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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Trauer, von Glück und Verzweiflung zerrissen. »Ich lebe und kam hierher, um euch zu finden.«
    »Mein Baby«, sagte ihre Mutter sanft, stolz und drückte sie fest. Lange Zeit standen sie so da, schweigend, aber Lila spürte die wachsende Unruhe des Elfen, der sich in sie zurückgezogen hatte, und schließlich zwang sie sich, etwas zu sagen: »Mama, Papa, wisst ihr, was mit euch geschehen ist?«
    Sie ließen sie langsam los und schauten sich mit sorgenvollen Gesichtern an. »Nicht genau«, sagte ihr Vater. »Aber wir wissen … das hier ist der Tod, richtig? Etwas tötete uns. Ich habe kaum etwas gespürt, nur einen eisigen Schnitt, und dann waren wir weg. Es hat uns mitten im Streit erwischt …« Er wirkte beschämt.
    »Schon gut«, sagte ihre Mutter und nahm ihren Mann sanft am Arm. »Nicht jetzt.« Sie schaute Lila mit Augen an, die plötzlich viel wacher und heller wirkten, als Lila es gewohnt war, als habe sie mit ihrer körperlichen Existenz auch all die Frustration abgeworfen und vergessen, die sie im Leben verspürt hatte.
    »Ich wollte«, stotterte Lila, »e-euch retten. Aber i-ich glaube, ich kann es doch nicht. Ich muss gleich gehen … ich wollte …« Aber jetzt weinte sie zu heftig, um fortzufahren, und ihre Kehle wurde von Gefühlen zugeschnürt, die zu groß waren, als dass sie in Worte gefasst werden könnten.
    Es gab einen kurzen Moment der stillen Kommunikation zwischen ihren Eltern, so schnell wie das Licht, und sie hatte für einen Moment den Eindruck, Tath habe sie berührt und auf irgendeine Weise mit ihnen gesprochen, aber der Augenblick war zu schnell vorbei.
    »Nein«, sagte ihr Vater, legte ihr den Arm um die Schultern und den Kopf an ihre Stirn. Seine Stimme war fest. »Wir haben uns darüber unterhalten, als wir erkannten, was geschehen war. Ich weiß nicht, woher wir das wussten, aber sobald wir hierhergekommen waren, wussten wir es. Als hätten wir es unser ganzes Leben lang schon gewusst. Wenn du hinübergehst, wirklich hinüber, dann siehst du die Dinge anders. Wie alles war, was du warst, was du getan hast. Wir wollen nicht zurückgehen und damit weitermachen, nun, da wir hier gewesen sind.«
    »Aber ihr könnt euren Lebensstil ändern«, schniefte Lila. »Wenn ihr es erkannt habt, dann könnte alles so viel besser werden.«
    »Vielleicht«, sagte ihre Mutter und sah zu den Schiffen hinunter. »Aber unser Seelenführer hier denkt da anders. Und ich fühle mich hier so ruhig. Alles ist friedlich.«
    »Aber wenn ihr geht, dann verschwindet ihr einfach!«, rief Lila. »Und es gibt noch so viel, das ich … das ich …«
    »Lila, es war das Richtige«, sagte ihr Vater. »Nach all den Fehlern, die wir gemacht haben, ist es weiß Gott ein Wunder, dass einer von uns eine solche Entscheidung treffen kann, und es ist schrecklich, ich weiß. Aber du hast unseren Tod nicht verschuldet, Lila. Mach dir keine Vorwürfe. Und wir sind nicht unglücklich, sieh uns doch an. Wir hatten unseren Moment, und wir hatten dich und Max, und das waren die besten Zeiten, die ein Mensch haben kann, sogar wenn sie manchmal beschissen waren.«
    »Ihr könntet als Gespenster bleiben«, sagte Lila. »Ihr könntet mit uns in einer Zeit leben. Ihr würdet uns sehen können.«
    »Und was tun? Euch jede wache Minute heimsuchen?« Ihre Mutter streichelte Lilas Rücken. »Ich weiß, dass du uns nicht Lebwohl sagen willst, aber sieh es doch einmal so: Wie viele Leute haben keinen solchen Moment und wünschen sich ihr Leben lang, sie hätten ihn gehabt? Wir hätten bei einem Autounfall platt gequetscht werden können, und du hättest uns nie wiedergesehen.«
    »Aber ich muss … ich will euch noch so viel sagen …«
    »Das wissen wir«, sagte ihr Vater und lächelte mit der Leichtherzigkeit eines gänzlich anderen Mannes. Des Mannes, der er immer hatte sein wollen, wie sie wusste. Es war seltsam, diese Person plötzlich vor sich zu sehen, als passten alle Bruchstücke seines Lebens in diesem Moment plötzlich zusammen. Es war eine große Gnade, erkannte Lila nun, eine Gnade, von der keiner von ihnen geglaubt hatte, sie könne irgendwo existieren.
    »Wir lieben uns. Wir verstehen alles. Es gibt nichts zu vergeben und keinen Grund, jetzt traurig zu sein.«
    »Aber ich sehe euch niemals wieder«, sagte Lila gerührt. Sie wollte in diesem Moment nicht zugeben, wie sehr, wie lange schon und wie verzweifelt sie sich nach der Sicherheit einer tröstenden Umarmung ihrer Eltern gesehnt hatte; und auch nicht, dass sie nicht

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