Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
darunter sein musste. Und Tath wusste es auch. Er war jetzt ganz still und reglos.
In fünfzig Metern Tiefe schob sich Zal plötzlich näher an sie heran, und statt der Kälte des Wasserstroms zwischen ihnen war da jetzt Wärme. Seine Lider waren immer noch schwer, aber um seine Mundwinkel spielte der Anflug eines Lächelns. Seine bläulichen Lippen öffneten sich ein wenig, und sie sah, wie er schluckte.
Trink das Wasser, Lila, sagte Tath plötzlich. Er versucht dir zu sagen, du sollst es trinken.
Sie tat es. Kraft und Vitalität strömten in sie ein. Sie wollte gar nicht daran denken, was jetzt mit ihnen wäre, wenn sie sich nicht in einem See mit derart mächtigen ätherischen Eigenschaften befänden. Dann wären sie längst tot.
Zals Lächeln wurde breiter, und er drängte sich noch näher an sie. Seine Arme umfingen sie. Sie glaubte kaum, was sie fühlte. Da war Zal, voller Schnittwunden, blutend, halb tot, an Kanülen hängend, mit Drogen vollgepumpt, bläulich vor Sauerstoffmangel, aber an ihrem Unterleib fühlte sie die unverkennbare Form und den Druck einer ausgewachsenen Erektion. Sein Andalun streichelte sie so sachte, dass sie es beinahe für Wasserströmungen hätte halten können, aber es spielte sich unter ihrer Kleidung ab.
Dämonen lieben solche Extremsituationen, sagte Tath, ebenso schockiert wie fasziniert.
Sie beschloss, ihn nicht zu beachten, und katapultierte sie alle das letzte Stück zur Oberfläche empor. Sie reckte ihr Gesicht dem herabdringenden Licht entgegen und hielt Zal ein Stück von sich, während sie sein Blut noch einmal durch das Pumpsystem leitete und auf elfische Normalwerte brachte. Das helle Tageslicht schlug ihr ins Gesicht, und sie schnappte nach echter, reiner Luft.
Zal hustete und stöhnte vor Schmerz. Einen Moment trieben sie einfach nur dahin, vom Schub ihrer Düsen an der Oberfläche gehalten, dann riss sie beide Kanülen mit einem schnappenden Geräusch aus seinem Hals. Zal rang nach Luft, und sein Kopf kippte haltlos hin und her, als sie ihn losließ, um ihn dann sicherer um die Taille zu fassen. Sie schob sich und ihn ein Stück aus dem Wasser, fand schnell seinen rechten Arm und presste den Daumen auf die offene Wunde. Zal lächelte matt, kaum bei Bewusstsein.
»Kriege ich jetzt meine zwei Minuten Nächstenliebe?«, fragte er. Und verschwand.
Es ging so schnell, dass Lila kaum mitbekam, wie er ihrem schwachen Griff entrissen und wieder unter Wasser gezogen wurde. Dann packte etwas ihren Fuß und zerrte auch sie hinab.
Sie schluckte Wasser, ihre Hände ruderten wild, verfingen sich in Schals und Kleidungsstücken, schlugen gegen Holz, gegen lebloses Fleisch. Lila war so müde.
»Kampfmodus«, sagte sie und spürte, wie Taths Elfenkleider zerrissen, als ihre sämtlichen robotischen Anteile und ihre Waffen auf ihr Maximalmaß ausgefahren wurden. Das Wasser um sie herum schäumte, und der Griff um ihren Fuß löste sich.
Du hast Each Uisge gerufen!, rief Tath, aus seinem Kummer in hysterische Fassungslosigkeit katapultiert. Otopischer Irrsinn! Weißt du denn gar nichts?
Zals Freundinnen, korrigierte ihn Lila und tauchte grimmig-entschlossen hinab. Vor sich sah sie die beiden schwarzen Wasserpferdegestalten mit Flossenfüßen und wallenden Mähnen, die Zals blassen Körper umschlangen. Sein heißes Blut bildete eine Spur, der leicht zu folgen war. Sie hatte nicht gewusst, dass Poppy und Viridia gnadenlose Jägerinnen waren, aber selbst wenn – sie waren ihre einzig möglichen Verbündeten.
In menschlicher Gestalt vielleicht. Im Wasser oder in ihrem wahren Körper kennen sie nichts mehr außer dem Hunger. Du bist wahnsinnig! Das alles haben wir auf uns genommen, und jetzt werden sie ihn ertränken und in Stücke reißen und dir seine Leber als Andenken hinterlassen.
Den Teufel werden sie, sagte Lila. Wenn ich mich nicht irre, kannst du sie doch kaltstellen.
In Otopia vielleicht, sagte Tath. Im Aparastil … hierher ist noch nie eine Each Uisge gekommen. Sie sind Wasserwesen. Sie sind in ihrem Element.
Die Wasserpferde tauchten schnell hinab, aber Lilas Raketenstiefel waren schneller.
Als sie ihnen näher kam, merkte sie, dass sie langsamer wurden, dumpf und schwerfällig – sie schliefen ein, wie sie es immer taten, wenn ihr Feenfleisch mit einem elfischen Andalun in Berührung kam. Es wäre komisch gewesen – an einem anderen Ort und zu einem anderen Zeitpunkt und wenn sie nicht selbst so erschöpft gewesen wäre.
Sie packte die Wasserpferde, die
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