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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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zwar aufrechterhalten, aber seine Strafe musste er nicht absitzen. Robert Fraser hatte weniger Glück - er hatte gestanden, Heroin zu besitzen, und musste die Suppe auslöffeln. Aber ich denke, seine Erfahrungen beim Infanterieregiment King’s African Rifles in Ostafrika haben einen stärkeren Eindruck hinterlassen als alles, was er in Wormwood Scrubs erleben musste. Er hatte seine Leute selbst in den Militärknast gesteckt oder zu Disziplinarmaßnahmen verurteilt - Latrinen buddeln, Latrinen säubern, solche Sachen. Haft, Strafmaßnahmen, das war ihm vertraut, und Afrika war sicher ein raueres Pflaster als unser Teil der Welt. Er marschierte mit hoch erhobenem Kopf ins Gefängnis, ohne mit der Wimper zu zucken. Auch als er rauskam, wirkte er sehr munter, mit seiner Fliege und seiner Zigarettenspitze. Ich sagte nur: »Los, gehen wir was rauchen.«
    Der Tag unserer Entlassung war zugleich der Tag der sonderbarsten Fernsehdiskussion aller Zeiten. Teilnehmer waren Mick, den
man per Helikopter auf irgendeine englische Wiese geflogen hatte, und ausgewählte Vertreter des britischen Establishments. Sie standen da wie Schachfiguren aus Alice im Wunderland : der Bischof, der Jesuit, der Generalstaatsanwalt und Rees-Mogg. Ein Stoßtrupp der herrschenden Klasse, ausgeschickt, um die weiße Fahne zu hissen und zu erkunden, ob diese neue Jugendkultur tatsächlich die herrschende Ordnung bedrohte. Ein Versuch, den nicht lösbaren Konflikt der Generationen zu lösen, eine aberwitzige Angelegenheit. Ihre ernsten, unbeholfenen Fragen liefen immer auf dasselbe hinaus: Was wollt ihr? Währenddessen lachten wir uns scheckig. Sie wollten Frieden schließen, mit uns, ganz wie Chamberlain - einen Fetzen Papier mit »Frieden für unsere Zeit, Frieden für unsere Zeit« unterschreiben. Die Stellung halten, nicht zurückweichen, das war ihr Ziel. Wirklich rührend, diese englische Ernsthaftigkeit, diese aufrichtige Sorge. Wir waren wirklich platt. Gleichzeitig wusstest du, hey, die haben wirklich was zu melden, die können dir so richtig Stress machen. Von daher schwang in der ganzen amüsant-interessierten Diskussion auch eine gewisse Aggression mit. Man könnte sagen, sie bettelten bei Mick um Antworten, und ich denke, er hielt sich nicht schlecht. Er versuchte gar nicht erst, auf ihre Fragen einzugehen, sondern meinte einfach: Ihr lebt in der Vergangenheit.
    Den Großteil des Jahres verbrachten wir mit dem planlosen Versuch, Their Satanic Majesties Request aufzunehmen. Eigentlich hatte keiner Lust darauf, aber es war nun mal an der Zeit für das nächste Stones-Album. Außerdem erschien gerade Sgt. Pepper’s , und wir dachten uns einfach, warum nicht mal eine Parodie? Immerhin hatten wir das erste 3-D-Plattencover aller Zeiten, auch so ein LSD-Ding. Wir flogen nach New York und legten unser Schicksal in die Hände eines Japaners, der die einzige 3-D-Kamera der Welt besaß. Die Kulisse bauten wir selbst, ein bisschen Farbe, ein
bisschen rumgesägt, dazu etwas Styropor. Und dann mussten unbedingt noch Pflanzen her! Gut, fahren wir eben zum Blumengroßmarkt.
    Das war die Zeit, in der uns Andrew Oldham verließ - der Captain ging von Bord. Andrew machte gerade eine ziemliche Krise durch. Wegen seiner unbezwingbaren seelischen Schmerzen, die mit irgendwelchen Frauengeschichten zusammenhingen, ließ er sogar eine Elektroschockbehandlung über sich ergehen. Außerdem war er vollauf mit Immediate Records beschäftigt, seinem eigenen Label. Vielleicht hätte es weiterlaufen können mit ihm und uns, aber zwischen Mick und Andrew war irgendwas vorgefallen, das sich nicht so ohne weiteres ausräumen ließ. Keine Ahnung, was, ich könnte da nur spekulieren. Jedenfalls passte es nicht mehr zwischen den beiden. Mick spürte, dass er Oberwasser hatte, und ließ seine Muskeln spielen, indem er Andrew absägte. Aber man darf ihm nicht Unrecht tun, denn Andrew hob wirklich langsam ab. Was ja auch kein Wunder war. Ein, zwei Jahre zuvor hatte ihn kein Schwein gekannt, und jetzt wollte er eben einen auf Phil Spector machen. Blöd nur, dass er dazu bloß eine fünfköpfige Rock’n’Roll-Band an der Hand hatte. Kaum hatten ein paar Songs eingeschlagen, begann er, endlos an irgendwelchen Spector-mäßigen Platten zu basteln. Die Stones spielten nicht mehr die Hauptrolle. Außerdem konnte er nicht wie früher für Medienpräsenz sorgen - mittlerweile machten wir keine Schlagzeilen mehr, sondern liefen vor ihnen davon. Damit war eine seiner angestammten

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