Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
überlegener Kraft zu widersetzen oder darum zu kämpfen, innerhalb der Palastblase zu bleiben. Sie packte einfach nur Zals Fußgelenk, als sie an seinem hingestreckten, blutenden Körper vorbeifiel, ließ ihre Finger einrasten und zog ihn mit sich in das eisige Wasser. Da sie schwerer war als jeder Mensch oder Elf, schwerer noch als jedes Wesen, das doppelt so groß war wie sie, sank sie wie ein Stein.
    Goldgrüne Lichter blinkten in weiter Ferne, während sie in einem Moment der Ruhe und Stille abwärtsglitten. Sie schaute hinab und versuchte, per Radar den Grund zu orten, aber da war kein Grund … Sie blickte hinauf und sah den silbernen Luftpalast über sich entschwinden. Plötzlich ging ein konvulsivisches Zucken durch das Wasser, begleitet von einem knirschenden Rumpeln, als ob Planeten kollidierten. Dem folgte ein ungeheurer elektromagnetischer Puls, so stark, dass er ihr gesamtes Maschinenselbst ausknockte und sie taumelnd zurückblieb, jetzt allein auf sich und Tath gestellt. Die letzten Anzeigewerte und der völlige Blackout machten die Bestimmung der Ursache leicht.
    Bombenrissbeben!, schrie Lila Tath zu.
    Aber Aparastil …, setzte er an.
    Sathanor liegt nicht auf einer normalen Bruchlinie oder auf einer ätherischen Kraftlinie, du Idiot. Versteht ihr denn nichts von Geologie? Das ganze Ding ist ein Krater. Das hier ist der Quantenbombenkrater, wie er sich in dieser Dimension manifestiert, und wir sinken gerade in den größten, nicht verzeichneten Bombenriss überhaupt! Wie könnt ihr hier leben und das nicht wissen?
    Arië war die Hüterin dieser Art Wissen, und ihr Wort …
    Sie hat gelogen! Lila versuchte hektisch, ihre Systeme wieder zu starten, aber sie waren allesamt tot. Der Reaktor lief vermutlich noch, aber sie konnte ihn nicht finden. Sie spürte ihre Arme nur noch bis zum Ellbogen, von ihren Beinen nur die obersten Zentimeter. Ihre halbe Wirbelsäule schien zu fehlen, ihre inneren Organe fühlten sich an, als würden sie von einer tödlichen Kälte zusammengepresst, und sie hatte plötzlich das Gefühl zu ersticken. Tath, du musst mir helfen! Schnell!
    Ihre Lunge und ihr Brustraum brannten. Sie wusste nicht, wie lange sie dem Drang, nach Luft zu schnappen, noch widerstehen konnte. Ein zweites Beben lief durch die Tiefe des Sees.
    Taths Andalun dehnte sich aus. Obwohl ihn Lila nur in den menschlichen Teilen ihres Körpers spüren konnte, fühlte sie doch die verzweifelte Energie, mit der er sich fokussierte und durch ihre Schultern und Arme drang. In einer solchen Dichte und Konzentration vermochte das Feinstoffliche körperhaft zu werden, und Taths magische Disziplin, die Nekromantie, verstand es besser als die meisten anderen Künste, starke Kräfte in die Formung von Rohäther umzusetzen. Sich selbst zu formen war nur eine Variante. Wenn er noch seinen eigenen Körper besessen hätte, wäre es eine Routineübung gewesen. So aber musste er sich völlig verausgaben. Lila fühlte, wie seine Präsenz flackerte und schwächer wurde. Aber seine Geisterhand reckte sich immer weiter und weiter, über ihre Finger, die eisern Zals Fußgelenk umschlossen, hinaus und hinauf bis zu dem Arm, an dem die Pfeilnadel befestigt war. Tath sagte etwas, und eine Welle von Dunkel, ein finaler Schatten, zerrte an ihrem Herzen. Sie fühlte, wie ein Stück Leben aus ihr entwich, als die Pfeilnadel zerfiel.
    Die Fessel ist gelöst, informierte Tath sie matt. Aber seine Lunge ist kollabiert. Er ertrinkt.
    Sie versuchte immer wieder, Zugang zu ihrer KI zu bekommen, zählte die Sekunden, die verstrichen. Wie konnte es nur so lange dauern? Da musste irgendwas kaputt sein …
    Doch dann, endlich, hörte sie die Stimme ihrer KI: Countdown für automatischen Neustart läuft: fünf, vier, drei …
    … dann erbebte und erdröhnte die Welt wieder, ein weiterer Energiepuls raste lautlos durch sie hindurch, und die Stimme war weg.
    Lila öffnete den Mund, und das Wasser des Aparastil füllte ihren Rachen, als sie es in die Lunge zu saugen versuchte. Es ging nicht. Ihre Lunge war zu stark zusammengepresst, um irgendetwas aufzunehmen. Aus einer traumartigen Distanz und wohl wissend, dass dies – das Traumgefühl und das Halluzinieren – das letzte Stadium des Erstickens war, fragte sie sich, was sie wohl zu Hause denken würden, wenn sie alles erführen, aber natürlich würden sie es nie erfahren, weil sie bis in alle Ewigkeit weiter hinabsinken würde, und außerdem hielten sie sie ja sowieso schon für tot … Sie wollte

Weitere Kostenlose Bücher