Lila Black 03 - Elfentod
inklusive Stunde, Minute und Sekunde verraten, an dem sie aufhören würde, ein Mensch zu sein.
Und was kam danach?
Sie blieb auf dem Weg stehen, zog ihren Ärmel hoch und zeigte Zal ihren Arm, wo die schwarze, metallisch schimmernde Haut knapp unter der Schulter auf ihren kalten, mit Gänsehaut bedeckten Oberarm traf. Dazwischen befand sich ein dünner, graublauer Strich. Er kannte ihren Körper gut genug, um die Veränderung zu bemerken und zu verstehen, was sie bedeutete. Er schwieg, betastete den Bereich mit den Fingern und wiederholte die Geste nur mit seinem Schattenkörper, als wäre es Blindenschrift und er könnte etwas daraus lesen. Er strich sanft über ihren Maschinenarm und sagte atemlos: »Lebendig.«
»Sieben Monate, sieben Tage, sieben Stunden und einundzwanzig Sekunden«, sagte sie.
Er verstand auch dies.
Er legte den Arm um sie und drückte sie an sich, legte den Kopf an ihren, senkte das Gesicht auf ihre Schulter. Er war so leicht, dass er auf die Zehenspitzen gehoben wurde, als sie die Umarmung erwiderte, aber sein Körper war voller Leben und stark. »Hab keine Angst«, sagte er.
»Sieben oder ein Vielfaches«, sagte sie. »Natürlich, Feenzahlen. Toller Scherz.« Aber in seinen Armen konnte sie sich zum ersten Mal seit Langem wieder entspannen.
Die Luft und der Boden verschwammen kurz.
»So, das hat es endgültig zerrissen«, sagte der Kobold erwartungsvoll.
»Was?«, fragte Lila an Zals Schulter, denn sie wollte ihn nicht loslassen.
»Ihr und euer Spiel, vermute ich. Wir sollten weglaufen, aber das lohnt vermutlich nicht.«
»Ist ja nicht so, als wenn wir auf diesem Weg irgendwohin kämen«, sagte Lila verbittert und dachte an Gulfoyle. Die Fee könnte sie problemlos angelogen und sie hierhergeschickt haben, damit jemand sie bequem aufsammeln konnte.
»Ja, als wenn«, sagte eine fremdartige, tiefe Stimme.
Lila ließ Zal los und wirbelte herum. Auf dem Hügel, den sie gerade heruntergerutscht waren, stand ein riesiger weißer Wolf. Nur die dunklen Augen, die Nase und die Lefzen stachen aus dem vom Wind zersausten Fell hervor. Er hatte den großen Kopf gesenkt, und eine Vorderpfote war angehoben, als sei er mitten im Schritt erstarrt. Obwohl er ruhig geklungen hatte, sträubte sich sein Rückenkamm.
Lila erschauderte nur leicht, als seien sprechende Tiere und bewegliche Bäume zu ihrer zweiten Natur geworden. Sie beschloss, dem äußeren Erscheinungsbild nicht zu trauen, und verharrte schweigend. Sie überprüfte zum hundertsten Mal den Munitionsvorrat. Acht Kugeln aus Kalteisen. Drei silberne. Vier Explosivgeschosse. Zweiunddreißig normale aus Vollmetall – sie mit einzurechnen war vermutlich unsinnig, aber man wusste nie, wem man begegnete. Sie hatte genug Chemikalien, um ein paar Gifte zu mischen, aber der Großteil ihrer Ausrüstung war in einem nutzlosen Rucksack in ihrem Zimmer zurückgeblieben. Zal holte seinen Bogen hervor, legte einen Pfeil auf die Sehne und spannte sie etwas, hielt die Spitze aber vorerst auf den Boden gerichtet.
Der Kobold sprang zurück, zwischen ihnen hindurch und dann auf Lilas Rücken.
Es fing an zu schneien – große, feuchte Flocken, die schnell zusammenfanden und als trügerische Vorhänge durch die Luft schwebten und über ihre Gesichter glitten. Lila öffnete die Linsen in ihren Augen und ließ ihre KI alle unwichtigen Daten herausfiltern, sodass ihre Sicht etwas klarer wurde. Der Wolf trat gerade so weit vor, dass er in den flackernden Lichtschein des kalten Feuers des Kobolds gelangte. Dann erschien ein großer Schatten hinter dem Wolf und zeichnete sich vor dem Schnee ab. Ein wildes, dürres Wesen, so groß wie ein Hügel, das beständig die Gestalt wechselte. Lila sah eine Katze, einen Bären, einen Wolf, einen Hund, ein Wiesel, einen Falken … alle Raubtiere, die sie kannte. Aber das war nur ein Teil der Show. Hinter dem wechselhaften Schneevorhang konnte sie eine andere Gestalt im Dunkel erkennen, die aus allen Jägern bestand, die jemals in jedem Reich einherschritten, etwas, das all ihre Geister, ihre Gerissenheit und List in sich vereinte.
»Was tut ihr hier?«, fragte der Wolf mit gesenktem Kopf, sodass seine Augen wie schimmerndes Glas im Nichts wirkten.
Lila wählte eine Eisenpatrone. Sie glaubte nicht, dass sie hier mit Silber weiterkam.
»Wir suchen einen Weg«, sagte sie und sagte damit sogar die Wahrheit. Was hatte Malachi immer gesagt? Sage die Wahrheit, egal wie viele Lügen du dabei benutzt.
»Wohin?«
»Was geht
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