Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
Möchtegernextremisten zu ärgern, indem er sie mit seiner Musik vor den Kopf stieß und sich ein schönes Leben in Otopia machte, war unter den Umständen genau das Richtige gewesen …
    Weit draußen im See sah ihn etwas an.
    Das Flackern von Bewusstsein, das er vorhin schon bemerkt hatte, war wieder da. Es war nur schwach und sehr, sehr fremdartig. Es erschien ihm geisterhaft. Diese Aufmerksamkeit war wie ein kühler Schmetterlingsflügel, der sich innen an seine Stirn legte.
    Alle Elfen trugen Amulette gegen Geister: Knochen mit Augen darauf, Steine mit natürlichen Löchern, kleine runde Scheibchen von Dornstrauchholz, Stoffschnipsel, die in Kindertränen getränkt worden waren. Aber die Geister ließen sich dadurch nicht immer fernhalten. Sie kamen und gingen lautlos.
    Zal hatte all diese Kinkerlitzchen längst weggeworfen, schon vor Dämonia, als er beschlossen hatte, dass Wissen besser war als Nichtwissen. Als er die Hoffnung aufgegeben hatte, Angst vermeiden zu können. Er hoffte nur, dass er nicht gelähmt sein würde, wenn die Angst zu stark war. Aber das war alles. Und auch das war nur ein unumgängliches Quäntchen Heldenpose. Schaudernd und lächelnd dachte er an Lilas Kampfmodusfunktion – sie konnte wenigstens die Angst abschalten und handeln. Plötzlich machte er sich weniger Sorgen um sie.
    Das Etwas, das ihn ansah, war kein Geist. Zal hatte Erfahrung mit der Berührung von Geistern. Als ihn der Geist der Vergessenen Wälder auf dem Hügel über Solomon’s Folly berührt hatte, hatte es sich angefühlt wie … wie die Abwesenheit von Gefühl. Dieses Etwas hier war fremdartig, aber kein Geist. Es war geradezu das Gegenteil von Abwesenheit. Er konnte es nicht identifizieren, aber es hatte, ja, Präsenz.
    Es wandte sich ab.
    Zal sang noch eine Strophe des Songs.
    Es sah wieder her. Es war so tief drunten und so weit weg, dass er sich nicht sicher war, ob er es sich nicht nur einbildete. Aber was machte das schon aus?
    Er sang weiter, noch einen Song und noch einen, was ihm gerade so einfiel.
    Aus dem Dunkel unter ihm glitt es empor, auf ihn zu. Er sah kleine Gasbläschen und Schlick aufsteigen, an seinem Gefängnis vorbei, als das Wasser mit ziemlichem Tempo emporgedrängt wurde. Die dicken Stämme der Wassermammutbäume zitterten. Der kühle Flügel unter seinem Schädel faltete sich zusammen und verschwand mit den Informationen, die er gewonnen hatte. Das Wasser beruhigte sich. Und blieb ruhig.
    Drachen, dachte er. Im Elfenvolksmund waren sie Glücksbringer. Den alten Sagen zufolge hatte es einmal eine Zeit gegeben, da die Drachen und die Elfen noch miteinander geredet hatten. Aber in den Sagen hieß es ja auch, die Elfen und Dämonen seien einst eine Rasse gewesen … also war das vermutlich zu lange her, um jetzt noch irgendwas zu bedeuten. Und wenn man weit genug zurückging, gab es Geschichten, die besagten, die Welten seien von Drachen erschaffen worden, von Drachen, die Wörter spannen wie Seide, als ob die Drachen Spinnen wären und das Universum ihr Netz.
    Heutzutage wusste man, dass Drachen Wesen der I-Region waren, des Raums zwischen den Welten. Die Otopier hatten sogar einmal versucht, einem Drachen einen Sender zu verpassen und ihn mit Funkempfängern zu verfolgen. Von dem Forschungsteam war nichts mehr gefunden worden außer einer hübschen Handtasche, die ein paar Glückskekse enthielt. Die Glückskekse waren als streng geheim klassifiziert worden, deshalb hatte Zal nie herausgekriegt, was auf den Zettelchen stand, aber im Unterschied zu seinen Informanten glaubte er die Geschichte. Drachen waren unsagbar fremdartig. Kein Wunder, dass Arië die Präsenz dieses Drachens für die höchste Bestätigung ihres Status hielt. Einen Drachen anzulocken, war das Größte, ein Zeichen absoluter Beherrschung der Zauberkunst oder absoluter Unschuld.
    Zal glaubte nicht, dass es Unschuld war, die dieses Kunststück vollbrachte.
    Arië sagte einfach nur die Namen. Zal sang Songs und wartete und hoffte, dass Lila irgendwo an ihrer Person eine unauffällige, aber hochwirksame Waffe versteckt hatte, die ihm noch nicht aufgefallen war.

 
20
     
     
    Astar folgte Lila und den Wachen. Sie verließen die Halle und gingen durch Gänge, die von wellengebündeltem Licht schimmerten, vorbei an Seetanggärten mit verschiedensten Arten von Fischen, die neugierig an die Wände dieser Luftwelt heranschwammen. Räume voller Springbrunnen, Wände mit Wasserkaskaden … Lila sah nur hin, um sich Ein- und Ausgänge

Weitere Kostenlose Bücher