Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Große Böse, um Zal vor ewigen Folterqualen zu bewahren, indem ich Sie auf Ihrem Sterbelager mitschleppe?«
»Nein«, sagte Dar. Er hielt ein Weilchen inne, um Atem zu holen. »Sie werden mir helfen, schneller gesund zu werden.«
»Oh, ich weiß nicht«, wandte Lila ein. »Sie haben ernste Probleme mit dem Brustkorb. Selbst wenn ich die Drainagen ziehen kann, ohne dass etwas schiefgeht, werden Sie monatelang nicht in der Lage sein, sich fortzubewegen oder irgendetwas Nützliches zu tun. Ihre Rippen sind ziemlich zerschmettert.«
»Ja, das höre ich«, sagte er. »Aber wir sind hier nicht in Otopia. Und wir haben unsere eigenen Mittel, so etwas, wenn es sein muss, schnell in Ordnung zu bringen.«
»Dann schaffen Sie diese Mittel mal per Teleportation hierher«, sagte sie.
»Ich dachte eher, Sie könnten uns beide zu diesem Schränkchen hinüberbugsieren, wo Sie unsere Medizinvorräte finden werden.«
»Typisch Mann«, schnaubte Lila. Sie war froh, dass sie ihn auf das Bett gelegt hatte, das dem Schränkchen am nächsten war. »Dann halten Sie sich fest. Das wird für Sie ziemlich unangenehm werden.«
»Was Sie zweifellos erfreuen wird«, sagte er.
Sie runzelte die Stirn. »Wird es erstaunlicherweise nicht. Was sagen Sie dazu?« Sie gab dem Bett einen Stoß, und es schlitterte nahezu ruck- und erschütterungsfrei über den ungebohnerten Holzboden. Dennoch stöhnte Dar schrecklich und wurde sofort ohnmächtig. Warmes Blut spritzte auf ihre Beine. Sie justierte die Drainageschläuche, sodass sie etwas Bewegungsfreiheit hatte, und ging zu dem Schränkchen, aber die Tür ließ sich nicht öffnen.
Als er wieder zu sich kam, sagte sie: »Ich muss Ihnen Schmerzmittel nachspritzen.«
»Nein«, sagte er. »Da drin ist sicher etwas Besseres für mich.«
Sie zog an der Schranktür. »Aber ich komme nicht dran. Wie kriegt man das auf?«
»Nehmen Sie meine Hand, und berühren Sie die Tür damit«, erklärte er.
Lila widersprach nicht und machte auch keine Gegenvorschläge mehr. Sie umfasste mit der linken Hand seinen verletzten Oberarm und fixierte mit dem elektromechanisch verstärkten Griff ihrer Finger den gebrochenen Knochen so fest, dass Dar aufschrie. Dann führte sie seinen Arm mit ihrer rechten Hand. Sobald Dar die Tür des Schränkchens berührte, öffnete sich diese.
»Jetzt wird alles gut«, sagte er, als sie seinen Arm wieder auf die Matratze bettete.
»Hoffentlich.« Sie begann, Gegenstände aus dem Schränkchen zu nehmen – Rindenschächtelchen und andere unhygienisch aussehende Behältnisse. Obwohl sie alle sehr ähnlich waren, waren sie doch aus verschiedenen Materialien gefertigt, jedes mit einer anderen Falt- oder Flechttechnik, und mit unterschiedlichen Bändern verschnürt. Dar sagte, sie solle nach etwas aus herbstlichen Buchenblättern mit einem Leinenband suchen. Lila fand den Behälter und öffnete ihn. Drinnen lagen dünne Bambusröhrchen, mit Wachs verschlossen. Sie öffnete eins, und extrem feine Kristallnadeln fielen in ihre hohle Hand, so fein, dass sie nur über lange, lange Zeit natürlich gewachsen sein konnten. »Akupunktur«, sagte sie nach kurzem Überlegen.
»Ja«, sagte Dar. »Gut, dass Sie mit dieser Technik vertraut sind. Die Meridiane …« Er hustete und wurde ohnmächtig, kam aber nach ein, zwei Sekunden wieder zu sich.
»Ich weiß, wo sie verlaufen«, sagte sie selbstbewusst. »Ich habe mal kurz nachgesehen, als Sie es nicht mitgekriegt haben.«
»Womit?«, keuchte er.
»Ultraschall«, sagte sie. »Und ich kann noch mal nachsehen, um ganz sicherzugehen.«
»Das erklärt es«, flüsterte er mit leicht rasselnder Stimme. Lila kontrollierte die Drainagen. Das Herz hatte sich stabilisiert, aber das Lungentrauma blutete immer noch. Leuchtend rote Tropfen gerannen neben ihrem Knie auf dem Fußboden. Auch auf seinen Lippen war Blut. Sie sah ihn matt lächeln.
»Was?«
»Elfischer Äther reagiert auf Schallwellen«, sagte er. »Machen Sie’s noch mal.«
Lila legte ihre klebrige Hand auf seinen Bauch und scannte seine Körpermitte. »So?«
»Fühlt sich gut an«, sagte er und lächelte kurz. »Ich dachte, ich hätte es geträumt. Ein seltsamer Traum, im Schmerz Lust zu empfinden. Aber das waren Sie.«
»Menschen fühlen dabei gar nichts.« Sie nahm ihre Hand weg. Sie spürte, wie sie rot wurde, und das ärgerte sie.
»Nein«, sagte Dar. »Das glaube ich gern. Und ich fühle es nicht in meinem fleischlichen Körper. Ich fühle es im Ätherleib. Es ist ungemein angenehm.
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