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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Zuschauer verblüfft nach Luft schnappen und drehte den Kopf, um Dar anzusehen. Seine Lippen öffneten sich leicht, und ein Mundwinkel zuckte kaum merklich nach oben. Dann sah sie wieder die Herrin des Aparastil an. Obwohl sie beide die Waffe nur ganz leicht zu halten schienen, wirkten doch in beide Richtungen enorme Kräfte darauf ein. Lila sah in Ariës Augen und wollte diesen kühlen Hochmut brechen. Mit einer kleinen Fingerbewegung bog sie die Schwertspitze rechtwinklig ab.
    Der folgende Moment ließ sich wohl am ehesten als Denkpause bezeichnen. Tath in ihrem Herzen zeigte sich amüsiert, genoss jede Sekunde.
    Arië gab nach, und Lila ließ los. Die Herrin von Aparastil blickte wie eine Katze, die eine Maus beobachtet, auf das Blut, das ihr über die Fingerknöchel lief, und übergab dann das Schwert dem Elfen an ihrer Seite – noch einer von diesen blonden Hünen, ganz Kantigkeit und Missbilligung. Lila ignorierte ihn.
    »Es gibt magische Praktiken«, sagte Arië in jenem leichten Plauderton, in dem sich echter Hass am besten ausdrücken lässt, »die Tath gewiss kennt und die sehr nützlich sind, um Besessene zu kurieren. Sie wären nicht leicht auszuhalten.«
    Lila fühlte Taths beredtes Schaudern. Das sagst du mir jetzt!
    »Vielleicht wärst du ja so freundlich, unsere Entscheidung anderswo abzuwarten«, fuhr die Herrin fort. Der blonde Hüne und noch einer, der sein Bruder hätte sein können, traten auf Lila zu und nahmen sie zwischen sich. Lila drehte den Kopf. Astar hatte das Gesicht in die Hände gelegt, sah jetzt aber auf.
    »Ich möchte mit Tath sprechen«, rief sie unter Tränen. »Lasst mich mit ihm sprechen, Herrin, vielleicht gelingt es mir ja, etwas Nützliches in Erfahrung zu bringen oder dieses Menschenwesen zu überreden, sich seiner zu erbarmen.«
    »Du hast eine halbe Stunde«, beschied Arië sie freundlich. »Denn so lange werden wir brauchen, um die Vorbereitungen für seine Extraktion zu treffen.«
    Die Elfenmänner fassten Lila an den Armen, schlossen ihre Finger nur zögernd um Taths Aura, weil sie ihn fühlten, obwohl sie wussten, dass sich darunter etwas anderes verbarg.
    Wie anders werdet ihr hoffentlich nie erfahren, dachte Lila. Sie drehte und wand sich, sodass sie, als Arië sich Dar zuwandte, diesem mit aller Überzeugung, die ihr die aufgestaute Angst verlieh, ins Gesicht spucken konnte. In einem war sich Lila ihrer selbst sicher – zielen konnte sie. Sie traf ihn genau ins Auge. Dar blinzelte, aber in dem Blick, mit dem er sie bedachte, lag der kondensierte Hass, den er wahrscheinlich wirklich fühlte.
    Dann ließ Lila sich abführen.

 
19
     
     
    Zal lag auf dem Fußboden seiner Zelle und sang vor sich hin, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Von Zeit zu Zeit hörte er Ariës Stimme. Sie sagte einfach nur den Namen von jemandem, den er kannte, und für einen Moment füllte sein Gedächtnis einen der leeren Plätze in der Gerichtshalle mit einer vertrauten Gestalt. Vermutlich sollte er begreifen, dass sie diejenigen aufzählte, die er durch sein Schweigen verurteilt hatte, vielleicht nannte sie ja den jeweiligen Namen, während sie den Betreffenden bestrafte.
    Er war sich ziemlich sicher, dass Lila in Aparastil war. Es war nur ein Gefühl, aber in solchen Dingen konnte man sich in Alfheim normalerweise auf seine Gefühle verlassen. Hier war überall Äther, der Informationen sofort übermittelte, schneller als die elektromagnetischen Wellen der Otopier. Er fragte sich, wie sie hierhergekommen war und wie lange sie es überleben würde. Er seufzte, als er an den Empfang dachte, den sie ihr bereiten würden.
    Er dachte an die Songs, die er hatte schreiben wollen, und an seine Hoffnung, der Zauber, der der Musik und den Texten innewohnte, könnte einen breiteren Bewusstseinswandel hin zu mehr Offenheit zwischen den Rassen bewirken … Das erschien ihm jetzt ganz schön albern. Es ausgerechnet in Otopia zu versuchen, wo die Menschen so wenig mit anderen Sichtweisen der Welt anzufangen wussten, war schlichtweg dumm. Er hätte in Dämonia bleiben sollen, wo die Leute offen für Ideen waren – zu offen, aber dennoch …
    Er merkte, dass er »A Hard Day’s Night« vor sich hin sang, und hielt mitten im Text inne. Weil er an Lila dachte. Er wollte, sie wäre hier im Raum. Er wollte, er hätte ihre Jacke nicht verloren. Und seine zerschundenen Arme schmerzten.
    Natürlich hätte er nicht einfach in Dämonia bleiben und nichts tun können. Alfheims schwankende

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