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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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schlafen. Ja. Nur eine Minute. Nach diesen ganzen Anstrengungen hatte sie doch wohl ein Minütchen Schlaf verdient? Sie driftete davon, aber eine lästige Stimme, ein lästiges Gefühl in ihrer Brust ließ ihr einfach keine Ruhe.
    Tath sprach auf sie ein, in einer idiotischen fremden Sprache, die keinerlei Ähnlichkeit mit Elfisch oder Otopisch hatte. Sie war voller Zischlaute, wie das Zischeln von Schlangen. Die Vokale waren wie Eulenrufe.
    Sei still, sagte sie zu ihm. Halt doch einfach die Klappe.
    Oolerathan sirssalliel, sagte Tath sanft und beschwörend. Die Worte schlangen sich um sie. Sie öffneten winzige innere Türen, zu einem Dunkel, das nicht das des Sees war. Es waren Wege. Hinter den Türen sah sie Lichter, die sie riefen.
    Wie der Drache, erinnerte sie sich. Alles an ihr schmerzte. Sie war mehr als müde. Lass mich.
    Abrayuth Lila Amanda Black. Abrayuth set imma. Manmayesim.
    Sie sah Dars Gesicht. Nicht das Gesicht aus ihren Träumen, das ihr Höllenqualen bereitet hatte. Das Gesicht im Augenblick seines Todes. Lass mich in Ruhe.
    Countdown für automatischen Neustart läuft. Fünf, vier, drei, zwei, eins. Hauptsysteme online. Hilfssysteme online. Automedic aktiviert. Automatisches Notatmungssystem aktiviert.
    Lila kämpfte gegen das ungeheure Gewicht anaerober Toxine in ihrem Blut, gegen das übermächtige Schlafbedürfnis, das noch immer ihr Denken vernebelte. Um sie herum dehnte sich die Welt, die eben nicht größer gewesen war als ein Staubkorn, zu einem weiten, lichtlosen Raum. Sie sanken immer noch – waren jetzt 230 Meter tief.
    Lila zog Zals Körper an sich, hielt ihn mit dem linken Arm fest, zündete ihre Fußdüsen und ließ sich so schnell wie möglich emportragen. Dabei befahl sie ihren letzten Drogenvorräten, Adrenalin, Terbutalin und andere pharmakologische Wirkstoffe, die die schnelle Dekompression unterstützten, zu synthetisieren.
    Tath, schwach wie ein Kerzenflämmchen, dehnte sich in ihr aus und flüsterte jetzt auf Zal ein. Abrayuth Azrazal Suhanatir Taliesetra. Abrayuth set imma. Manmayesim.
    Lila wählte die größte Nadel aus ihrem Sortiment, aktivierte ihren Handgelenksinjektor, fand Zals Hals, ortete per Ultraschall seine Halsschlagader, flocht die Finger in sein Haar, um seinen Kopf und Hals an ihrem Arm zu stabilisieren, und stach die Nadel ein. Sein Puls war sehr langsam und sehr schwach, sein Herz schon fast stehen geblieben, aber die Kälte, die Opiate und Tath hatten ihn so weit gerettet.
    Lila konnte ihr Blut durch einen Stickstoffreiniger laufen lassen, um der Druckfallkrankheit zu entgehen. Dasselbe System führte ihr jetzt auch den nötigen Sauerstoff zu, substituierte aber einen Großteil der Menge, die sie unter normalen Umständen gebraucht hätte, durch Helium, da Sauerstoff in großer Tiefe tödlich war. Sie verlagerte Zal in ihren anderen Arm und stellte die Sekundärsysteme in ihrem Unterarm auf eine andere Funktion um, indem sie die Schusswaffe samt Munition in die Tiefe fallen ließ und sie durch eine weitere große Kanüle ersetzte, die sie an seiner anderen Halsseite einführte. Sie leitete ihr eigenes Blut um das Atemgasaustauschsystem herum und stattdessen Zals Blut hindurch, ohne auch nur eine Sekunde an eine mögliche Kontamination zu denken. Sie mussten nach oben, und zwar schnell.
    Und so stiegen sie, durch Taths Zauberformeln gegen den Tod am Leben erhalten, immer weiter empor, indem sie abwechselnd durch Lilas Atemautomaten atmeten und pausierten, sobald der Stickstoff überhand zu nehmen drohte. Sie zogen einen langen, sanft leuchtenden Schweif wilder Magie hinter sich her, und dem Schweif wiederum folgte die schwarz-goldene Gestalt des Drachen. Lila erblickte ihn plötzlich, als sie in 210 Metern Tiefe innehielt, über sich den Palast, während das Wasser um sie herum von Körpern, Trümmern und Gegenständen erfüllt war, die sich unter der silbrigen Blase gefangen hatten. Trotz ihrer Angst fasziniert, starrte sie ihn an, solange sie nichts weiter tun konnte, als Zals Blut durch sich hindurch und wieder in seinen Körper zurückzuleiten, zu warten, dass er zu sich kam oder irgendein Lebenszeichen zeigte, seinem langsamen, schwachen Herzschlag zu lauschen …
    Nicht hinschauen. So viel müsstest du doch wissen, sagte Tath, als er seine Beschwörung für einen Moment unterbrach.
    Aber Lila brauchte gar nicht hinzuschauen. Sie lächelte, als der Drache zu ihnen heraufstieg und sie umkreiste, wobei wilde Magie aus der Tiefe von seinen Flanken

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