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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Herzbeutel und Ihr Brustraum waren voller Blut. Ich musste es absaugen. Das ist das Tropfgeräusch, das Sie hören. Das Zischen kommt von den Pumpen.« Sie sagte nicht, dass er eine Menge Blut verloren hatte, und dass sie nicht wusste, wie lange er den fortdauernden Blutverlust noch verkraften würde.
    »Der Schmerz ist nicht so schlimm«, sagte Dar ruhig. »Sie müssen meine Arme einrichten.«
    »Das habe ich schon getan, als ich sie losgebunden habe. Ihre Arme kommen schon wieder in Ordnung. Aber sie sind noch nicht geschient. Das kann ich nicht tun, weil …« Sie hob den Arm und zeigte ihm die Verbindungsschläuche zwischen ihnen. »Sobald es möglich ist, ziehe ich die Punktionsnadeln.«
    Dar schloss die Augen. Er sah ganz anders aus als Zal, obwohl für Lila bis vor kurzem noch alle Elfen irgendwie gleich ausgesehen hatten, hauptsächlich wegen der Ohren (lang und spitz), des Haars (viel und lang) und des Körper- und Gesichtsausdrucks (hochmütig, kontrolliert und humorlos). Außerdem hatte sie gefunden, dass die elfische Art, sich zu schmücken, zu kleiden und zu verhalten, der menschlichen Schwulenkultur stark ähnelte, wenn auch nicht ganz so tuntenhaft war. Jetzt dachte sie, dass dieses Bild viel mehr über sie selbst aussagte als über die Elfen, und dass diese Aussage für sie nicht sonderlich schmeichelhaft war.
    Sie stellte außerdem fest, dass sie, seit Dar ihr ausgeliefert war, sein Gesicht nicht mehr abscheulich fand. Es war ein extremes, irgendwie ultra-elfisches Gesicht, als ob alles oberhalb des kräftigen, leicht kantigen Kinns in die Länge gezogen worden wäre, sodass seine Wangenknochen und überhaupt sämtliche Züge leicht schräg standen – so wie es nach zu vielen Liftings passieren konnte. Das gab seinem Mund auch im Normalzustand etwas Lächelndes, das sie immer für ein höhnisches Grinsen gehalten hatte. Aber jetzt erkannte sie, dass es einfach nur sein Gesichtsschnitt war. Zals Gesicht war nicht so extrem, mit waagerechteren Brauen und einer weniger länglichen Grundform, obwohl er die gleichen großen Augen und langen, dichten, dunklen Wimpern hatte. Man sah schon, dass sie derselben Spezies angehörten, aber Dar hatte dunkelbraunes Haar und intensive, fast schon schwarze Augen. Und seine Haut hatte irgendetwas Eigenartiges, das Zals Haut nicht hatte. Als sie sie jetzt genauer musterte, schien sie ihr viel dunkler, als sie sie in Erinnerung hatte, nicht sonnengebräunt wie bei einem Menschen, sondern so als läge Dar in tiefem Schatten. Sie hielt es nicht für eine Auswirkung seines körperlichen Zustands.
    Lila fragte sich, ob Zals Haare blondiert waren.
    Dar schlug die Augen wieder auf. »Vielleicht sind wir ja jetzt quitt.«
    »Nein, ganz und gar nicht«, beschied ihn Lila freundlich. »Hey, mir fehlt für immer die Hälfte meines Körpers.«
    »Der neue scheint ja gut zu funktionieren«, brachte er heiser hervor. »Sehr zu meinem Nutzen. Ich bin wirklich beeindruckt.«
    »Ach, hören Sie auf, bringen Sie mich nicht so weit, dass ich diese Nadeln hier herausreißen und Sie verfaulen lassen möchte«, sagte sie, nicht wirklich erzürnt, aber doch ein bisschen irritiert, dass er halb tot hier lag und es immer noch fertig brachte, sie zu provozieren.
    »Sie sind eine sehr ehrenhafte Frau«, sagte er. »Ich danke Ihnen.«
    »Sparen Sie sich’s«, sagte Lila. »Wie kriege ich Ihre Leute hierher, damit sie Sie besser versorgen?«
    »Das wäre keine gute Idee«, flüsterte er und versuchte den Kopf zu heben, ließ es dann aber bleiben. »Außerdem müssen wir hier schnellstens weg.«
    »Wie meinen Sie das? Gwil hat doch gesagt …«
    »Ich traue Gwil nicht, ganz gleich, was sie Ihnen gesagt hat«, erklärte er. »Und ich habe keine Ahnung, wer innerhalb der Jayon Daga für mich und wer gegen mich ist.«
    »Für oder gegen Sie?«, fragte Lila.
    »Nein, für oder gegen uns.« Er lächelte leise. »Aber trotzdem, es wäre nicht gut, wenn sie hier auftauchten und Sie fänden. Einige mögen ja auf meiner Seite sein, aber andere sind es bestimmt nicht, und wir dürfen uns ihnen keinesfalls zu erkennen geben, da mit unserer Entdeckung all unsere Bemühungen, ihre bösen Absichten zu vereiteln, vergebens wären.«
    Lila bewunderte ihn dafür, dass er mit nur einem funktionierenden Lungenflügel einen solchen Satz hervorbrachte. Sie wusste zwar nicht, was er damit meinte, aber es schien darauf hinauszulaufen, dass sie keine Unterstützung erhalten würden. »Heißt das, wir ziehen gegen das

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