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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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ist nicht einfach nur die otopische Art zu reden. Sprache definiert die Welt. Aber Sie müssen wissen, dass solche Dinge hier in Alfheim noch viel mehr Gewicht haben, weil unsere Magie an Klänge gebunden ist und es keine mächtigeren Klänge gibt als Worte, ausgenommen Musik. Musik, die nicht durch Worte verunreinigt ist, ist das Allermächtigste überhaupt. Aber Sie sind keine Musikerin, und ich bin kein Musiker. Wir werden uns mit der Unzulänglichkeit der Worte begnügen, um diese Verbindung herzustellen. Ich will Ihnen etwas aus meinem Herzen sagen: Als Sie mich mit diesem Kampfstock getroffen haben, habe ich es Ihnen nicht übel genommen. Ich empfinde es nicht als persönlichen Angriff. Aber aus Ihrer Art zu reden schließe ich, dass Sie das, was ich Ihnen in Sathanor angetan habe, nicht so sehen.«
    »Da haben Sie allerdings recht«, sagte Lila so giftig, dass es sie selbst überraschte. »Sie haben kaltblütig versucht, mich zu töten. Und dann haben Sie Tage damit zugebracht, mich wach zu halten, um mir diese verdammten sinnlosen Fragen zu stellen. Sie haben mir gegenüber keinerlei Gefühl gezeigt, nur Grausamkeit, und Sie haben die ganze Zeit …« Sie hatte »gegrinst« sagen wollen, aber nach ihren jüngsten Einsichten empfand sie es ja nicht mehr so. Sie biss sich auf die Zunge. Die schwache EKG-Kurve, die sie immer noch über die Sensoren in ihrer Hand empfing, zeigte Flackerreaktionen seines Herzschlags. Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, aber sein Körper reagierte heftig auf das, was sie sagte. Spontan sagte sie: »Tut mir leid.«
    »Das nützt nichts«, sagte er. »Sie haben mir wehgetan. Dass Sie sich entschuldigen, bessert nichts. Es hilft nur Ihnen, nicht mir. Aber im Ernst, was ich getan habe, habe ich getan, um Sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Auch wenn das wahrscheinlich schwer zu glauben ist.«
    »Das hat Gwil auch gesagt«, sagte Lila.
    »Dann hatte sie in diesem Fall recht«, flüsterte Dar. Er musste wieder husten und versuchte, es sachte zu tun, was ihm aber nicht gelang. Seine Augen rollten weg. Lila wartete, bis er wieder zu sich kam und fortfuhr: »Ich musste Sie weiter verhören, um die anderen, die dabei waren, davon zu überzeugen, dass ich auf ihrer Seite stand. Es waren ausschließlich Agenten, die der Fürstin von Sathanor ergeben sind, und ich habe mich bisher auch immer als loyaler Gefolgsmann getarnt. Wenn ich Sie hätte töten müssen, hätte ich es getan, denn als Anführer dieser Männer durfte ich keine Zweifel wecken. Sie durften keinen Verdacht schöpfen, dass ich insgeheim zum Widerstand gehöre. Jedenfalls kam ich zu dem Schluss, dass ich gleichzeitig Ihr Leben retten und die anderen durch meine Härte beeindrucken konnte, indem ich Sie in Stücken nach Hause zurückschickte, statt Sie einfach nur hinzurichten. Obwohl wir alle genau wussten, dass Sie keine Informationen besaßen, stimmten sie diesem Plan bereitwillig zu. Diese Leute sind in der Seele verdorben, und ich war es damals auch. Die Male dieser Untat werden Sie jetzt für immer tragen. Und ich auch, obgleich meine Narben nicht so offensichtlich sind, wofür ich dankbar sein muss. Und ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie mir jetzt das Leben gerettet haben, noch dazu so vergleichsweise schmerzlos. Das ist, wie Sie selbst wissen, viel mehr, als ich verdient habe.«
    Es war ein Moment der Nüchternheit, wie Lila noch keinen erlebt hatte. Seine Erklärung, warum er sie damals so grausam verstümmelt hatte – das war die Beschreibung eines Jobs. Daran war nichts Persönliches gewesen, auch wenn es das nicht weniger schrecklich machte. Es war ihr Job, den er da beschrieb, denn darin waren sie gleich. »Macht es mir schwer, Sie dafür weiter zu hassen.«
    »War unterm Strich auch der Zweck der Übung«, sagte er mit nahezu perfekter menschlicher Intonation und schaltete dann wieder auf seine sorgfältige, wohl artikulierte Elfendiktion um. »Aber es ist die Wahrheit.«
    »Ich weiß«, sagte Lila. »Ich merke es an Ihren Elektroaktivitätsanzeigen.«
    »Dann sind wir jetzt synchron«, sagte Dar. »Es ist Zeit, mich wiederherzustellen. Wir werden mit meinem Herzen beginnen. Bitte entfernen Sie die Drainage.«
    »Medizinisch ist es noch zu früh«, sagte sie. »Aber Sie haben das Sagen. Könnten Sie mich vorher noch über das weitere Verfahren aufklären?«
    »Verzeihung, ich hielt es für selbstverständlich. Sie werden Ihr Chi mobilisieren und es in Ihre auf meinem Herzen liegende Hand lenken, während

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