ohnehin dem Abend entgegen. Bald würden Nacht und Sturm die Station Hand in Hand erreichen.
    Delvecchio lief ungeduldig durch die Gänge. Schließlich kehrte er in den Turm zurück, um zu sehen, was vorging. Andrews, der an der Laserkonsole saß, blickte zum Fenster, neben sich auf dem Nachtvisier hatte er eine Dose Bier. Delvecchio hatte den stillen kleinen Mykologen noch nie trinken sehen.
    »Sie sind

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