Lila Black 03 - Elfentod
dich das an?«, fragte Zal gelassen, als wäre es ihm gänzlich gleich.
»Ihr beschreitet meinen Weg«, sagte der Wolf. »Ihr befindet euch in meinem Land. Ihr seid fremd und neu an einem Ort, an dem es nichts Fremdes oder Neues mehr für mich gibt. Ihr schmeckt fremdartig. Ihr seid keine wahren Gestalten. Es ist länger her, als ich sagen kann, dass ich jemanden wie euch gesehen habe. Und doch seid ihr hier, geht irgendwohin, sucht einen Weg.«
»Wir haben uns verirrt«, sagte Lila erneut die Wahrheit.
»Ja, das habt ihr«, sagte der Wolf und kam näher. »Vielleicht kann ich euch helfen.«
Zal entspannte den Bogen und richtete sich auf, als wäre er beruhigt. »Wir sollen hier jemanden treffen.«
»Ich kenne jeden. Sag mir wen, und ich weise euch die richtige Richtung.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Zal und lockerte die Schultern. »Er ist bereits hier.«
Das ist gefährlich, sagte Tath da, und seine Anspannung durchfuhr Lila wie ein Stromschlag.
»Jack kommt nicht selbst«, sagte der Wolf. »Ich bin der Hauptmann seiner Garde. Moguskul ist mein Name.«
»Zal«, sagte Zal und steckte seine Waffe lässig weg. »Seit wann braucht er eine Garde?« Er sprach, als kenne er Jack bereits.
Lila fühlte sich unbehaglich. Der Wolf ignorierte Zals Frage und sah sie an. »Und du?«
»Ich bin Lila Freundesmörderin.«
»Tatsächlich?« Der Wolf kam näher und musterte sie eingängig. »Und dieses Hemd stellt deine offizielle Kluft dar?« Er klang nun spöttisch.
»Ganz recht«, sagte sie, erwiderte seinen Blick und sah, dass er nur schwer mit der verspiegelten Oberfläche ihrer Augen zurechtkam.
»Du siehst wie ein Vagabund aus«, sagte der Wolf schließlich. »Und du bist entweder sehr schlau oder sehr dumm, hier maskiert umherzugehen. Aber deine Maske stellt dich selbst dar, und das ist ausgesprochen seltsam. Es spielt jedoch keine Rolle. Wir reisen zu Jacks Hof, und er wird über euer Schicksal entscheiden.«
»Wie hat er dich eingefangen?«, fragte Zal im Plauderton. »Ich meine, ich verstehe, wie er Gulfoyle reingelegt hat – für eine Fee ist sie wenig gerissen. Aber dich? Du bist der Leitwolf. Möchtest du nicht lieber wieder ein einsamer Jäger sein als Jacks Schoßhund?«
Die Schatten, die Moguskuls Körper umtanzt hatten, glitten in ihn zurück, und er fletschte die Zähne in einem äußerst scheußlichen Knurren, wobei er Sabber und Hass gleichermaßen verspritzte. Sie wirbelte herum, um den Angriff auf Zal abzufangen, aber sie war zu langsam und bekam nur eine Handvoll struppigen Fells zu fassen, als das Tier an ihr vorbeisprang.
»Dafür sollte ich dir die Kehle herausreißen!« Der Wolf hielt einen Zentimeter vor Zals Gesicht inne und stemmte seine Vorderpfoten gegen Zals Brust, der unter dem Ansturm zurücktaumelte. Er zuckte mit keiner Wimper, sagte nur: »Aber das tust du nicht.« Dann drehte er den Körper auf eigentümliche Weise, und der Wolf fiel zu seinen Füßen auf die Nase. Obwohl er sich nicht bewegt hatte, stand Zal nun über ihm, durchsichtig und völlig schwarz, eine zweidimensionale Schicht aus Grau und Schwarz. Die Runen auf seiner Rüstung leuchteten nicht mehr und verschwanden. Er war zum Schatten geworden.
Kalte Schauder erfassten Lila, als sie diese Verwandlung beobachtete. Der Wolf grollte wütend und sprang auf. Er ignorierte Zal nun und ging stattdessen Lila an. Der Schnee fiel dichter, und dann erschienen überall Spuren auf dem weißen Boden, als wären sie von unzähligen unsichtbaren Wesen umgeben. Es roch mit einem Mal penetrant nach nassem Hund, und dann prallte der Wolf gegen ihre Brust. Sie hatte ihn nicht abspringen sehen.
Instinktiv drehte sie sich zur Seite und umklammerte den riesigen Körper, sodass sie gemeinsam fielen. Die KI schaltete in den Kampfmodus, und die Zeit schien langsamer zu laufen. Der Wolf wich vor ihrer Berührung zurück und wand sich in ihrem Griff. Dabei klappten seine riesigen Kiefer Millimeter vor ihrem Gesicht zusammen, und sein heißer, schneller Atem strich darüber hinweg. In seine Zähne waren Runen geschnitzt, eine in jeden kleinen Schneidezahn, drei in jeden Fang und je zwei in den Rest. Sie zeichnete das Bild auf; vielleicht konnte sie herausfinden, was sie bedeuteten. Dann hatten sie die Drehung vollendet, und sie landete auf ihm. Mit wuchtigen Prankenhieben und einem ohrenbetäubenden Heulen befreite sich der Wolf aus ihrem Griff und wirbelte herum, bis er vor ihr stand, schnappte und wütend knurrte.
»Was ist
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