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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Pampa.

    Ich glaube, mit der Zeit gefiel es ihm, mit uns rumzuhängen. Er spürte die Energie. Also fielen die ganzen Bluestypen mit der Zeit weg, übrig blieben Brian, Mick, Stu und ich, und Dick Taylor am Bass. Das war erst mal das Bandgerüst, nun brauchten wir noch einen Drummer. Wir sagten: »Mein Gott, diesen Charlie Watts hätten wir gern, wenn wir ihn uns bloß leisten könnten« - wir alle hielten Charlie Watts nämlich für einen göttlichen Drummer -, und Stu streckte einfach mal die Fühler aus. Charlie meinte: »Ich spiele liebend gern jeden Gig, den ich kriegen kann, aber ich brauche Geld, um das ganze Schlagzeug zu transpotieren. Kommt wieder, wenn ihr ein paar Gigs pro Woche habt. Dann bin ich dabei.«
    Stu war kräftig und konnte einem mit seinem großen, vorstehenden Kinn richtig Angst machen. Trotzdem war er ein ziemlich gut aussehender Typ. Ich glaube, dass sein Äußeres und die Art, wie die Leute von Kindheit an auf ihn reagierten, sein Wesen entscheidend beeinflusst haben. Er war lässig, sehr trocken und hatte ständig die irrsinnigsten Sprüche auf Lager. Schnelles Fahren war bei ihm zum Beispiel »Fortbewegung mit einer enormen Knotenzahl«. Er besaß eine nie nachlassende natürliche Autorität über uns, die sich in Ausdrücken wie »Nun mal los, Samthöschen«, »meine kleinen Drei-Akkord-Wunderknaben« oder »meine kleine Scheißedusche« äußerte. Manche von den Rock’n’Roll-Sachen, die ich spielte, konnte er nicht leiden. Jerry Lee Lewis hasste er über Jahre hinweg: »Ach, das ist doch alles bloß Getue.« Irgendwann gab er dann nach, was Jerry betraf, er musste einfach anerkennen, dass Jerry Lee eine der besten linken Hände spielte, die er je gehört hatte. Glamour und Showqualitäten waren Stu vollkommen fremd. Man spielte in Clubs, fertig; mit Selbstdarstellung hatte das nichts zu tun.
    Tagsüber arbeitete Ian in Schlips und Kragen bei den Imperial Chemical Industries in der Nähe des Victoria Embankment, und
sein Gehalt half uns dabei, einen großen Teil der Miete für unseren Übungsraum zu bezahlen. Er sprach nicht viel darüber, sondern folgte einfach seinem Herzen. Das einzige Hirngespinst, dem Stu je nachhing, war sein Beharren auf der Vorstellung, er sei der rechtmäßige Erbe von Pittenweem, einem Fischerdorf gegenüber dem Golfplatz von St. Andrews. Er fühlte sich ernsthaft betrogen und von irgendeiner komischen schottischen Nebenlinie der Familie um seine Rechte gebracht. Dummerweise kann man mit so jemandem nicht streiten. Warum ist das Klavier nicht laut genug? Hör mal, du sprichst hier mit dem Grundherrn von Pittenweem. Mit anderen Worten: Darüber brauchen wir doch gar nicht zu reden, oder? Einmal sagte ich zu ihm: »Wie sieht eigentlich der Tartan von diesem Stewart-Clan aus?« Er antwortete: »Ähh, schwarz-weiß kariert mit verschiedenen Farben.« Stu hatte schon einen sehr trockenen Humor. Bei allem und jedem entdeckte er den komischen Aspekt. Gleichzeitig war Stu immer derjenige, der hinterher die Suppe auslöffeln musste. Es gab massenweise Typen, die technisch gesehen zehnmal besser waren als er, doch an das Feeling, das er in der Linken hatte, kamen sie einfach nicht ran. Vielleicht war er ja wirklich der Laird von Pittenweem, aber seine linke Hand stammte geradewegs aus dem Kongo.
     
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Brian bereits drei Babys mit drei verschiedenen Frauen und lebte mit der zweiten, Pat, und dem Kind in London, nachdem er mit Schrotflinten aus Cheltenham verjagt worden war. Sie wohnten in diesem feuchten Souterrain am Powis Square, wo der Schimmel an den Wänden hochwuchs. Dort hörte ich zum ersten Mal Robert Johnson, wurde Brians Schützling und tauchte gemeinsam mit ihm in den Blues ab. Was ich da zu Ohren bekam, haute mich völlig um. Er trieb das Gitarrespiel, das Songwriting und den Vortrag an sich auf vollkommen neue Höhen. Damals
verwirrte uns das, denn das war keine Musik für eine Band, das war etwas für einen Solisten. Wie sollten wir es also anstellen? Aber dann merkten wir, dass die Typen, deren Songs wir spielten, wie Muddy Waters etwa, auch mit Robert Johnson aufgewachsen waren und sich für ihre Musik ein Bandarrangement ausgedacht hatten. Wir mussten die Sache also einfach weiterentwickeln. Robert Johnson war wie ein Ein-Mann-Orchester. Manche seiner besten Stücke sind auf gewisse Weise fast schon wie bei Johann Sebastian Bach gestrickt. Unglücklicherweise hat er mit den Frauen Scheiße gebaut und hatte deshalb nur ein

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