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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Geschichte erzählte, hatte ich den Eindruck, als sei das für ihn erst gestern passiert.
    Bobby Keys: Ich weiß nicht, warum sie überhaupt noch da war. Vielleicht wollte sie keine Kugel abbekommen. Mick und Bianca hatten ein Haus nördlich von Nizza. Ich bin mit meinem nagelneuen Motorrad raufgefahren, um Nathalie einen Besuch abzustatten. Mick und ich hatten uns die Motorräder zusammen gekauft. Er hat eine 500er oder 450er oder weiß der Geier was genommen, und ich hab da diese 750er mit vier Auspuffrohren stehen sehen. »Ich nehm die mit den vier Rohren, ich brauch vier, ich will da nämlich einen französischen Filmstar draufsetzen.« Wir heizten die Côte d’Azur rauf und runter, auf der Moyenne Corniche zwischen Nizza und Monaco. Nathalie hinten drauf in einem Nichts von einem Kleidchen, wie ein paar Papiertaschentücher, und ich mit einem Riesenständer und den Tank voll Benzin. Gott im Himmel, das war Rock’n’Roll, was sollte das noch toppen? Wir sind ins Landesinnere gefahren, durch die kleinen französischen Dörfer, ein Fläschchen Wein, ein Baguette, und das alles mit den paar Brocken Französisch, die Nathalie mir beigebracht hatte. Wenn man so auf diesen kleinen Nebenstraßen durch die Gegend kurvt - so was vergisst du dein Leben lang nicht. Wir waren einfach ein wunderbares Paar. Sie war sehr witzig, auf eine beruhigende Art. Ab und zu haben wir uns gegenseitig einen kleinen Schuss Heroin verpasst, in den Hintern, nur einen Hauch. Es kam mir vor wie Disneyland für Erwachsene. Sie war eine Schönheit. Sie hat mir das Herz gestohlen, und ich liebe sie immer noch. Kein Wunder, oder?
    Ich sollte hinzufügen, dass Bobby damals mit einer seiner vielen Frauen verheiratet war. Zwar nicht lange, aber diese Frau wohnte gerade in seiner Wohnung, als er auf Achse war und Nathalie den Hof machte. Bobby hat sicher irgendeinen Eherekord gebrochen: Er kam vier Nächte in Folge nicht nach Hause, während alle Welt seiner Frau erzählte, wo er sich gerade rumtrieb.
    Einige Monate später fand die Romanze ein abruptes Ende. Nathalie erklärte Bobby, dass es aus war und er sie nicht mehr anrufen oder sonstwie Kontakt mit ihr aufnehmen sollte. Bobby brach es das Herz. Nie zuvor hatte ihn ein Mensch, den er so geliebt hatte, ohne jede Erklärung zurückgewiesen. Die Gründe blieben Bobby jahrzehntelang ein Rätsel. Erst vor kurzem erfuhr er von einem Journalisten, der den Fall genauer kannte, dass es zu gefährlich gewesen wäre, wenn Bobby und Nathalie sich noch weiter zusammen in der Öffentlichkeit gezeigt hätten. Nathalies Sohn Anthony wurde von Bodyguards beschützt, sie selbst stand auch unter Polizeischutz. Niemand wusste, wer den Bodyguard getötet hatte, mit dem Nathalie geschlafen hatte. Jedenfalls war sie seitdem von dessen jugoslawischen Kumpanen systematisch drangsaliert worden. Bobby erinnerte sich, dass sie mal was von irgendeiner Gefahr erzählt, er aber gar nicht richtig zugehört hätte. Nathalie hätte echte Zuneigung für Bobby empfunden, so die Erklärung, und das sei der Grund gewesen, weshalb sie die Romanze endgültig beendete. Als Bobby das hörte, war das wie eine Offenbarung für ihn. Er wohnte zu diesem Zeitpunkt gerade in meinem Haus, und als er am nächsten Tag zum Frühstück runterkam, fühlte er sich gut und war voller Dankbarkeit für Nathalie, weil sie ihm das Leben gerettet und ihm nichts von den wahren Umständen erzählt hatte. Andernfalls hätte er wahrscheinlich folgendermaßen reagiert: »Diese verdammten Froschfresser, die können mich mal. Ich bin aus Texas. Die Penner zieh ich mir doch zum Frühstück
rein.« Was natürlich schiefgegangen wäre. Bobby verschenkte sein Herz noch an viele »Brown Sugars« und lebte auch weiterhin gefährlich, wie wir später noch sehen werden.
     
    Wie ist all diese Musik entstanden - zwei Songs pro Tag, auf Heroin, mit einer Energie, die anscheinend unerschöpflich war? Trotz aller Schattenseiten - nie würde ich jemandem dazu raten - hat Heroin auch seine Vorteile. Es ist tatsächlich in vielerlei Hinsicht ein Stoff, der alles einebnet. Wenn du erst mal drauf bist, dann kann kommen, was will, du kriegst alles in den Griff. Zum Beispiel die Aufgabe, die gesamte Operation Rolling Stones in diesem einen Haus in Südfrankreich unterzubringen. Wir mussten ein Album einspielen und hatten dabei immer im Hinterkopf, dass England bei einem Fehlschlag gewonnen hätte. In diesem Haus, einem richtigen Beduinenlager, hielten sich ständig zwanzig bis

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