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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Sie schmuggelten mich an ihren Barrikaden vorbei, und so war ich mit von der Partie. Aber letztlich waren das alles Strohfeuerrevoluzzer.
    Auf einmal hatte ich kaum was zu tun. Manchmal ging ich zum Studio, um Fonda und Vadim in Aktion zu sehen. Während Anita arbeiten ging, blieb ich zu Hause, wie eine Art römischer Zuhälter oder so. Ich schicke die Frau zur Arbeit und lege mich selbst auf die faule Haut. Schon merkwürdig. Nicht dass es mir nicht gefallen hätte, aber irgendwie kam ich nicht zur Ruhe. Sollte ich nicht doch den Arsch hochkriegen? Derweil traf Tom Keylock ein, in meinem Bentley. In den Kühlergrill von Blue Lena waren Lautsprecher eingebaut, mit denen Anita regelmäßig die Stadtbevölkerung terrorisierte - im Tonfall einer Gesetzeshüterin las sie über ein Mikrophon Nummernschilder vor und befahl, unverzüglich rechts ranzufahren. Zu allem Überfluss hatte Blue Lena wieder mal die Vatikanflagge gehisst, mit den gekreuzten Schlüsseln von Sankt Peter.
    Für eine Weile schauten Marianne und Mick bei uns vorbei. Dazu hat Marianne Folgendes zu sagen:
    Marianne Faithfull: Also, diese Reise werde ich nie vergessen. Ich und Mick und Keith und Anita und Stash. Eine Vollmondnacht in der Villa Medici, und alle auf LSD. Es war herrlich, einfach wunderschön. An Anitas Lächeln kann ich mich gut erinnern. Sie hatte ein wunderbares Lächeln damals. Wenn sie gut drauf war, hatte sie so was unglaublich Verheißungsvolles an sich. Ein tolles Lächeln, aber auch ziemlich beängstigend wegen der vielen Zähne - wie ein Wolf oder eine überaus selbstzufriedene Katze. Als Mann hat es einen sicher nicht kaltgelassen. Sie war umwerfend,
nicht zuletzt weil sie stets toll angezogen, immer perfekt kostümiert war.
    Anita hatte großen Einfluss auf den Stil der Zeit. Sie konnte kombinieren, was sie wollte, es sah immer gut aus. Irgendwann fing ich an, ihre Klamotten zu tragen. Ich wachte auf und schnappte mir einfach, was gerade auf dem Boden lag, ganz egal, ob es mir gehörte oder ihr. Wir hatten sowieso dieselbe Größe. Ich meine, wenn ich mit einer Frau schlafe, sollte ich doch wenigstens das Recht haben, ihre Kleidung zu tragen, oder? Nur Charlie Watts war ziemlich angefressen - da hatte er sich begehbare Schränke voller piekfeiner Savile-Row-Anzüge zugelegt, und jetzt brachte ich es in den Klamotten meiner Lady zur Mode-Ikone. Ansonsten kleidete ich mich vor allem in Diebesgut, das ich auf der Bühne erbeutet hatte. Die Fans bombardierten uns mit irgendwelchem Zeug, und ich steckte einfach ein, was mir zufälligerweise passte. Das Shirt gefällt mir, sagte ich zu irgendwem, und aus unerfindlichen Gründen fühlte er sich verpflichtet, mich damit zu beglücken. Ich zog mich an, indem ich andere Leute auszog.
    Über mein Aussehen habe ich mir nie viele Gedanken gemacht. Das heißt, vielleicht doch. Ich flickte stundenlang alte Hosen zusammen, um ihnen einen neuen Look zu verpassen. Dazu besorgte ich mir vier Schlaghosen, schnitt sie am Knie ab, nähte ein Lederband ein, und stückelte dann eine andere Farbe von einer anderen Hose an. Zum Beispiel Lavendel und Altrosa, sagt Cecil Beaton. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er auf so was achtete.
    Es machte wirklich Spaß, mit Stash und seiner verkommenen Bande rumzuhängen. Ich weiß schon, da spricht der Richtige. Immerhin hielten sie einem den Rücken frei. Mir lag nichts daran, in ihre Schicht aufzusteigen, in die schwachsinnigen oberen Zehntausend Europas. Aber hin und wieder waren sie ganz nützlich. Ich
will Stash gar nicht runtermachen, er war keine schlechte Gesellschaft. Klar, ich könnte sagen: Er war so oberflächlich, dass er praktisch nur aus Oberfläche bestand, und Stash wüsste sofort, was ich meine. Der Schlingel würde nicht mal widersprechen, er weiß selbst, dass es so ist. Er hat ordentlich von mir profitiert, und ich hab ihm so einiges durchgehen lassen. Ich weiß schließlich, was für ein verdammt harter Bursche er ist - ein Tritt in den Allerwertesten, und schon macht er sich aus dem Staub.
     
    Früher glaubte ich an Recht und Gesetz, an das British Empire. Früher hielt ich Scotland Yard für absolut unbestechlich. Ja, ich fiel auf die ganzen Märchen rein.
    Dann begegnete ich ein paar leibhaftigen Gesetzeshütern, und bald wusste ich, wo es langging. In der Rückschau kann ich kaum glauben, wie schockiert ich war, aber ich kann es nicht bestreiten. Die Razzia fiel in eine Phase massiver Korruption in der Metropolitan Police. Ein paar Jahre

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