Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Wirst du ihn mit derjenigen sprechen lassen, die ihn liebt?«
Wie viele Freundinnen hast du eigentlich?, fragte Lila Tath.
Eine, aber sie starb mit mir, dort an dem Hang, wo du uns zurückgelassen hast. Ich habe drei Schwestern.
Ach, verflucht, dachte Lila, wehe, du belügst mich … Sie überließ Tath die Bühne. Eins muss man den Elfen lassen, dachte sie, während Tath ihren Körper benutzte, um seine Schwester zu umarmen, sie sind anders und sehr merkwürdig, aber sie wissen, wer wer ist, und sie drehen nicht durch, wie ich es täte, wenn ich zu meiner Familie zurückkehren und sie alle noch ein letztes Mal umarmen könnte. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz.
Aber solche Gedanken brachten jetzt nichts. Sie konzentrierte sich darauf, Reparatursysteme zu aktivieren, Prioritäten zu setzen, diejenigen Nerven zu harmonisieren, die ihr die größte Qual bereiteten, damit die Botschaften, die sie ihr zu übermitteln suchten, nur noch Information an ihre KI wären, aber kein körperlicher Schmerz mehr. Sie fragte sich, was sie mit der weitgehend zerstörten Oberfläche ihres rechten Arms machen sollte, und dachte dann, dass Dar sicher wieder gesund werden würde. In Sathanor würde das schon klappen. Wahrscheinlich ging es ihm bereits besser.
Schweigend reparierte Lila die Finger ihrer linken Hand, während Tath damit Astar an sich drückte. Sie setzten sich beide auf das schmale Bett.
»Können wir diese Person dazu bringen, dich freizulassen?«, fragte Astar. »Ich würde deinen Geist in meinen aufnehmen und ihn einem Kind deines Herzens eingeben … Gib mir die Blume. Wo ist sie?«
Was zum Teufel heißt das?, dachte Lila. Elfen klonen sich! Seid ihr verrückt? Ist es das, was sie meint?
Es kommt äußerst selten vor. Laut sagte Tath zu Astar: »Ich möchte meine Gastgeberin nicht verlassen.«
»Was?«, fragten Astar und Lila wie aus einem Munde.
Tath nahm seiner Schwester das Taschentuch aus der Hand und fand das weiße Blümchen wieder. Laut sagte er gar nichts, aber Lila erklärte er: Wenn ich dich verlasse und Arië entdeckt, was du bist, wird sie dich nicht einfach nur töten. Es wird viel schlimmer sein. Arië liebt Sathanor, aber unter ihrer Liebe liegt Angst, und das, was sie am meisten fürchtet, ist Technologie, wie du sie verkörperst. Es ist ganz und gar irrational. Sie wird ihren unheilvollen Plan, in dem Zal eine entscheidende Rolle spielt, weiterverfolgen, und sie wird Dar mit Sicherheit töten, und zwar auf höchst einfallsreiche Weise. An alldem ist nichts Erstrebenswertes.
Wie hat sie das mit der Blume gemeint?, insistierte Lila.
Die Blume hat mich im Leben an meine wahren Freunde gebunden. Jeder Nekromant trägt eine bei sich. Ohne sie können wir, wenn wir einmal tot sind, nicht wieder ins Leben zurückgeholt werden. Deshalb hast du mich, als du meine Blume vernichtet hast, an dich gebunden, Lila, denn ohne sie kann ich nicht zurückkehren. Wenn du stirbst, sterbe auch ich, und wenn Arië uns zu trennen versucht, wenn es ihr gelingt, dann sterbe ich auf der Stelle.
Aber wenn du sie noch hättest, dann könnten du und … wer auch immer … dich irgendwie wiederauferstehen lassen und … weiß Dar das? Lila war empört, dass sie ihr das verschwiegen hatten, vor allem Dar. Dass er sie in dem Glauben gelassen hatte, er hätte Tath getötet, wenn die ganze Zeit die Möglichkeit bestanden hatte, ihn wiederzuerwecken – sie war stinksauer, aber Tath fuhr fort: Für Dar bedeutet die Blume nicht das Gleiche, weil sie auch ein Zeichen der Revolution ist, aber trotzdem, als er sah, wie du sie verbranntest, wusste er, dass all meine Überlebenschancen dahin waren. Als die Blume vernichtet war, hatte er mich wirklich ermordet.
Ach, dann ist das jetzt also meine Schuld?, fauchte Lila, bekam aber keine Antwort.
»Ihr redet miteinander«, stellte Astar ruhig fest. »Ich fühle, wie sich deine Aufmerksamkeit verlagert.«
»Oh, Shit!«, sagte Lila, die ihren jäh erwachten Zweifeln an Dar nicht laut hatte Ausdruck geben wollen, aber unerwartet feststellte, dass sie wieder die Herrschaft über ihre Stimme hatte.
Astar fuhr zusammen.
»Nicht du, ich meine …«
»Ihr seid die Gastgeberin«, sagte Astar aufmerksam. »Warum will mein Bruder Euch nicht verlassen?«
Nicht…, setzte Tath zögernd an, weil er, der die Finessen elfischer Politik kannte, nicht ausschließen konnte, dass Astar oder vielleicht sogar das Wasser selbst sie verraten würde, aber Lila studierte Astars Gesicht, das an der
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