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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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gegen uns ermittelt würde, und dass wir in Nizza zu einer mündlichen Verhandlung vor dem Untersuchungsrichter zu erscheinen hätten - da würden dann sicher der Tratsch und die Beschuldigungen von verärgerten oder von der Polizei unter Druck gesetzten Informanten aus Nellcôte auf den Tisch kommen. Wir steckten in ernsten Schwierigkeiten. Nennenswerte Habeas-Corpus-Bestimmungen gab es in Frankreich nicht, die gesamte Macht lag in den Händen des Staats. Man konnte uns monatelang einsperren, wenn der Richter die Beweise für ausreichend hielt - vielleicht sogar dann, wenn er sie nicht für ausreichend hielt.
    Doch an diesem Punkt kam der Apparat ins Spiel, den unser Manager Prinz Rupert Loewenstein gerade aufbaute. Später erweiterte er ihn zu einem weltumspannenden Netzwerk aus Top-Anwälten, die für unseren Schutz sorgten. Für diesen speziellen Fall sicherte er uns die Dienste eines Rechtsanwalts namens Jean Michard-Pellissier. In eine höhere Schublade hätte er gar nicht greifen können. Der Mann hatte als Anwalt für de Gaulle gearbeitet und war gerade erst von seinem Busenfreund, Premierminister Jacques Chaban-Delmas, zum Regierungsberater ernannt worden. Außerdem war unser Verteidiger der Rechtsberater des Bürgermeisters
von Antibes. Und als ob das nicht ausgereicht hätte, war unser talentierter Herr Michard-Pellissier auch noch mit dem Präfekten der Region befreundet, dem die örtliche Polizei unterstand. Gute Arbeit, Rupert. Die Verhandlung fand in Nizza statt, Rupert fungierte als Dolmetscher. Ich weiß noch, wie er mir hinterher erzählte, dass die Vorwürfe, mit denen die Polizei uns ans Leder wollte, »furchterregend« gewesen seien. Aber es war auch komisch. Es war sogar saukomisch - eine französische Peter-Sellers-Komödie, in der ein würdevoller Polizeibeamter langsam in seine Schreibmaschine tippte und der Richter rein gar nichts begriff. Er war davon überzeugt, dass wir einen riesigen Prostituiertenring betrieben und dass sinistre Gestalten mit deutschem Akzent zusammen mit diesem englischen Gitarristen Rauschgift kauften und verkauften. »Er will wissen, ob Sie einen Mr. Alphonse Guerini kennen.« Oder so ähnlich. »Nie von ihm gehört.« - »Non, il ne le connaît pas.« Wer immer uns verpfiffen hatte, musste die Informationen, die er der Gendamerie angedient hatte, mit haarsträubenden Übertreibungen und Erfindungen garniert haben. Sie waren von A bis Z falsch. Loewenstein wies darauf hin, dass sein Klient keineswegs etwas verkaufen, sondern im Gegenteil etwas kaufen wollte, und dass die Gauner versucht hätten, ihm das Doppelte oder Dreifache des normalen Preises abzuknöpfen. In der Zwischenzeit mahlten die Mühlen des Jean Michard-Pellissier. Anstatt für einige Jahre ins Gefängnis zu wandern, was durchaus hätte passieren können, kamen Anita und ich mit einer rechtlichen Vereinbarung davon, eine von vielen, die mir im Laufe meines Lebens in letzter Sekunde den Arsch retteten. Es wurde verfügt, dass wir dem französischen Territorium fernzubleiben hätten, bis die »Wiedereinreise gestattet« wurde. Trotzdem musste ich, als eine Art Garantie, für 2400 Dollar die Woche weiter Mieter von Nellcôte bleiben.

    Die Nachricht, dass gegen die Stones wegen Heroinhandels ermittelt wurde, hatte inzwischen die Presse erreicht, und die Katze war aus dem Sack. Der Beginn einer unendlichen Geschichte. Hört, hört, ein Heroinproblem in der Band und in der Musikindustrie überhaupt. Im Gefolge die üblichen Verleumdungen, zum Beispiel, dass Anita Heroin an Minderjährige verkauft hätte. Zahllose wüste Gerüchte kamen in Umlauf, was für üble Dinge sich in Nellcôte abgespielt hätten.
    Während wir in L. A. waren, durchsuchte die Polizei Mitte Dezember Nellcôte und fand, wonach sie suchte. Trotzdem dauerte es noch ein ganzes Jahr, bis Anklage erhoben und Haftbefehl gegen Anita und mich erlassen wurde. Wir wurden des Drogenbesitzes für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe und einem zweijährigen Einreiseverbot nach Frankreich verurteilt. Alle Anklagepunkte wegen Drogen handels wurden fallengelassen. Endlich kam ich aus dem Mietvertrag für Nellcôte heraus und konnte damit aufhören, auf diese Weise Tausenddollarscheine aus dem Fenster zu werfen.
    Was wir aus Frankreich mit nach L. A. nahmen, war nur das Rohmaterial von Exile , die blanken Knochen, ohne Overdubs. Bei fast jedem Song wollten wir noch was hinzufügen. Hier fehlt noch ein Chor, da brauchen wir noch ein paar

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