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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Ersten, die sich einen Verstärker anschafften. Davor benutzten wir alle noch Tonbandgeräte. Dick Taylor schloss immer den Plattenspieler von seiner Schwester an. Mein erster Verstärker war ein Radio; das hatte ich einfach auseinandergenommen. Meine Mutter war total sauer. Sie konnte nicht mehr Radio hören, weil ich es zerlegt hatte. Ich stöpselte daran herum, während es knackte und bitzelte, um überhaupt einen Ton rauszubekommen. Insofern war das ein gutes Training für später - den Klang zu vervollkommnen und die Gitarren und Verstärker aufeinander abzustimmen. Wir haben bei null angefangen, mit Kabeln und Röhren. Wenn man eine Röhre rausnimmt, bekommt man manchmal diesen richtig dreckigen, vulgären Sound, weil das Gerät an seine Grenzen getrieben wird und wie verrückt arbeiten muss. Wenn man die Doppeltriode wieder einsetzt, kriegt man einen weicheren Klang. Auf die Weise habe ich mir x-mal einen Stromschlag geholt. Ich vergaß einfach immer, dem Scheißding den Saft abzudrehen, bevor ich mich daran zu schaffen machte.
     
    Im Ealing Jazz Club begegneten wir zum ersten Mal Brian Jones. Er nannte sich Elmo Lewis. Er wollte nämlich damals Elmore James sein. »Da musst du aber noch ein bisschen schwärzer werden und ein paar Zentimeter zulegen, Junge.« Aber Slide-Gitarre gab es in England damals kaum, und Brian spielte an dem
Abend Slide. Er performte »Dust My Broom«, und es war überwältigend. Er spielte wunderbar. Wir waren sehr beeindruckt. Ich glaube, Mick war der Erste, der hochging und mit ihm redete. Dabei stellte er fest, dass Brian eine eigene Band hatte, von der ihn die meisten Mitglieder jedoch innerhalb der nächsten paar Wochen sitzen ließen.
    Mick und ich hatten in dem Club bereits ein paar Nummern von Chuck Berry dargeboten, was Cyril Davies gegen den Strich ging, weil es Rock’n’Roll war und er das sowieso nicht spielen wollte. Wenn du deine ersten öffentlichen Auftritte hast, und zwar mit Jungs, die das regelmäßig machen, bist du ganz unten in der Hierarchie und hast ständig das Gefühl, eine Prüfung absolvieren zu müssen. Du musst antreten, und zwar pünktlich, und dein Equipment muss funktionieren, was in meinem Fall selten vorkam. Du musst mithalten können. Plötzlich spielst du mit den großen Jungs und dudelst nicht mehr einfach so in Turnhallen rum. Scheiße noch mal, du bist jetzt ein Profi. Wenigstens ein halber: ein Profi ohne Gage.
     
    Etwa zu dieser Zeit ging ich von der Kunstschule ab. Am Ende sagt dir der Lehrer: »Ich glaube, das ist ziemlich gut«, und dann schicken sie dich zu J. Walter Thompson zum Vorstellungsgespräch, und da weißt du dann schon ungefähr, was dir bevorsteht - drei oder vier richtige Schlaupinsel im Anzug und mit Fliege. »Keith, ja? Schön, Sie zu treffen. Zeigen Sie mal her.« Und du breitest deine alte Mappe aus. »Hmmmm, ja. Ich denke, wir haben genug gesehen, Keith, das wirkt ja recht vielversprechend. Ach, übrigens, können Sie guten Tee kochen?« Ich sagte Ja, »aber nicht für Sie«. Ich ging mit meiner Präsentationsmappe unter dem Arm - sie war grün, das weiß ich noch - die Treppe runter und schmiss sie unten in den Papierkorb. Das war mein letzter Versuch,
Aufnahme in die Gesellschaft nach ihren Bedingungen zu finden. Der zweite Rauswurf. Ich hatte weder die nötige Geduld noch das Talent zum Reklamefuzzi in irgendeiner Agentur. Tee sollte ich kochen. Bei dem Gespräch war ich nicht sehr nett zu ihnen. Im Grunde suchte ich nur einen Vorwand, damit sie mich wegschickten und ich auf mich selbst und meine Musik zurückgeworfen war. Ich denke mir also, okay, ich habe zwei freie Jahre vor mir und muss nicht zum Militär. Ich werde Bluesmusiker.
     
    Im Bricklayers Arms, einem schmuddeligen Pub in Soho, fand die erste Probe der Band statt, aus der später die Stones werden sollten. Das war, glaube ich, im Mai 1962, an einem schönen sommerlichen Abend, nicht weit von der Wardour Street. Rotlichtviertel. Ich tanze also mit meiner Gitarre an. Als ich reinkomme, hat der Pub gerade aufgemacht. Hinter der Theke die typische forsche alte Blondine, kaum Kundschaft, das Bier schal. Sie sieht die Gitarre und sagt: »Oben.« Und da höre ich diesen Boogie-Woogie vom Klavier, diese unglaublichen Sachen von Meade Lux Lewis und Albert Ammons. Und plötzlich bin ich wie verwandelt. Ich fühle mich wie ein Musiker, dabei bin ich noch nicht mal richtig dabei! Ich könnte auch mitten in Chicago sein oder im tiefsten Mississippi. Ich muss da

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