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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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seit den Siebzigern und wollte schon immer mit ihm spielen. Er ist einer der geschmackssichersten und sympathischsten Musiker, die ich kenne. Er spielt sehr melodisch und einfühlsam, ihm muss man nichts erklären. Außerdem hat er ein fast schon gespenstisch gutes Gehör, dem auch noch nach so vielen Bühnenjahren nichts entgeht. Er hatte in den Bands von Linda Ronstadt und Stevie Nicks gespielt, Frauenbands, aber ich wusste, der Mann will rocken. Also rief ich ihn an: »Ich stelle eine Band zusammen, und du bist dabei.« Steve und ich wollten beide Charley Drayton am Bass, und auch bei der Besetzung des Pianojobs gab es keinerlei Diskussionen: Ivan Neville, der Sohn von Aaron Neville aus New Orleans, war unser Mann. Es gab keinen einzigen Vorspieltermin.
    Die Zusammensetzung der Winos ist wohl durchdacht. Fast alle in der Band können alles spielen. Sie können untereinander die Instrumente tauschen, sie können praktisch alle singen. Steve
kann singen, auch Ivan ist ein großartiger Sänger. Mit den ersten Takten, die wir spielten, ging die Kernband ab wie eine Rakete. Ich habe immer unglaublich viel Glück gehabt mit meinen Mitmusikern. Mit den Winos im Rücken bleibt einem gar keine andere Wahl, als durchzustarten. Die Truppe war so heiß, ich konnte es kaum fassen. Sie katapultierte mich zurück ins Leben. Ich fühlte mich wie jemand, den man gerade aus dem Knast befreit hatte. Als Tontechniker hatte Steve Don Smith ausgesucht. Er hatte sich bei Stax in Memphis die Sporen verdient, hatte mit Don Nix, der »Going Down« geschrieben hat, und Johnnie Taylor gearbeitet, einem meiner ersten Helden. Er hatte sich mit Furry Lewis in den Juke Joints von Memphis herumgetrieben. Er liebte seine Musik.
    Waddy schildert unsere Reise und legt ein schmeichelhaftes Zeugnis darüber ab, wie sich mein in den Kindertagen von Dartford verschmähter Sopran seither entwickelt hat.
    Waddy Wachtel: Wir flogen nach Kanada, um die die erste Platte Talk Is Cheap komplett da oben einzuspielen. Ich glaube, »Take It So Hard« war das zweite Stück, das wir aufnahmen. Eine herrliche Komposition. Ich dachte bloß: Da darf ich mitspielen? Wir spielten es ein paarmal durch. Man könnte auch einfach sagen, wir probten. Ein Take lief großartig, ein geradezu erschreckend guter Durchlauf. Es war erst das zweite Stück an diesem ersten Abend, und wir hatten schon den Killer-Take unseres stärksten Stücks auf Band. Ich fühlte mich, als hätten wir den Everest bestiegen, dann nehmen wir die kleineren Berge doch mit links. Keith konnte es gar nicht glauben. Aber er wollte nicht, dass wir uns jetzt schon für die Allergrößten hielten. Also ließ er uns noch einen weiteren Take spielen. Er wollte nur sichergehen, dass die Jungs konzentriert bei der Stange blieben. Aber der Take
klang bei weitem nicht so gut der andere. Wenn es passt, dann passt es. Als wir die Songreihenfolge für das Album festlegten, bestand ich auf »Big Enough« als erstem Stück. Weil seine Stimme bei der ersten Textzeile einfach wunderschön klingt. Vollkommen mühelos. Wenn die Leute das hören, werden sie denken: Scheiße, und das soll Keith Richards sein? Und danach knallen wir ihnen direkt »Take It So Hard« vor den Latz.
    Tatsächlich ist auf Talk Is Cheap nicht nur unsere Band zu hören. Wir holten uns Hilfe von überall. Wir fuhren nach Memphis und heuerten Willie Mitchell und die Memphis Horns für »Make No Mistake« an. Willie Mitchell! Er war der Tontechniker, Arrangeur und Produzent von Al Green, und er schrieb jede Menge Songs für ihn, mit Green zusammen oder mit Al Jackson oder mit beiden. Wir gingen in das Studio, wo er die Green-Platten produziert hatte, und er schrieb für uns ein Bläserarrangement. Wir versuchten jeden zu kriegen, den wir haben wollten, und die meisten kriegten wir auch: Maceo Parker, Mick Taylor, William »Bootsy« Collins, Joey Spampinato, Chuck Leavell, Johnnie Johnson, Bernie Worrell, Stanley »Buckwheat« Dural, Bobby Keys, Sarah Dash. Und wir bekamen Babi Floyd für unsere Tour. Ein großartiger Sänger mit einer fantastischen Stimme, einer der besten. Babi Floyd sang auf der Tour »Pain in My Heart« und zog die komplette Otis-Redding-Nummer ab, mitsamt Kniefall und so. Am letzten Abend der Winos-Tour ketteten wir ihn mit dem Fußgelenk an den Mikro-Ständer, weil wir der Meinung waren, dass er es doch ein bisschen übertrieb. Und wie kettet man jemanden an, ohne dass er es merkt? Man muss eben einfach nur geschickt sein.
    Außer

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