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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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die Art von Kampf, welche nicht viele über längere Zeit durchhalten.« Er hob eine Flasche ins Licht und schaute mit zusammengekniffenen Augen hinein. »Zermürbung. Grausamkeit. Das Zermalmen von Herzen und Seelen. Überall dort, wo man einen Ansatzpunkt dafür findet. Nichts bleibt unversucht. Keine Maßnahme ist zu niederträchtig, um nicht ergriffen zu werden. Kein Trick ist zu schändlich, um nicht versucht zu werden.«
    »Was hattest du mit meinen Eltern vor?«
    »Ich dachte mir, ich fülle noch ein paar Flaschen und mische sie dann alle miteinander und lege sie dort ab, wo du sie suchen musst.« Er öffnete die, die er in der Hand hielt, und schüttelte sie mit der Öffnung nach unten … nichts geschah. »Sieh mal an, die ist leer. Dein Freund dort wird dir sagen können, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Wiederbelebung mit fortschreitender Zeit immer geringer wird, aber solange deine verstorbenen Lieben sich in meiner Flasche befinden, gehen sie nirgendwohin, altern nicht, verfallen nicht. Siehst du?«
    Er nahm eine weitere Flasche in die Hand. »So könnten sie für immer in Sicherheit sein. Keine Reise auf den Schiffen. Immer bei dir. Und wenn sie sich nicht auflehnen, kannst du sie hier, an diesem Ort am Ende der Welt, herauslassen und mit ihnen sprechen.« Er schaute sie durch die Flasche hindurch an, und eines seiner Augen wurde von dem violetten Glas vergrößert.
    Lila hatte sich alles angehört und nahm mit einer Klarheit, die ihr neu war, die Absicht des Dämons und nicht seine Worte wahr, als würde hier nur die Absicht zählen und Macht haben. Nicht einmal Handlungen waren von Bedeutung. Nur die Entschlossenheit und die Vision des Einzelnen, die Konzentration, die Zielstrebigkeit. Der Dämon hatte nicht vor, ihr einen einfachen oder schnellen Weg aus dieser Lage zu ermöglichen, egal, was sie ihm anbot. Sie spürte seine lebenslange Hingabe an das Leid und den Schmerz, wie sehr er ihre Machtlosigkeit genoss, ihre Wut und ihr Leid. Je länger sie mit ihm stritt, umso mächtiger würde er auf dieser Ebene werden und umso schwächer würde sie. Sie konnte all ihre Energie auf seine Fallen und Finten verschwenden, ihn hundert-, tausendmal hinschlachten … sie würde seine versteckte Lebensenergie nicht finden. Und angenommen, sie erhielt mit viel Glück die Seelen ihrer Eltern zurück – was dann? Taths Wissen ignorieren und sie in ein Leben in der Hölle zurückholen? Sie in einem Labor mit dem Wissen aufwachen lassen, was geschehen war, und zusehen, wie sie dies mit ihrem normalen Leben zu vereinbaren versuchten, während sie sich als technisches Meisterwerk offenbarte, das sie mit der Sehnsucht marterte, in eine lange vergangene Zeit zurückzukehren? Und selbst wenn sie Lila, im bestmöglichen Fall, immer noch liebten und die Erfahrung dazu nutzten, ihr Leben zu überdenken … was sollte diese Kreatur daran hindern, das Gleiche wieder und wieder zu tun, wann immer ihr der Sinn danach stand? Oder Schlimmeres? Sie kannte die Art der Dämonen.
    Was passiert, wenn sie in der Flasche sind, aber nicht zurückgehen können? Was passiert dann, wenn die Flasche geöffnet wird?
    Dann fahren sie mit den Schiffen,  sagte Tath.
    Die Schiffe sind nur eine Metapher, richtig? Ich meine, das sind keine echten Schiffe, oder?
    Nein. Es sind die Untoten, die Formen annehmen, die für die von ihnen geleiteten Toten leichter zu begreifen sind als der reine Geist. Während sie den Ozean überqueren, verändern sie sich, und die Toten nehmen die gleiche Form an, und dann sind die Seelen frei und können nach Akasha zurückkehren, ohne Bewusstsein, nicht länger Individuen. Wie beim biologischen Tod werden sie wieder zum Urstoff der Energie.
    Das ist es dann also? Kein Leben nach dem Tod?
    Es ist ein Loslassen,  sagte der Elf hoffnungsfroh.
    Dann lassen wir los, sagte sie zu Tath. Jetzt wusste sie, warum es ihn betrübt hatte, dass ihr Wunsch erfüllt worden war.
    »Ihr geht schon wieder?«, fragte der Nekromant mit gespielter Höflichkeit, als sie sich erhoben. Unter ihnen verließen Schiffe den Hafen und setzten die Segel. Gerade noch in Sichtweite, veränderte sich die Form der Schiffe, wie Träume, die sich am Rand der Nacht formten.
    »Du hast gewonnen«, sagte sie ruhig. »Ich gehe nach Hause. Ich denke, dass jedes Gericht deinen Kummer als entschädigt ansehen wird. Es ist vorbei. Gratuliere.«
    Der Dämon stand auf. »So einfach kommst du aus der Sache nicht heraus …« Aber er klang unsicher.
    Lila

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